Mit einer Aktion fordern Katholiken aus Filderstadt ihr Oberhaupt im Vatikan auf, die Kirche zu reformieren. Die Missstände „schreien zum Himmel“, sagt eine von ihnen.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Filderstadt - Blanka Wagner wird in der ersten Novemberwoche eine leuchtend gelbe Postkarte in einen Briefkasten in Bonlanden werfen, mit einem nicht ganz alltäglichen Empfänger. Adressat ist „Seine Heiligkeit Papst Franziskus“. Zusammen mit der Postkarte von Blanka Wagner, die Gemeindemitglied der Liebfrauenkirche ist, werden bis zu 20 000 weitere jener gelben Karten im vatikanischen Briefkasten eintrudeln.

 

Initiiert hat die Aktion die Bewegung „Maria 2.0“, die sich seit 2019 dafür einsetzt, dass die katholische Kirche Missstände aufklärt und alte, Frauen verachtende Strukturen aufbricht. Deutschlandweit haben sich aktive Gruppen gegründet, eine davon in Filderstadt aus den Gemeinden Liebfrauen und Sankt Stephanus. „Wir sind acht aktive Frauen und Männer“, sagt Blanka Wagner, die Teil dieser Gruppe ist.

Der Papst soll hinhören

Anlass der Postkartenaktion ist die Weltsynode, die Papst Franziskus im Oktober einberufen hat. „Die nächsten zwei Jahre soll jeder Bischof in seinem Bistum zuhören und nach oben melden, was er für Probleme sieht“, erklärt Blanka Wagner. Da der Papst unterstrichen habe, dass die Weltsynode ein Weg des gegenseitigen Zuhörens sein soll, habe die Bewegung „Maria 2.0“ dies zum Anlass genommen, mit der Postkartenaktion sehr deutlich auf ihn zuzugehen – in der Hoffnung, bei ihm Gehör zu bekommen.

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Angemahnt wird auf den Postkarten, die Ursachen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche anzugehen und nicht weiter zu vertuschen. Außerdem wird gefordert, dass Frauen am Weiheamt und an der kirchlichen Macht teilhaben sollen. In großen pinken Lettern steht am Schluss jeder Postkarte: „Ich weiß nicht, wie lange ich es in dieser Kirche noch aushalten kann und will!“

Jeder kann eine Karte verschicken

Die Gruppe in Filderstadt hat 2500 solcher Karten drucken lassen und an die katholischen Haushalte im Ort verteilt. Wer sich angesprochen fühlt, kann sie frankieren und absenden. Zusätzlich liegen Postkarten in den katholischen Kirchen aus und können von jedermann abgeholt und verschickt werden. Sie sollen möglichst in der ersten Novemberwoche im Vatikan eintreffen. „Der Papst soll sehen: Da sind viele, die so denken“, sagt Blanka Wagner. Für sie persönlich sind die Missstände in der katholischen Kirche schwer erträglich, „das schreit zum Himmel“. Sie engagiere sich in der „Maria 2.0“-Bewegung, „weil mir die Kirche wichtig ist. Sie hat was zu sagen und vertritt wichtige Werte, die man in der Gesellschaft braucht, zum Beispiel Nächstenliebe. Sie macht das zwischenmenschliche Leben kostbar.“

Infos: maria2.0@katholisch-filderstadt.de.