In Deutschland ist die Gefahr relativ gering, sich über ein Haustier eine Infektion zu holen. Experten sind sich einig: Knuddeln und Kuscheln sind erlaubt, aber es muss auf die Hygiene geachtet werden.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Hannover/Stuttgart - Für die meisten Menschen sind Haustiere vollwertige Familienmitglieder: Kuscheln mit ihnen gehört dazu. Und häufig sitzt der Hund auf dem Sofa oder die Katze schläft mit im Bett. Jedoch sollten besonders Schwangere, kleine Kinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem es bei den Zärtlichkeiten mit ihren vierbeinigen Lieblingen nicht übertreiben, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen. Aus Expertensicht ist Küssen verboten. Und auf Streicheleinheiten sollte stets sorgfältiges Händewaschen folgen.

 

Haustiere und Gesundheit

Am Freitag (2. Februar) diskutieren Fachleute aus Wissenschaft und von Behörden bei einer Tagung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover („Von Mann und Maus – Haus- und Heimtiere im One-Health-Kontext“) über mögliche Gesundheitsgefahren, die von Haustieren ausgehen können. Dies können Unfälle sein, also insbesondere Bisse, aber auch Allergien sowie von den Tieren übertragene Infektionen, so genannte Zoonosen.

„Das enge Zusammenleben von Mensch und Tier erfordert eine strenge gesundheitliche Überwachung der Tiere, damit Erreger, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können (Zoonose-Erreger), erfolgreich bekämpft werden können“, erklärt Lisa Sprague, Mitarbeiterin am Institut für bakterielle Infektionen und Zoonosen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI, Bundesforschungsforschungsinstitut für Tiergesundheit). Die Tierärztin informiert auf dem Symposium über bakterielle Erkrankungen wie Francisellen, Brucellen und Yersinien bei Hunden und Katzen.

Zwar gibt es in Deutschland ein Meldesystem für Infektionskrankheiten, jedoch wird nicht in jedem Fall die Quelle entdeckt. Meist bleibe unklar, ob sich ein Patient bei einem anderen Menschen, einem Tier oder durch ein Lebensmittel angesteckt habe, sagt Hendrik Wilking. Der Tierarzt forscht am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin zum Thema Zoonosen und berät Institutionen.

Erreger Toxoplasma gondii

In Deutschland sei im Zusammenhang mit Heimtieren der Erreger „Toxoplasma gondii“ wohl am gefährlichsten, erläutert Wilking. „Bei Menschen, deren Immunsystem supprimiert ist, kann eine solche Infektion unter Umständen sehr schwer verlaufen.“ Die Katze ist der Wirt dieses Parasiten. Menschen können sich direkt bei den Katzen anstecken oder wenn sie mit dem Erreger kontaminiertes Fleisch essen.

Problematisch ist eine Neuerkrankung mit „Toxoplasma gondii“ während der Schwangerschaft. Nach einer RKI-Studie machen jährlich etwas mehr als 4000 schwangere Frauen eine Toxoplasmose durch, über 300 Neugeborene kommen mit klinischen Symptomen der Krankheit zur Welt. „Dazu zählen Schäden im neurologischen Bereich“, so Wilking. „Schwangere sollten auf einen hygienischen Umgang mit Katzen achten.“

Borreliose-Infektion

Zudem erhöhten Katzen einer anderen RKI-Studie zufolge mehr noch als Hunde das Risiko für eine Borreliose-Infektion. Wilking: „Die Katzen nehmen die Zecken draußen auf, und sie übertragen sich zum Beispiel beim Schmusen.“

Sollte man wegen der Infektionsgefahren Haustiere komplett abschaffen? „Auf gar keinen Fall“, betont der Experte. Untersuchungen hätten den gesundheitlichen Nutzen für die Besitzer belegt. Haustierhalter haben demnach eine höhere Lebenszufriedenheit, sie bewegen sich mehr – allein schon wegen des Gassigehens und des Kümmerns – und sie haben auch mehr soziale Kontakte.

Meerschweinchen & Co.

Maximilian Reuschel informiert auf der Tagung der Tierärztlichen Hochschule Hannover unter dem Motto „Machen uns unsere Haustiere krank?“ über von Nagern übertragene Zoonosen. Schlimme Krankheitsbilder sind dem Tiho-Wissenschaftler zufolge bei der Haltung von Meerschweinchen & Co. nicht zu erwarten. Allenfalls könne etwa ein Kaninchenschnupfen übertragen werden.

Hamster sind häufig von tropischen Rattenmilben befallen. Deren Bisse könnten beim Menschen leichte, rötliche Pusteln hervorrufen. „Bei Wildtieren ist das Risiko einer Zoonose deutlich höher“, erklärt Reuschel. So könnten Igel beispielsweise Hautpilze übertragen. In den USA seien Waschbär-Spulwürmer bei Kindern nachgewiesen worden, die im Sandkasten gespielt hatten.

Info Zoonose

Verursacher

Zoonosen (altgriechisch: „zōon“/Tier und „nósos“/Krankheit) sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten, die bei Wirbeltieren natürlicherweise vorkommen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO können die Infektionen durch Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen und andere Parasiten (vor allem Würmer) verursacht werden.

Formen

Unterschieden wird in Zooanthroponosen (Wirbeltierkrankheiten, die auf den Menschen übertragen werden) und Anthropozoonosen (Humanerkrankungen, die auf ein Wirbeltier übertragen werden).

Erreger

Beispiele für virale Zoonosen sind: Noroviren, Tollwut, Vogelgrippe, SARS, Schweinegrippe, Ebolafieber, Herpes B.

Beispiele für bakterielle Zoonosen sind: Borreliose, Milzbrand, Pest, Salmonellose, Tuberkulose.