Experten sehen vor allem kleinere Krankenhäuser für das in Westafrika grassierende Virus schlecht vorbereitet. Die Regionale Kliniken-Holding will etwas dagegen tun.

Ludwigsburg - Sind Plastikfolien aus Hessen ein besserer Ebolaschutz als Plastik aus Baden-Württemberg? Diese kuriose, rhetorische Frage ist am Samstag während einer Fachtagung zum Thema Großgefahrenlagen am Klinikum Ludwigsburg aufgeworfen worden. Anlass war ein Referat von Hans Georg Jung von der Stabstelle Gesundheit der Stadt Frankfurt/Main. Die Stadt gilt bundesweit als vorbildlich in Sachen Seuchenprävention. Jung hatte erläutert, dass Patienten, bei denen etwa Verdacht auf Ebola bestehe, notfalls mit normalen Rettungswagen ins Krankenhaus befördert würden. Die Fahrzeuge würden mit Plastik ausgekleidet und verklebt, um sie besser desinfizieren zu können.

 

Da drängte sich für einen der rund 80 Zuhörer im Hörsaal des Klinikums eine Frage auf: „Uns wurde gesagt, dass das nicht adäquat sei“, sagte der im Rettungsdienst tätige Zuhörer. „Ich kann nicht für Baden-Württemberg sprechen“, antwortete der Referent, „aber: unser Plastik reicht.“

Schnelle Isolierung als zentraler Punkt

Jungs Ausführungen warfen für manchen Zuhörer ein merkwürdiges Licht auf die Ebola-Notfallpläne des Landes – diese gelten übrigens auch für alle anderen infektiösen Krankheiten. Die Debatte, ob eine einzige Sonderisolierstation für Baden-Württemberg (beim Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart) ausreichend sei, führe am Thema vorbei, findet Jung.

Auch die Frage, ob ein Land ein teures Spezialfahrzeug zum Transport infizierter Patienten selbst anschaffe oder anderswo ausleihe, sei nicht entscheidend – das bestätigte auch Mario König, der zurzeit im Auftrag des Landesgesundheitsamts Dekontaminationssysteme entwickelt. Bedeutend sei vielmehr ein anderer Punkt: wenn ein Verdachtsfall ins Krankenhaus komme, müsse dieser schnell und unbürokratisch isoliert werden. Bestätige sich der Verdacht auf Ebola, dann könne er per Spezialfahrzeug in die nächst gelegene Sonderisolierstation gebracht werden.

Kleine Häuser tun sich schwer

„Die aktuelle Ebola-Debatte hat uns wach gerüttelt“, sagt Stefan Weiß, der seit Anfang dieses Jahres als Katastrophenschutzbeauftrager für Ludwigsburg und die ganze Regionale Kliniken-Holding (RKH) fungiert. Hysterie sei fehl am Platz. Aber gerade beim Thema der frühzeitigen Isolierung „haben wir in Baden-Württemberg ein großes Manko“. Insbesondere in kleinen Häusern fehle so etwas häufig.

Doch die RKH sei im Begriff gegenzusteuern. Zurzeit werde die interdisziplinäre Notaufnahme am Klinikum Ludwigsburg neu gebaut – inklusive einer Isolierstation mit separatem Zugang. Schutzanzüge seien bestellt worden. Der Ernstfall sei bereits geprobt worden.

Weiß gibt zu, dass kleine Häuser wie Vaihingen, Marbach oder Neuenbürg (Enzkreis) „sich bei diesem Thema schwerer tun“. Doch der Vortrag des Fachmanns Jung habe ihm gezeigt, dass auch dort mit relativ geringem Aufwand viel zu erreichen sein. „Im Zweifel muss der Verdachtspatient ein Zimmer am Ende des Ganges bekommen, dort bleiben, und ich fahre zu ihm raus“, sagt Weiß.

Im Saal bricht Gelächter aus

Kritik am Land oder den Kreis-Gesundheitsämtern wollte am Samstag niemand direkt äußern. Indirekt wurde sie jedoch dennoch deutlich – zum Beispiel, als der Fachmann Hans Georg Jung erläuterte, dass sein Amt die Katastrophenprävention regelmäßig überprüfe: „Bei uns gibt es seit 2005 regelmäßig Übungen – manchmal auch unangekündigt.“ Das anschließende Gelächter im Saal deutete wohl darauf hin, dass das in der Region Stuttgart wohl eher selten geschieht.