In der Herz-Jesu-Kirche in Rommelshausen hat Michael Friedl 22 Jahre lang Gottesdienste gehalten. Es war seine erste Pfarrstelle.

Rommelshausen - Vieles hat sich getan, seitdem Michael Friedl am 11. September 1994 als Pfarrer nach Kernen kam. Es war seine erste Pfarrstelle. In den beiden Ortsteilen betreute er in den vergangenen 22 Jahren die Gemeindemitglieder der Herz-Jesu-Kirche in Rommelshausen und der Heilig-Kreuz-Kirche in Stetten mit rund 3600 Katholiken.

 

Im Jahr 2000 vergrößert sich der Radius von Michael Friedl um weitere 3200 „Schäfchen“

Bei den zwei Kirchen blieb es nicht, denn in der katholischen Kirche sind die Seelsorger knapp. Im Jahr 2000 vergrößerte sich sein Radius: Weitere 3200 „Schäfchen“ kamen in Endersbach, Großheppach und Strümpfelbach in eine so genannte Seelsorgeeinheit dazu. Jetzt muss die Seelsorgeeinheit erneut wegen Priestermangels neu geordnet werden. Sowohl Pfarrer Friedl als auch sein Kollege Ludwig-Frank Mattes aus Remshalden verlassen ihre Gemeinden in diesen Wochen.

Mattes und Friedl sind ehemalige Studienkollegen, beide 52 Jahre alt und beide an ihrer ersten Pfarrstelle geblieben. Nun suchen sie zur gleichen Zeit eine neue Herausforderung, Ludwig-Frank Mattes wird Pfarrer der Kirchengemeinden am unteren Neckar in Stuttgart, Michael Friedl geht nach Remseck. Die Pfarrstelle dort war ein Jahr lang ausgeschrieben und unbesetzt. Das droht jetzt auch den katholischen Kirchengemeinden Beutelsbach, Endersbach, Kernen und Remshalden, die rechtlich selbstständig geblieben sind, aber die Seelsorgeeinheit bilden. Im Dezember soll ein Priester aus Nigeria kommen, heißt es. Bis dahin habe er jetzt schon mal die Gottesdienste bestmöglich terminiert und „weitgehend abgedeckt“, sagt Michael Friedl. Auf die Diakone Dieter Krbecek mit Dienstsitz in Rommelshausen, den Ruheständler und ehrenamtlichen Mitwirkenden Bernd-Günter M. Barwitzki und den Diakon im Nebenberuf Martin Fischer kommt auf jeden Fall mehr Arbeit zu. Als Gemeindereferent ist Frank Schien erst im September dazugestoßen.

„Ich bin gerne in Kernen gewesen“, sagt Pfarrer Friedl

„Ich bin gerne in Kernen gewesen“, sagt Pfarrer Friedl. Zusammen mit Mattes seien sie „ein gutes Gespann“ gewesen. Aber wenn er noch einmal etwas Neues machen wolle, dann müsse er das jetzt tun. „Sonst wäre ich am Ende 40 Jahre an einer Stelle geblieben.“ Dem hat er vorgebeugt. Friedl wird in Remseck auf eine ähnliche Struktur wie in Kernen stoßen. Er hat dort vier Gottesdienstorte zu betreuen mit 6000 Katholiken. Auch in Remseck wird er die „Stuttgarter Randlage“ spüren. „Ein Drittel der Bevölkerung sind Katholiken, viele von ihnen nach dem Zweiten Weltkrieg als Heimatvertriebene gekommen. Zwei Drittel sind Protestanten“, beschreibt Friedl seinen künftigen Wirkungskreis.

In Kernen hat er immer gerne mit den Erstkommunionkindern gearbeitet und im Religionsunterricht erfahren, „dass Kinder sehr gut ansprechbar sind im Bezug auf Glauben“. Einmal habe ein Kind im Kindergarten zu ihm „Hallo Gott“ gesagt. Er schmunzelt: „Das Kind hat halt den Pfarrer mit dem lieben Gott verwechselt.“ Mit den Sternsingern hat er sich jedes Jahr aufs Eis gewagt. „In Adelberg haben wir die Halle gemietet und sind mit den rund 150 Sternsingern zum Schlittschuhlaufen gegangen. Als Dankeschön für ihre Arbeit.“

Freizeit und Zeit für Hobbies bleiben einem Pfarrer in Zeiten heftigen Priestermangels wenig

Freizeit und Zeit für Hobbies bleiben einem Pfarrer in Zeiten heftigen Priestermangels wenig. Dennoch hat sich Michael Friedl immer gerne auf sein Motorrad gesetzt, eine Suzuki 500. Vor 18 Jahren hat er sie gebraucht gekauft und der Geistliche ist damit gerne auf Höhen des Schwurwalds unterwegs. Die Affinität ihres Pfarrers für motorisierte Zweiräder hat auch der Vespa-Club entdeckt, allerdings erst spät. 2015 und 2016 gab es dann jeweils einen speziellen Aussegnungsgottesdienst für die stylishen Roller und ihre Fahrer.

Der in Wasseralfingen aufgewachsene Michael Friedl stand einst vor der Wahl Physik oder Theologie zu studieren. Über 30 Jahre sind ins Land gezogen seit dem Abitur 1983 in Aalen. Er würde wieder Pfarrer werden, sagt er: „Die christliche Botschaft hat mich bis heute nachhaltig begeistert.“ 1990 wurde er in der Basilika in Weingarten zum Priester geweiht, als Diakon war er in Fellbach-Schmiden, von 1990 bis 1992 Vikar in St. Elisabeth im Stuttgarter Westen. Danach zwei Jahre in Schorndorf. In Kernen folgte er auf den 2014 verstorbenen Otto Balluff.

Von Mitte Oktober an muss erstmal Pfarrer Jens-Uwe Schwab aus Fellbach einspringen

Von Mitte Oktober an muss erstmal der Pfarrer Jens-Uwe Schwab aus Fellbach in den Gemeinden, die durch den Weggang des Kollegen in Kernen ohne Pfarrer sind, einspringen.