Am Rande des Katholikentags prallen höchst unterschiedliche Frauenbilder aufeinander. Die einen wollen nach vorne, die anderen zurück.

Die Welt der Kirche ist bunt und groß. Wie bunt, zeigt sich in der Vielzahl der Stände, die im Stadtgarten aber auch in der Innenstadt zu finden sind. Da kann es schon sein, dass gerade noch an einem Stand für die Gleichberechtigung der Frau gekämpft wird, während ein paar Meter ein überkommenes Frauenbild verteidigt wird. „Es werden immer die gleichen Fehler gemacht“, kritisiert Religionspädagogik-Studentin Sarah von der katholischen Hochschule Benediktbeuern. Gemeinsam mit anderen Kommilitonen ist sie mit Gottvertrauen nach Stuttgart gefahren. „Wir sind davon überzeugt“, dass Kirche eine Zukunft hat“, sagt die 24-Jährige.

 

„Maria braucht kein Update!“

Daran glaubt auch Clara Steinbrecher. Aber ganz anders. Sie erklärt jedem, der es hören oder nicht hören will, warum die Kirche mehr „Mut gegen Reformen“ brauche. Jedenfalls gegen solche, die aus ihrer Sicht gegen das kirchliche Lehramt verstoßen. Frauenpriestertum? „Wird es nie geben“, sagt die Leiterin von Maria 1.0 und verkündigt damit eine diametral entgegen gesetzte Meinung, wie die Vertreterinnen von Maria 2.0.

Die Bewahrerin des alten Denkens und ihre Gruppe hat sich vor drei Jahren formiert. Nun sind Einser-Marias zum ersten Mal beim Katholikentag dabei. Etwa 1500 Euro hat die Initiative für einen Infostand im Stadtgarten investiert. „Maria braucht kein Update!“, steht auf einer Infotafel am Eingang des Zeltes. Der unablässige Reformstreit oder der Synodale Weg führe nicht weiter, meint Steinbrecher. Stattdessen solle man sich auf das besinnen, was bereits vor Jahrhunderten „als Wahrheit“ erkannt worden sei. Dazu gehöre etwa, dass ausgelebte Homosexualität „nicht gut“ sei, sagt die 24-jährige Studentin. Die Kirche müsse in solchen Frage wieder deutlicher Farbe bekennen - auch wenn es dem Zeitgeist widerspreche.

„2.0 heißt Neuanfang“

Eine völlig andere Haltung vertritt Maria 2.0, auch Kirchenstreik genannt. Es ist eine von Frauen in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland ausgehende Initiative. Sie begann mit einer Aktionswoche in Münster 2019. Der Name der Initiative wird damit begründet, dass „Maria 1.0“ für Maria als Idealbild der schweigenden und dienenden Frau stehe. „2.0 heißt Neuanfang: Alles auf null stellen. Wir sind nicht mehr so“, sagt Lisa Kötter, eine der Initiatorinnen.