Das Stadtarchiv Stuttgart im Bellingweg verwaltet und pflegt das Gedächtnis der Stadt. Nach 25 Jahren gibt es jetzt einen Wechsel in der Archivleitung.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Beschlossen und verkündet: das Stadtarchiv Stuttgart wird künftig von einer Frau geleitet. Am 1. Oktober tritt Katharina Ernst die Nachfolge von Roland Müller an, der nach 25 Jahren an der Spitze des Stadtarchivs in den Ruhestand geht. Die Entscheidung traf der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag – sehr zur Freude des Ersten Bürgermeisters Fabian Mayer: „Katharina Ernst wird das Stadtarchiv hervorragend in die Zukunft führen.“ Die Innovationskraft der Einrichtung sei angesichts der gesellschaftlichen und digitalen Entwicklungen mehr denn je gefordert, sagte Mayer. Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner äußerte die Erwartung, dass die neue Leiterin das jetzt bereits gut aufgestellte Stadtarchiv noch stärker für alle Bereiche der Gesellschaft öffnen wird. Ernst hat sich dies selbst zur Aufgabe gemacht. Sie versteht das Stadtarchiv „als einen Ort und ein Partner für alle, die sich für die Geschichte Stuttgarts interessieren. Jeder und jede kann sich hier informieren und selbst forschen und wird dabei von uns unterstützt.“

 

Ernst hat das digitale Stadtlexikon aufgebaut

Katharina Ernst, 52, hat Geschichte, Philosophie und Anglistik in Heidelberg und Edinburgh/Großbritannien studiert. Über die Stationen Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg, Landesarchiv Baden-Württemberg und Archivschule Marburg kam sie 2002 ans Stadtarchiv Stuttgart. Seit 2014 ist sie dort stellvertretende Leiterin. Mit ihrem Namen verbindet sich der Aufbau des digitalen Stadtlexikons, das 2019 für den renommierten Grimme Online Award nominiert worden ist.

Zeitgleich mit der Wahl von Katharina Ernst verabschiedetet sich der bisherige Archivleiter Roland Müller am Donnerstagabend im Stadtarchiv im Bellingweg mit einem Vortrag über die „Stationen jüdischer Geschichte im Südwesten im 19. und 20. Jahrhundert“. Anlässlich des Festjahrs „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ stellte Müller auch Bezüge zur aktuellen Ausstellung des Stadtarchivs über das Architekturbüro Bloch & Guggenheimer und dessen Wirken in Stuttgart her.

An der gut besuchten Veranstaltung nahm auch die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Barbara Traub, teil.