In seine Zeit als geschäftsführender Pfarrer in Vaihingen fällt die Zusammenlegung von vier Gemeinden.

Vaihingen - Nach so vielen Jahren intensiver Zusammenarbeit und herzlicher Gemeinschaft fällt eine Trennung nicht leicht: Pfarrer Stefan Ruf verlässt die katholische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Vaihingen. Während eines Gottesdienstes in der Kirche Heilige Familie am 27. Januar wird der beliebte Seelsorger nach Biberach an der Riß verabschiedet.

 

Der 52-Jährige hat in mehr als 14 Jahren Tätigkeit in Vaihingen so manche Neuerung begleitet. In seine Zeit fällt das allmähliche Zusammenwachsen der vier Gemeinden Christus König, Heilige Familie, Maximilian Kolbe und Maria Königin des Friedens. Weitere Bestandteile sind das vor fünf Jahren eröffnete Konvent „Töchter Mariens“ mit bis zu fünf Schwestern aus Nigeria sowie die italienische Kirchengemeinde Cristo Re. So ist es zu erklären, dass man sich im Gemeindebüro an der Fanny Leicht-Straße an diesem Tag mit einem fröhlichen „Buon giorno“ begrüßt.

Rheinische Frohnatur aus Heilbronn

„Wir brauchen auch Freude in der Kirche, schließlich geht es um die frohe Botschaft“, sagt Stefan Ruf. Der gebürtige Heilbronner hat einen Teil seiner Kindheit in Köln verlebt. Ein bisschen ist vom unkomplizierten Humor der Rheinländer bei ihm hängengeblieben. Die Eltern waren engagierte Katholiken – „aber nicht frömmelnd“, betont der Seelsorger, der als Siebenjähriger mit der Familie nach Neuhausen auf den Fildern umgezogen ist.

Am Anfang stand die Jugendarbeit: Nach der Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher in Stuttgart machte Stefan Ruf auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur und studierte in Tübingen Theologie. „Der sozialpädagogische Aspekt hat mich nie losgelassen“, erzählt er. Viele Jahre lang hat er neben seiner Tätigkeit als Seelsorger am Fanny-Leicht-Gymnasium katholische Religion unterrichtet, später auch am Hegel-Gymnasium. Nicht wenige seiner Schützlinge haben während dieser Zeit Religion zu ihrem Abiturfach gemacht. „Diese jungen Menschen mit ihren Lebensfragen zu begleiten, war eine Bereicherung“, sagt Stefan Ruf. Auch die Wertschätzung, die ihm von Seiten der Schulleitungen entgegengebracht worden sei, hält er für außergewöhnlich: „Religion war keine Randerscheinung.“

Freundschaftliches Miteinander der Gemeinden

Als Pfarrer ist Stefan Ruf Wechsel gewöhnt. Bereits während der Ausbildung galt es, zahlreiche Stationen zu absolvieren und sich – gemäß dem Evangelium – immer wieder aussenden zu lassen. 2004 wurde er Pfarrer in Vaihingen, zunächst für Christus König. „Mir hat das Profil gefallen“, sagt Stefan Ruf. In der Diaspora, in der die Katholiken in der Minderheit sind, gebe es zudem viele Gestaltungsmöglichkeiten. Die Verschmelzung von vier Seelsorgeeinheiten zu einer einzigen unter Beibehaltung der jeweiligen Charakteristika erforderte das Talent, zu moderieren. „Da kann man nicht den Schalter von links nach rechts drehen“, hebt Stefan Ruf die Bedeutung von Gesprächen und einem freundschaftlichen Miteinander hervor.

Dies gilt ebenso für das Thema Ökumene, eine in seinen Augen sehr wichtige Bewegung. Zusammen mit den protestantischen Kollegen habe man Türen aufschließen können, es gab Bibelabende, gemeinsame Gottesdienste, das Cinema paradiso und alle zwei Jahre eine Reise, zuletzt nach Rom. „Ökumene hat eine Leuchtturmfunktion in die säkulare Gesellschaft hinein“, findet Stefan Ruf.

Vakanz bis zum Herbst

Sein Nachfolger wird Andreas Marqardt, derzeit Pfarrer in Filderstadt, der im September sein Amt antreten wird. Während der Vakanz übernimmt Pfarrer Anton Seeberger von Sankt Konrad als Administrator die Amtsgeschäfte. Stefan Ruf wird nach einer Ruhephase am 7. April seine Stelle in Biberach an der Riß antreten. In der Kleinstadt mit fünf Gemeinden trifft er auf ein traditionell katholisch geprägtes Land, doch das Thema Ökumene wird ihn weiterhin beschäftigen: St. Martin ist eine sogenannte Simultankirche, die sich Katholiken und Protestanten seit 1548 teilen. Pfarrer Stefan Ruf wird am Sonntag, 27. Januar, um 10 Uhr in der Kirche Heilige Familie an der Dürrlewangstraße verabschiedet.