Bei den Katholiken in Leinfelden-Echterdingen wurden ungeklärte finanzielle Vorgänge entdeckt. Es wurde Strafanzeige gestellt.
Leinfelden-Echterdingen - Wer Kirchenpfleger werden will, hat eine verantwortungsvolle Aufgabe: „Der Kirchenpfleger unterstützt den Pfarrer, den Kirchengemeinderat bzw. den Verwaltungsausschuss bei der Verwaltung des Ortskirchensteuervermögens. Dazu gehört insbesondere die Besorgung der laufenden Verwaltungsgeschäfte sowie die Kassen-und Rechnungsführung.“ So heißt es im Aufgabenprofil der Ausschreibung einer solchen Stelle bei der katholischen Kirchengemeinde in Leinfelden-Echterdingen.
Und weiter: „Der Kirchenpfleger ist dem Pfarrer, dem Kirchengemeinderat und dem Verwaltungsausschuss im Rahmen deren Zuständigkeiten für die ordnungsgemäße Ausführung verantwortlich und an deren Weisungen und Beschlüsse gebunden. Er führt im Rahmen seiner Zuständigkeit den Schriftverkehr selbstständig.“
In hohem Maße eine Vertrauensperson
Der Kirchenpfleger ist also eine Vertrauensperson in hohem Maße in einer Kirchengemeinde. Und eigentlich hatten die Katholiken in Leinfelden-Echterdingen auch solch eine Person. Oder besser: Sie dachten, sie hätten solch eine Person, und das schon seit nun 13 Jahren. Heute wissen sie es besser: „In den letzten Monaten mussten wir leider feststellen, dass es durch den Kirchenpfleger eine Reihe von ungeklärten finanziellen Vorgängen gegeben hat, die unsere beiden Gemeinden geschädigt haben“, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde. Da es sich hier mittlerweile um ein Verfahren handelt, das bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart liegt, welche die Ermittlungen aufgenommen hat, gibt es jetzt keine Aussage zu Schadenshöhe oder der Taktik, die hinter den „ungeklärten finanziellen Vorgängen“ steckt, auch der Name dieser Person wird in einem laufenden Verfahren nicht genannt.
Immer mehr Verdachtsmomente
„Das war schon ein großer Vertrauensverlust für uns, als wir dahintergekommen sind“ betont der Pfarrer Hans Stehle, „das Verhältnis zwischen dem Kirchenpfleger und den Gemeindeorganen war sehr gut“. Doch es hätten sich die Verdachtsmomente gehäuft, dass hier finanziell nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Die Gemeindevertreter hätten sich deshalb an das gehalten, was dann zu tun sei: Sie haben sich an das zuständige bischöfliche Ordinariat gewendet. Dieses habe eine Sonderprüfung veranlasst. Stehle: „Sie haben unsere Verdachtsmomente nachvollzogen und bestätigt, sie haben auch noch weitere entdeckt.“ Danach habe der Betroffene die Gelegenheit gehabt, sich zu den Vorwürfen zu äußern. „Doch das war nicht zufriedenstellend“, so Stehle. Die Folge: Das Anstellungsverhältnis wurde gekündigt, es wurde Strafanzeige gestellt, die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Das Gemeindeleben geht freilich weiter: Ein neuer Kirchenpfleger wurde gefunden nach der eingangs erwähnten Stellenausschreibung. Und dieser hat auch sein Amt schon angetreten. Auf ihn wartet eine große Aufgabe: Die laufenden Geschäfte müssen bewältigt werden, zugleich müssen die des Vorgängers aufgearbeitet werden. Zum entstandenen Schaden macht Stehle keine Angaben. Nur so viel: „Wir hoffen, dass wir so viel wie möglich wieder zurückbekommen.“