Die Weil der Städter Katholiken feiern, dass vor 500 Jahren ihre Peter-und-Paul-Kirche fertig geworden ist.

Weil der Stadt - Fast noch viel schöner als die Kirche in Stuttgart sei dieses Gotteshaus hier, sagen sie und schmunzeln. Drei Gestalten, spätmittelalterlich gewandet, haben sich unter die Gottesdienstbesucher am Sonntagmorgen geschmuggelt. Per kleinem Theaterstück entführen sie die Gläubigen in die Zeit vor 500 Jahren.

 

„Ich war die letzten Jahre für den Bau des Chors verantwortlich“, sagt einer der Darsteller. Es ist Friedrich, der Baumeister dieses vorderen Teils der Weil der Städter Stadtkirche. Noch heute kann man dort stehen, seinen Kopf ganz nach oben recken und an der Spitze des Gewölbes einen besonderen Stein entdecken. Friedrich selbst hat sich dort abgebildet, mit wallendem Bart und schicker, roter Mütze. Über ihm ist, in gotischer Schrift, die Jahreszahl 1519 zu lesen.

Das ist das Jahr der Fertigstellung der Kirche – vor genau 500 Jahren. Ein ganz besonderes Jubiläum hat die katholische Gemeinde in diesem Jahr also zu feiern. „Die Kirche ist für viele Generationen von Weil der Städtern zu einem Ort des Glaubens und des Gottesdienstes geworden“, sagt der Pfarrer Anton Gruber am Sonntag beim großen Festgottesdienst.

Erste Erwähnungen gibt es schon aus dem Jahr 1075

Die Kirche selbst ist dabei natürlich keine 500 Jahre alt, sondern viel älter. Erste urkundliche Erwähnungen gibt es schon aus dem Jahr 1075. Später entstand dann ein romanisches Bauwerk mit seinen kleinen, runden Fenstern und dicken Mauern. Im 15. Jahrhundert begannen die Weil der Städter dann mit dem gotischen Umbau, und zum Beispiel der Chor, also der vordere Teil der Kirche, wurde ergänzt.

Was das bedeutet, erklärt Meister Friedrich den Gottesdienstbesuchern am Sonntagmorgen selbst: „In der Zeit der Gotik will man die Gebete in den Himmel aufsteigen lassen.“ Die Mauern werden daher luftig und die Fenster groß und spitz, damit das Gebet hinausgeht und Licht reinkommt.

Aber nicht nur der bunte Stein mit dem Bildnis des Baumeisters Friedrich ist sehenswert. Eine ganze Reihe solcher Schlusssteine sind im gotischen Deckengewölbe zu entdecken. „Dahinter steckt eine inhaltlich-theologische Botschaft“, erklärt Gruber in seiner Predigt. Ein Adler ist zu sehen, das Zeichen für den Kaiser und Beleg für Weil als freie Reichsstadt. Jesus selbst ist auch auf einem Stein, als Weltenherrscher und Weltenrichter. Daneben ist das Schweißtuch der Veronika gemalt, mit Jesus, der eine Dornenkrone trägt. „Das zeigt, dass unser christlicher Glaube nicht für Glanz, Gloria und Krieg steht, sondern für Leid“, predigt Anton Gruber. „Jesus selbst als Gottes Sohn geht durch das Leid, hat es aber überwunden.“

Und dann ist da noch ein ganz goldener Stein. Ein Papst ist dort zu sehen, mit einer Krone auf dem Kopf. „Das ist der heilige Petrus, der erste Papst – und Patron unserer Kirche“, sagt der Pfarrer. An diesem Sonntag ist das Hochfest Peter und Paul – der Grund, warum die Weiler Katholiken an diesem Wochenende Kirchweih feiern und damit auch gleich das 500-jährige Jubiläum ihres Gottesdiensthauses.

„Kirche stellt alles in den Schatten und prägt unser Stadtbild“

Gekommen sind darum auch Gäste. „Diese Kirche stellt alles in den Schatten und prägt mit ihrem Turm unser Stadtbild“, sagt Bürgermeister Thilo Schreiber in seinem Grußwort. Viele sagen, wenn sie auf Weil der Stadt zufahren und schon von Weitem die große Kirche sehen: Jetzt bin ich wieder daheim. „Ein schöneres Kompliment kann es nicht geben.“ Nicht nur die Katholiken, sondern die gesamte Bürgerschaft sei stolz auf die Peter-und-Paul-Kirche, berichtet der Bürgermeister.

Das gibt auch Paul-Gerhard Martin, der Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderates, „neidlos und mit einem gewissen Lokalstolz“ zu: „Auch wir freuen uns, dass es ein Gotteshaus ist, das das Stadtbild prägt und kein Tempel der Moderne.“ Martin erinnert zugleich daran, dass ebenfalls in der Zeit um 1519 die Reformation begonnen hatte und damit eine Zeit der Trennung und des Gegeneinanders. „Die Trennung besteht auch weiterhin, sonst würde unsere Pfarrerin Eva Ulmer nicht 200 Meter weiter zeitgleich Gottesdienst feiern“, sagt der Kirchengemeinderat. „Aber wir arbeiten dennoch sehr gut zusammen.“