In einem neuen Buch setzt sich Stadtdekan Christian Hermes als Co-Autor kritisch mit dem Verhältnis von Kirchen und AfD auseinander. Quintessenz: „Es ist nicht akzeptabel, als Christ rassistisch zu sein.“

Stuttgart - Der Stadtdekan Christian Hermes ist ein politischer Theologe. Manchmal gewinnt man jedoch den Eindruck, der Katholik sei ein theologischer Politiker. Kaum ein Geistlicher engagiert sich so stark öffentlich gegen radikale Strömungen in der Gesellschaft. Jüngstes Beispiel: Christian Hermes ist Co-Autor des Buches „AfD, Pegida und Co. – Angriff auf die Religion?“, das im katholischen Herder Verlag mit Sitz in Freiburg erschienen ist. Darin beleuchtet Hermes mit acht anderen Autoren das Verhältnis von Kirchen und AfD.

 

Im Buch geht es um die Entstehung des Phänomens AfD. Aber auch darum, wie es überhaupt möglich ist, dass sich Menschen auf das „christliche Abendland“ berufen und sich zugleich am Engagement der Kirchen für Flüchtlinge stören. Ein weiteres Thema: Wie gehen Kirchen mit dem neuen Rechtspopulismus um? Nach einer im Buch zitierten Umfrage sind sechs Prozent der Protestanten und zehn Prozent der Katholiken Anhänger der AfD.

Politik nicht nur etwas für Experten

Hermes hat dazu eine klare Haltung: „Es ist nicht akzeptabel, als Christ rassistisch zu sein.“ Wenn Gruppen oder Parteien Positionen vertreten, die mit den christlichen Werten und dem Grundgesetz nicht vereinbar sind, müsse die Kirche eine Position einnehmen: „Wenn solche rassistischen oder nationalistischen Positionen geäußert werden, die unsere Grundwerte verletzen, hat die Kirche die Pflicht, sich zu äußern. Ich möchte mir auch nicht vorhalten lassen, zu lange geschwiegen zu haben.“

Auf die Frage, ob er es als Theologe mit seinem politischen Wirken zu weit treibe, meint der Monsignore: „Religionsgemeinschaften entscheiden selbst darüber, in welcher Weise und in welchem Umfang sie sich mit gesellschaftlichen und politischen Belangen beschäftigen.“ Lediglich zu Fachfragen wolle sich der Stadtdekan auch in Zukunft nicht äußern: „Aber Politik ist ja nicht nur Sache von Experten und Politikern, sondern res publica, öffentliche Verantwortung aller, auch der Kirchen.“