Als Beispiel für akzeptable Ausnahmefälle führt der Papst männliche Prostituierte an, die die Ausbreitung von HIV verhindern wollten. Der Gebrauch von Kondomen durch Prostituierte sei "ein erster Schritt zu einer Moralisierung" und könne helfen ein Bewusstsein zu entwickeln, "dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will", erklärt das katholische Kirchenoberhaupt. Auch an anderen Stellen im Buch betont der Papst die bisherige ablehnende Haltung der Kirche zu Verhütung und Abtreibung. So stellte er die Frage, wie viele Kinder getötet worden seien, die eines Tages vielleicht Genies geworden wären oder ein neuer Mozart. Der einzig sichere Weg, eine HIV-Infektion zu vermeiden, seien Abstinenz und eheliche Treue.

In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung des Vatikan-Sprechers Federico Lombardi heißt es, die Aussagen des Papstes zur Nutzung von Kondomen in Einzelfällen seien nicht revolutionär. Mit seinen Aussagen reformiere oder verändere Benedikt die Lehrsätze der katholischen Kirche nicht, wonach der Gebrauch von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln verboten sei.

Positive Reaktionen auf Papst-Aussage


Spitzenvertreter der evangelischen Kirche in Deutschland reagierten erfreut auf die jüngste Aussage von Papst Benedikt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Schneider, sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur dapd in Rom: "Wenn es eine Öffnung ist zum Kondomgebrauch, kann ich das nur begrüßen." Allerdings kenne er den Text noch nicht. Den Gebrauch von Kondomen zu verbieten, habe er noch nie für richtig gehalten, schon allein wegen der Aids-Problematik, betonte Schneider.

Auch das Aids-Programm der Vereinten Nationen, UNAIDS, begrüßte die Äußerungen des Papstes. UNAIDS-Direktor Michel Sidibe sprach von einem "bedeutenden und positiven Schritt des Vatikans". Der Papst erkenne damit an, dass ein verantwortungsvolles Sexualverhalten und der Gebrauch von Kondomen eine wichtige Rolle bei der Aids-Prävention spielten.

Chinesische Staatskirche weiht Bischof


Unterdessen weihte die von der Regierung unterstützte katholische Kirche in China erneut gegen den Willen des Vatikans einen Bischof. Der Geistliche Guo Jinca wurde am Samstag in der Stadt Chengde in sein Amt eingeführt. Ein Berater des Papstes bezeichnete die Weihe als illegitim und beschämend. Die Zeremonie in der Pingquan-Kirche fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, Journalisten wurde der Zutritt verwehrt. Dutzende Polizisten bewachten die Kirche.

Die erste Bischofsweihe ohne päpstliche Zustimmung seit fast fünf Jahren droht die schwierigen Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem offiziell atheistischen China weiter zu verschlechtern. Schätzungen zufolge leben in China bis zu 60 Millionen Katholiken.