Treibt ein Saboteur sein Unwesen im Katharinenhospital? Immer wieder entdecken Ärzte dort vor Operationen nicht korrekt desinfiziertes OP-Besteck. Nun hat die Leitung des Katharinenhospitals Anzeige erstattet – und Operationen abgesagt.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Hat ein Saboteur sein Unwesen im Katharinenhospital betrieben? Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt seit September gegen Unbekannt wegen versuchter Körperverletzung. „Es wurde verunreinigtes OP-Besteck festgestellt“, bestätigt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Claudia Krauth einen entsprechenden Artikel der „Bild“-Zeitung.

 

Der Ärztliche Direktor des Stuttgarter Klinikums, Claude Krier, informierte am Dienstag die Öffentlichkeit über die Vorfälle: Anfang September seien bei den Operationsinstrumenten „vereinzelt Unregelmäßigkeiten“ aufgetreten, sagte Krier. Genauere Zahlen nannte er nicht. Teilweise seien die Operationsinstrumente verunreinigt gewesen oder nicht korrekt aufgearbeitet, dann wieder waren die Plomben der Siebe, in denen sich das OP-Besteck befindet, nicht ordnungsgemäß verschlossen. OP-Schwestern und Ärzte hatten die Verunreinigungen bei der Vorbereitung auf die Operationen entdeckt. „Es kam der Verdacht auf, dass eine Manipulation von Dritten vorgekommen sein muss“, sagte Krier. Deshalb habe die Krankenhausleitung am 14. September Anzeige erstattet.

Keine Häufung von Infektionen nach Operationen

Zu keinem Zeitpunkt habe „eine Gefährdung von Patienten“ bestanden, betont Krier. Er geht davon aus, dass keines der verunreinigten Instrumente „in das Innere eines Patienten gelangt“ ist. „Nach menschlichem Ermessen kann ich das ausschließen“, sagt der Ärztliche Direktor. Infektionen nach Operationen hätten sich seit September auch nicht gehäuft.

Laut der Pressestaatsanwältin Krauth hat sich seit Aufnahme der Ermittlungen „kein vergleichbarer Fall“ mehr zugetragen. Die Kriminalpolizei hatte zwischenzeitlich Kameras im Katharinenhospital installiert, diese wurden inzwischen abgehängt. Mitarbeiter hatten die Kameras entdeckt und sich beim Personalrat beschwert.

Sabotageakte wären ein Novum

Sollte sich der Verdacht der Sabotage bestätigen, wäre das wohl ein Novum am Klinikum. Zumindest in seinen 22 Dienstjahren sei ihm bisher kein Fall von Sabotage bekannt, so der Klinische Direktor. Ein externes Labor habe kürzlich 40 Instrumentenstichproben untersucht. Die Sterilität sei „einwandfrei“ gewesen.

Der Auftrag an das Labor zählt zu einer Reihe an Maßnahmen, mit denen die Krankenhausleitung auf die Vorfälle reagiert. Die Mitarbeiter seien informiert worden, man habe die Kontrolle intensiviert, indem ein deutlich personalintensiveres Vier-Augen-Prinzip etabliert wurde, führte Krier aus. Auch die Plomben für die Verschlüsse der Einheiten nach der Reinigung wurden verändert. „Die neue Versiegelung gibt eine hundertprozentige Sicherheit, dass niemand sie mehr öffnen kann“, erklärte die Pflegedirektorin Gudrun Klein. Darüber hinaus ist das Team, das die OP-Instrumente aufbereitet, vergrößert worden: Zehn Zeitarbeitskräfte verstärken die 30 Vollzeitkräfte der Sterilgutversorgungsabteilung am Katharinenhospital. Im Vorfeld habe es in der Abteilung keine Stellenreduzierungen gegeben. Doch wegen der Marktlage sei es schwierig, qualifiziertes Personal zu bekommen, sagte Klein.

Zahl der OPs in der Neurochirurgie reduziert

Eine weitere Maßnahme betrifft die Patienten ganz konkret: So wurde die Zahl der Operationen in der Neurochirurgie reduziert, um das Arbeitsvolumen im Bereich Sterilgutversorgung zu verringern. Die Neurochirurgie sei von den verunreinigten Instrumenten besonders betroffen gewesen, berichtete Krier. Hier seien die verwendeten Instrumente besonders schwierig und aufwendig aufzubereiten.

Dass OP-Termine abgesagt oder verschoben werden mussten, sei bedauerlich, so Krier. Die Sicherheit der Patienten habe aber Priorität. Wie viele Operationen konkret gestrichen wurden, bezifferte er nicht. Man habe sich auf die Notfälle beschränkt. Üblicherweise fielen von den rund 50 täglichen Operationen etwa fünf auf die Neurochirurgie.