Die Bankreihen in der Birkacher Pallotti-Kirche sind ähnlich leer wie dieser Schaukasten vor dem Gotteshaus. Deshalb droht der Abriss. Doch es gibt Leute, die das verhindern wollen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Birkach - Konrad Körte hat gegenüber der Öffentlichkeit lang geschwiegen. Nun muss es raus. In der Gemeinde hat der 74-Jährige freilich keinen Hehl daraus gemacht, was er von den Plänen hält. Von den Plänen, die Pallotti-Kirche zu schließen. Dass Konrad Körte das nicht gutheißt, ist unter den hiesigen Katholiken spätestens seit anderthalb Jahren bekannt.

 

Seit damals gehört der Birkacher dem Kirchengemeinderat an. Außerplanmäßig, sein Vorgänger habe hingeworfen. Aus Protest gegen die Schließung. Konrad Körte will nicht resignieren, im Gegenteil. „Ich setze mich für die Pallotti-Kirche ein“, sagt er. „Das ist mein Wahlversprechen.“

Die Vinzenz-Pallotti-Kirche an der Birkheckenstraße steht schon lang zur Disposition. Sie gehört saniert, doch das Geld fehlt. Zudem besuchen immer weniger Menschen den Birkacher Gottesdienst. Sowohl 2004 als auch 2013 hat der Kirchengemeinderat – der sich aus 13 stimmberechtigten Mitgliedern aus Hohenheim und Birkach zusammensetzt – mehrheitlich entschieden, die Kirche aufzugeben.

Das Wort Enteignung sei „eine Verschleierungstaktik“

Ende 2013 hat das bischöfliche Ordinariat in Rottenburg das Kirchenareal „zur weiteren Standortentwicklung freigegeben“, so stand es in einer Mitteilung. Was noch fehlt, ist ein Dekret des Bischofs. Es soll die Kirche entwidmen, heißt es im Kirchenjargon. Ein Jargon, der Konrad Körte missfällt. Für ihn ist der Begriff Entwidmung „eine Verschleierungstaktik“. Auf gut Deutsch solle die Kirche ja geschlossen und vielleicht abgerissen werden.

Aus Sicht von Konrad Körte ist das ein Fehler. Und nicht nur aus seiner, er sagt, es gebe mehrere Leute, die gegen die Schließung sind. „Ich bin eine Stimme, ich bin nicht der Sprecher der Gegner“, sagt er. Matthias Lutz aus dem Asemwald bestätigt dies. Er sitzt auch im Kirchengemeinderat und sagt: „Ich bin mit der Entscheidung nicht glücklich.“ Doch Mehrheit sei Mehrheit, „da muss man sich fügen“. Was nichts an seiner Meinung ändert: „Ich finde, die Kirche sollte in jedem Ort vertreten sein.“

Praktische Probleme nach der Kirchenschließung

Die Kritiker befürchten, dass die katholische Kirche weiter an Boden einbüßt, wenn sie sich zurückzieht. Konrad Körte zum Beispiel fragt sich, ob die Bänke in der Pallotti-Kirche heute nicht um einiges voller wären, wenn der Gottesdienst nicht nur einmal im Monat in Birkach und ansonsten in Hohenheim wäre. „Es ist immer eine Frage des Angebots“, sagt er. Der Schaukasten vor der Birkacher Kirche ist jedenfalls überschaubar. Er ist nur zur Hälfte mit Veranstaltungshinweisen beklebt, und die, die hängen, sind größtenteils veraltet.

Das Kirchen-Aus brächte aber auch praktische Probleme. Ohne eine katholische Kirche in Birkach „bleiben die Alten und Kranken auf der Strecke“. Dass sich dafür schon eine Lösung finden werde, glaubt er nicht. Ebenso wenig wie dass ein Andachtsraum eine Alternative zur Kirche wäre. „Der wird über kurz oder lang zum Abstellraum“, sagt er. Weil er mutmaßt, dass sich niemand kümmert. Er schlägt stattdessen vor, die leer stehende Neuapostolische Kirche an der Moosheimer Straße in die Überlegungen einzubeziehen. Sie liege recht zentral.

Briefe gingen an den Bischof und den Stadtdekan

All die Gedanken hat Konrad Körte fein säuberlich mit Bleistift und Spiegelstrichen auf einen Block geschrieben. Eigentlich überflüssig, denn der 74-Jährige hat alles im Kopf. Aber er will nichts vergessen. Die Überlegungen stehen nicht nur auf seinem Notizpapier, sondern auch in Briefen an entscheidende Stellen. Der Stadtdekan Christian Hermes hat 2012 Post bekommen, der Bischof Gebhard Fürst vor Kurzem, nämlich Ende vergangenen Jahres. In dem Brief teilt Konrad Körte mit, dass er die längste Zeit Kirchengemeinderat war, wenn die Katholische Kirche bei ihrer Entscheidung bleibt.

Nächste Woche, am 22. Januar, verabschiedet das Stadtdekanat den Haushalt für dieses Jahr. Sobald klar ist, wie viel Geld zur Verfügung steht, werden auch für den Standort Birkach konkrete Zukunftspläne entworfen. Wie es derzeit aussieht, geht es dann um die Zeit, wenn die fast 50-jährige Pallotti-Kirche zu ist. Konrad Körte glaubt fest daran, dass sich das Ding noch drehen lässt. „Man muss wissen, es ist noch völlig offen.“ Deshalb sucht er die Öffentlichkeit.