Katholische Kirche und Homosexualität – eine unendliche Geschichte. Jetzt hat auch Papst Franziskus klargestellt: Wer schwul ist, sollte zum Psychiater gehen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Rom - Papst Franziskus hat sich dafür ausgesprochen, Kinder mit homosexuellen Neigungen zum Psychiater zu schicken. Das Oberhaupt der katholischen Kirche äußerte diese Auffassung am Sonntag während einer Pressekonferenz im Flugzeug auf dem Rückweg von seinem zweitägigen Irlandbesuch nach Rom.

 

Der Pontifex hatte auf die Frage geantwortet, was er einem Vater sagen würde, dessen Kind sich gerade geoutet habe. Als erstes würde er zum Gebet raten, sagte er. „Nicht verurteilen. Dialog. Verstehen, dem Kind Raum geben, damit er oder sie sich entfalten kann.“ Und: „Es hat schon immer schwule Menschen und Menschen mit homosexuellen Neigungen gegeben.“

Beten und zum Psychiater gehen

Wenn ein Kind „besorgniserregende“ Wesenszüge an den Tag lege, könne es nötig sein, psychiatrische Hilfe zu suchen, Gerade in der Kindheit könne die Psychiatrie viel erreichen, fügte das 81-jährige Kirchenoberhaupt hinzu. Etwas anderes sei es, wenn ein Erwachsener sich als homosexuell zu erkennen gebe. „Ein Kind mit dieser Neigung zu ignorieren zeigt einen Mangel an Mutter- und Vaterschaft“, mahnte Franziskus und ergänzte: „Dieses Kind hat das Recht auf eine Familie. Und dass die Familie es nicht verstößt.“

Kirchliche Lehre zur Homosexualität

Mit dieser Meinung liegt der Papst ganz auf der traditionellen Linie der katholischen Kirche. Homosexuelle hätten „diese Veranlagung nicht selbst gewählt“. Für die meisten von ihnen stelle sie eine Prüfung dar, heißt es im Katechismus der Katholischen Kirche.

Die Kirche unterscheidet zwischen Personen mit homosexueller Veranlagung und homosexuellen Akten. Während sie in ihrer Lehre daran festhält festhält, dass homosexuell veranlagten Menschen „mit Achtung, Mitleid und Takt“ zu begegnen sei, bezeichnet er sexuelle Akte zwischen gleichgeschlechtlichen Personen als „schlimme Abirrung“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Absatz 2357 ff.).

Homosexuelle sind „zur Keuschheit berufen“

Diese „verstoßen gegen das natürliche Gesetz“ und seien „in keinem Fall zu billigen“. Homosexuelle seien entsprechend „zur Keuschheit berufen“, heißt es weiter. Das bedeutet nach der Lehre der Kirche sexuelle Enthaltsamkeit bei unverheirateten und ein treues eheliches Verhältnis bei verheirateten Menschen.

Die Neigung zur Homosexualität unterliege keiner bewussten Entscheidung und werde daher nicht als „Sünde“ betrachtet. Allerdings gehe damit eine „Tendenz, die auf ein sittlich betrachtet schlechtes Verhalten ausgerichtet ist“, einher, so dass „die Neigung selbst als objektiv ungeordnet angesehen werden“ müsse.

Homosexuelle Handlungen gelten wie alle Handlungen, die sich nicht dem „höheren Gut der Liebe in der Ehe“ unterordnet sind – wie zum Beispiel Selbstbefriedigung und künstliche Empfängnisverhütung – als objektiv falsch, moralisch schlecht und sündhaft.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der zweite Mann im Vatikan, hatte im Zusammenhang mit der Zulassung von gleichgeschlechtlichen Ehen in mehrheitlich katholischen Ländern wie Irland erklärt, dass das Votum für die Homo-Ehe „eine Niederlage für die Menschheit“ und nicht nur für die „christlichen Prinzipien“ sei.

Nach Ansicht des früheren Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst, der emeritierte Kurienkardinal Lozano Barragán, kommt man nicht homosexuell auf die Welt, sondern wird es durch mangelhafte Erziehung und Entwicklung. „Menschen werden nicht homosexuell geboren, sie werden homosexuell. Vielleicht sind sie nicht schuldig, aber wenn sie gegen die Würde des Leibes handeln, werden sie bestimmt nicht in das Himmelreich eintreten können.“