So viele Katholiken wie nie zuvor kehren ihrer Kirche den Rücken. Der bundesweite Trend trifft auch die beiden Diözesen im Südwesten. Sie verlieren im vergangenen Jahr zusammen 36 867 Mitglieder.

Stuttgart - In den beiden katholischen Diözesen Baden-Württembergs ist die Zahl der Kirchenaustritte erneut gestiegen. Das zeigt die Jahresbilanz 2014, die die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag veröffentlichte. Mit dem Rekord der Austrittszahlen bewegen sich die beiden Südwest-Diözesen im Bundestrend. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart stieg die Zahl der Kirchenaustritte demnach von 14 600 im Jahr zuvor auf 18 170, teilte die Diözese mit. In der Erzdiözese Freiburg erklärten 18 697 Katholiken den Austritt aus der Kirche, 2013 waren es 15 125.

 

Eine Grund für die Entwicklung sei das neue Einzugsverfahren der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, teilte die Erzdiözese Freiburg. Von vielen Katholiken sei dies als Steuererhöhung gedeutet worden, dies sei jedoch ein Irrtum. Es handele sich lediglich um ein verändertes Verfahren zur Erhebung der Kirchensteuer. Seit Anfang 2015 leiten Banken und Sparkassen die Kirchensteuer auf Kapitalerträge oberhalb des Sparerfreibetrags automatisch an die Finanzämter weiter.

Trotz der hohen Zahl der Kirchenaustritte gebe es keinen Grund zum Jammern, sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Überzeugender sei, den Glaube an Gott zur Sprache zu bringen. Christen müssten stärker spürbar machen, wie der Glaube an Gott unser Leben durchdringen. Burger rief seine Kirche dazu auf, ihre Mitglieder stärker an sich zu binden. Der Glaube müsse stärker als bisher in den Familien und der Gesellschaft weitergegeben werden.

Auch deutschlandweit stiegen die Zahlen auf einen Rekordstand. Im vergangenen Jahr kehrten 217 716 Menschen der Kirche den Rücken. Damit wurde das bisherige Rekordniveau von 2010 auf dem Höhepunkt des Missbrauchsskandals (181 193 Austritte) deutlich übertroffen.