Am Tag nach der Katastrophe hängt dichter Dunst über der Stadt. Das besonders stark betroffene Heslach liegt unter einer Nebeldecke, als wäre es November und nicht August. In den Straßen verdampfen Tonnen von Eis, die sich zum Teil mannshoch aufgetürmt haben. Die Menschen betrachten die Überbleibsel der Naturgewalt. „Wer das nicht erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen“, sagt ein Mann aus Heslach der Stuttgarter Zeitung. Später wird von einem Sachschaden in Höhe von Hunderten Millionen Mark die Rede sein.

 

Auch das Gottvertrauen vieler Menschen ist erschüttert. Trotz aller schwäbischer Sorgfalt reichte ein Gewitter aus, um die Landeshauptstadt im Chaos versinken zu lassen. Die Pumpen etwa, die unterhalb des Charlottenplatzes bei Regen Wasser absaugen sollten, versagten, weil der Hagel die Abflüsse verstopft hatte. Die Einsatzkräfte mussten von außerhalb verstärkt werden, um Herr der Lage zu werden.

Wenigstens trockene Socken

Dieter Jarausch hatte in den Tagen nach dem Unglück keine Gelegenheit, in seiner eigenen Wohnung nach Schäden zu sehen. Wie viele andere Feuerwehrmänner war er rund um die Uhr im Einsatz. Anders als 500 Männer der Feuerwehr, 250 Polizisten und zahlreichen Helfern der Rettungsdienste war er allerdings nicht auf den Straßen unterwegs. Er saß im Krisenstab, der damals der Stuttgarter Polizei unterstand.

Im Stuttgarter Rathaus verbrachte er noch den ganzen 15. August mit durchnässter Kleidung. „Erst am Tag danach kam ein Mitarbeiter und hat mir Socken in die Hand gedrückt. Dann waren wenigstens mal meine Füße trocken.“ Jarausch beschreibt heute die Stimmung der Rettungskräfte bei aller Betroffenheit als eher gelassen. „Viele haben ja die Bombennächte im Zweiten Weltkrieg noch miterlebt. Das waren harte Kerle“, sagt er. Viele Stuttgarter hätten 1972 noch der Kriegsgeneration angehört, sagt Jarausch. Für ihn ist das Grund, warum selbst die Eingeschlossenen selten in Panik geraten sind. „Die haben im Katastrophenfall gewusst, dass sie da einfach durch müssen.“

Wasser der Sintflut

In der Hasenstraße will ein Rentner die Fenster in seinem Keller schließen. Das Wasser der Sintflut soll nicht in das Gebäude eindringen. Doch nicht Wasser, sondern Eis kommt dem Mann entgegen: Hagelkörner zertrümmern die Fenster, strömen in den Keller und werfen den Mann zu Boden. Er erstickt unter den dichten Eismassen, die ihn unter sich begraben.

An der Böblinger Straße kämpfen drei Männer ums Überleben. Die Mitarbeiter der Firma Imperial arbeiten im Keller, als das Unwetter losbricht. In rasender Geschwindigkeit füllen sich alle Luftschächte mit Hagel. Einer der Schächte bricht unter dem Gewicht des gefrorenen Wassers zusammen, das Hochwasser von der Straße ergießt sich als Flutwelle in den Raum. Bald steht es bis knapp unter der Decke. Den Männern bleibt kein Fluchtweg, da der Wasserdruck verhindert, dass sich die Tür öffnen lässt. Sie ertrinken.

Sechs Menschen sterben in der dramatischen Viertelstunde des Unglücks. Nicht nur der Hagel tötet. Im Stuttgarter Osten wird eine Frau von einem Sturzbach mitgerissen, der sich über die Klingenstraße wälzt. Sie bleibt an einem Auto hängen, das der Mahlstrom in Bewegung gesetzt hat und wird ganz vom Wasser bedeckt. Ein 72-Jähriger stirbt an der Sodener Straße, als in seiner Nähe ein Blitz einschlägt.

Der Tag nach der Katastrophe

Am Tag nach der Katastrophe hängt dichter Dunst über der Stadt. Das besonders stark betroffene Heslach liegt unter einer Nebeldecke, als wäre es November und nicht August. In den Straßen verdampfen Tonnen von Eis, die sich zum Teil mannshoch aufgetürmt haben. Die Menschen betrachten die Überbleibsel der Naturgewalt. „Wer das nicht erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen“, sagt ein Mann aus Heslach der Stuttgarter Zeitung. Später wird von einem Sachschaden in Höhe von Hunderten Millionen Mark die Rede sein.

Auch das Gottvertrauen vieler Menschen ist erschüttert. Trotz aller schwäbischer Sorgfalt reichte ein Gewitter aus, um die Landeshauptstadt im Chaos versinken zu lassen. Die Pumpen etwa, die unterhalb des Charlottenplatzes bei Regen Wasser absaugen sollten, versagten, weil der Hagel die Abflüsse verstopft hatte. Die Einsatzkräfte mussten von außerhalb verstärkt werden, um Herr der Lage zu werden.

Wenigstens trockene Socken

Dieter Jarausch hatte in den Tagen nach dem Unglück keine Gelegenheit, in seiner eigenen Wohnung nach Schäden zu sehen. Wie viele andere Feuerwehrmänner war er rund um die Uhr im Einsatz. Anders als 500 Männer der Feuerwehr, 250 Polizisten und zahlreichen Helfern der Rettungsdienste war er allerdings nicht auf den Straßen unterwegs. Er saß im Krisenstab, der damals der Stuttgarter Polizei unterstand.

Im Stuttgarter Rathaus verbrachte er noch den ganzen 15. August mit durchnässter Kleidung. „Erst am Tag danach kam ein Mitarbeiter und hat mir Socken in die Hand gedrückt. Dann waren wenigstens mal meine Füße trocken.“ Jarausch beschreibt heute die Stimmung der Rettungskräfte bei aller Betroffenheit als eher gelassen. „Viele haben ja die Bombennächte im Zweiten Weltkrieg noch miterlebt. Das waren harte Kerle“, sagt er. Viele Stuttgarter hätten 1972 noch der Kriegsgeneration angehört, sagt Jarausch. Für ihn ist das Grund, warum selbst die Eingeschlossenen selten in Panik geraten sind. „Die haben im Katastrophenfall gewusst, dass sie da einfach durch müssen.“