Wenn es nach den Veranstaltern geht, war es nicht der Letzte seiner Art: Zum Katastrophenschutztag in der Sindelfinger Stadthalle hatten die Schulen, die Stadt und die großen Hilfsorganisationen alle Sechstklässler Sindelfingens eingeladen, um sich mit dem Katastrophenschutz vertraut zu machen. Rund 730 Kinder waren am Donnerstag gekommen.
Beim Technischen Hilfswerk (THW) beispielsweise konnten die Kinder üben, wie man Feldbetten aufbaut. Der zwölfjährige Felix Knauer war damit in zwei Minuten fertig, breitete eine Decke drüber, legte sich drauf, machte sich lang und alles passte. Sein Vater Martin Knauer ist Gruppenführer Bergung beim THW, und erklärte den Kindern ein großes gelbes Dieselgebläse, mit dem man Notunterkünfte belüftet und beheizt.
Über ein wackliges Brett
Draußen war indessen Sascha Gössek von der Rettungshundestaffel Sindelfingen unterwegs. Er demonstrierte den Schülern, was der Rettungs Hund Ajamu alles kann. Der Rüde kroch durch einen Schlauch, balancierte über ein wackeliges Brett und ging über eine zusammengesteckte Leiter. All das muss er können, wenn er Verletzte oder Verirrte aufspüren soll.
Ajamu ließ sich selbst von den Schülern nicht irre machen, die nebenan ihren Spaß hatten, als sie bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft halfen, mit einer Seilbrücke eine Puppe über den Bach zu ziehen. Richtig zur Sache ging es, als sich der Sindelfinger Feuerwehrkommandant Rainer Just den Gurten anvertraute. „Loslassen! Jetzt ziehen!Vorne anpacken!“, kommandierte Felix Schubert von der DLRG die Schüler, so lange, bis Just wohlbehalten angekommen war.
Deutschland ist verwundbar
Gekommen war auch der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU), der ebenso die Parcours ausprobierte, indem er half, Sandsäcke zu füllen, oder mit einem hydraulischen Spreizer einen Tischtennisball balancierte. Das Interesse kommt nicht von ungefähr: Wenn es hart auf hart kommt, ist im Zweifel immer die Kommune die erste Einrichtung, die vor Ort helfen muss. Eine Verantwortung, der sich Vöhringer bewusst ist: Seit dem Ende des Kalten Krieges 1989 habe Deutschland den Bevölkerungsschutz zurückgefahren, aber in manchen Bereichen zu sehr, sagte der Oberbürgermeister. Die Corona-Pandemie, die Hochwasserkatastrophen in Rudersberg oder im Ahrtal vor drei Jahren hätten gezeigt, dass Deutschland verwundbar sei.
Zwei Teddys, schwer verletzt auf dem Bobby-Car
Wie es geht, spielerisch für den Notfall zu lernen, das zeigte Susanne Krug vom Roten Kreuz. Zwei Bobby-Cars sind zusammen gestoßen und auf den Sitzen liegen zwei große reglose Teddybären. Wie man sie birgt und auf Tragen legt oder wie man Menschen in die stabile Seitenlage bringt, das war am Stand des Roten Kreuzes zu lernen.
Mit mehreren Wagen ist auch die Sindelfinger Feuerwehr gekommen und hatte vor allem ihre Jugendabteilung mitgebracht. Die Floriansjüngsten hatten ein brennendes Haus gemalt und die Schüler hatten einen Riesenspaß daran, den Brand mit Wasser zu löschen oder mit dem Wasserdruck kleine Figuren umzuschubsen. Weil aber Feuerwehren nicht nur löschen, sondern auch bergen, konnten die Kinder den sogenannten „Rautek-Griff“ üben, mit denen man Personen aus der Gefahr zieht.
Nicht nur der Oberbürgermeister fand die Veranstaltung gelungen, auch die beiden Schulleiterinnen Diemut Rebmann und Nadine Kußler, die zusammen mit ihren Mitarbeitern den nicht gerade kleinen logistischen Aufwand gestemmt haben, die 730 Schüler zur Stadthalle zu bringen. Dieser Tag sei viel eindrücklicher gewesen als eine Schulstunde mit einem einzelnen Referenten, sagten die beiden Schulleiterinnen.