Katholikentag in Erfurt Zukunft hat nur eine Kirche ihrer Zeit

Noch mehr Krise – auch so könnte das Motto des Katholikentags lauten. Warum es dennoch Anlass zur Hoffnung gibt, schreibt Christoph Reisinger in diesem Kommentar.

Zeitgemäß ist das Motto des Erfurter Katholikentages gewählt. Wer wollte in diesen Tagen großer Kriege schließlich zweifeln an der Losung „Zukunft hat der Mensch des Friedens“?

 

Noch mehr Krise – das wäre allerdings ein ebenso zeitgemäßes Motto, hätte der Erfurter Katholikentag sein Leitwort dem Zustand der Kirche in Deutschland gewidmet. Denn seit der Stuttgarter Vorgänger-Veranstaltung vor zwei Jahren lautet die Bilanz: rund eine halbe Million Austritte jährlich, der Synodale Weg als Aufbruch-Bewegung deutscher Katholiken aus dem Vatikan nach Kräften ausgebremst, die Rolle der Frauen in der Kirche nicht endlich massiv aufgewertet.

Das ist umso bemerkenswerter, als der Stuttgarter Kirchentag von einer Stimmung geprägt war, die sich so zusammenfassen lässt: Wir Gläubigen sind noch dabei, wir stehen zu unserer Kirche, aber die muss jetzt endlich liefern. In dieser Hinsicht gibt es sehr wenig zu feiern in Erfurt.

Es ist ja prima, dass Papst Franziskus ein Grußwort geschickt hat. Eines obendrein, das mit der Ermunterung zur Ökumene, also zu mehr Gemeinsamkeit der Konfessionen, ein sehr deutsches Anliegen von Katholiken aufgegriffen hat. Das ändert aber nichts daran, dass die Kirche in ihrer vatikanischen Ausprägung und in ihren Strukturen aus dem 19. Jahrhundert den Begriff Weltkirche vor allem als Ausrede für globale Veränderungsverweigerung anführt.

Also ob es nicht Auftrag dieser Weltkirche wäre, den Glauben an Gott und das Erlösungswerk Jesu Christi als ebenso monumentale wie menschenfreundliche Sinnstiftung unter den Menschen zu stärken. Und das auf so vielfältige Weise wie Gesellschaften und Länder rund um die Erde nun mal sind.

Die Frohe Botschaft der Bibel behält ihre Wucht und Zugkraft. Da muss niemand in Hoffnungslosigkeit versinken. Wohl aber die Führung in Rom und in Teilen auch in Deutschland zur Kenntnis nehmen: Zukunft hat nur eine Kirche ihrer Zeit.

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