Eine Aussage des Papstes zur Nutzung von Kondomen hat die Feiern zur Erhebung von 24 Kardinälen in den Schatten gestellt.

Rom/Chengde - Die Veröffentlichung einer Aussage des Papstes zur Nutzung von Kondomen hat am Wochenende die Feiern zur Erhebung von 24 Würdenträgern in den Kardinalsstand in den Schatten gestellt. In einem neuen Buch erklärt das Oberhaupt der katholischen Kirche, in manchen Fällen könne die Verwendung von Präservativen gerechtfertigt sein, wie aus Auszügen hervorgeht, die eine Vatikanzeitung am Samstag veröffentlichte. Als Beispiel für akzeptable Ausnahmefälle führt Benedikt männliche Prostituierte an, die die Ausbreitung von HIV verhindern wollten.

Im Petersdom fanden unterdessen die Feierlichkeiten zur Ernennung von 24 neuen Kardinälen statt. Zu den neuen Purpurträgern zählen der Münchner Erzbischof Reinhard Marx und der Kirchenhistoriker Walter Brandmüller. In seiner Predigt am Samstag erinnerte Benedikt XVI. die neuen Würdenträger an das "Band besonderer Gemeinschaft und Zuneigung", das die Kardinäle mit dem Papst verbinde. Zugleich rief er sie auf, der Kirche und den Menschen zu dienen.

Während des Wortgottesdienstes überreichte der Papst den 24 Geistlichen das rote Kardinalsbirett und das Ernennungsdekret. Die neuen Kardinäle schworen dem Papst und seinen Nachfolgern Treue und Gehorsam. Benedikt betonte, Grundlage für kirchliche Führungsaufgaben sei nicht die Logik des Herrschens und der Macht nach menschlichen Maßstäben, sondern die Logik des Dienstes, die Logik des sich Beugens, um anderen die Füße zu waschen. In der Kirche sei niemand der Chef, sondern alle seien gerufen und eingeladen.

Gemeinsam mit den neuen Kardinälen feierte der Papst am Sonntag eine Messfeier im Petersdom. Während der Feier steckte der Papst den Purpurträgern ihre Kardinalsringe an. Die Zahl der Kardinäle stieg damit auf 203. Zur Papstwahl wären von ihnen derzeit 121 berechtigt, da zum Konklave nur Kardinäle zugelassen sind, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Aus Deutschland stammen jetzt acht Purpurträger.

Kondom-Gebrauch "in Einzelfällen"


Zeitgleich zur Feier der Ernennung der neuen Kardinäle entfachte eine Debatte über eine Aussage des Papstes zur Nutzung von Kondomen. Die Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano" veröffentlichte am Wochenende Passagen aus einem Interviewbuch mit Benedikt, das in wenigen Tagen erscheinen soll. Ende Juli hatte der Papst in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo dem Münchner Journalisten Peter Seewald über mehrere Tage hinweg ein langes Interview gegeben. In dem Buch "Licht der Welt: Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit", das am Mittwoch zeitgleich in acht Sprachen erscheinen soll, ist unter anderem zu lesen, dass der Papst den Gebrauch von Kondomen "in begründeten Einzelfällen" nicht mehr ausschließt.

Die Kirche sehe die Verwendung von Kondomen "natürlich nicht als wirkliche und moralische Lösung an", heißt es da. Im "einen oder anderen Fall" könne dies in der Absicht, Ansteckungsgefahr zu verringern, aber "ein erster Schritt sein auf dem Weg hin zu einer anders gelebten, menschlicheren Sexualität". In italienischen Fernsehnachrichten wurde am Samstagabend die Kardinalserhebung nur mit einem Satz erwähnt, um dann ausführlicher auf die Kondom-Debatte einzugehen.