Man merkt schnell, dass die Band Katzenjammer ihr Handwerk versteht. Vor 3000 Zuschauern heizte sie am Donnerstag den Killesberg ein – und zeigte, warum sie mehr als nur eine weitere Girlband ist.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Man hört im Sinne von liest ja so manches über Katzenjammer, das norwegische Quartett, das die Geschichte der Girlsbands neu schreiben soll und mit seinem wilden Spieltrieb so viel Aufsehen erregt, dass auch der alte Talking Head David Byrne aufmerksam wurde und es zu einem Auftritt einlud.

 

Im Auditorium der Freilichtbühne Killesberg sieht man zuerst einmal, dass die vier Walküren wohl längst aus dem Underground hervorgetreten sind und ein buntes Publikum aller Altersklassen, 3000 an der Zahl, anlockt. Und dann hört man schon mit den ersten Takten, die wie die meisten des fulminanten Auftritts im Uptempo und mit Offbeats durchgepeitscht werden, dass es sich bei Katzenjammer tatsächlich nicht nur um eine weitere Schrammelkombo handelt, sondern um vier studierte Musikerinnen, die ihr Handwerk gut verstehen.

Instrumente werden reihum gewechselt

Wie gut, das stellen die Damen gerne zur Schau, denn nach fast jedem Song werden die Instrumente reihum gewechselt, so dass zumindest jede mindestens einmal am Schlagzeug sitzt oder mit Ausfallschritt an der Bass-Balalaika steht, was sehr komisch aussieht, weil drei der vier Musikerinnen recht zierlich sind.

Nur Marianne Sveen ist eine Wuchtbrumme, die auch mal ihr Haar und was sie sonst so alles hat schüttelt. Fast naturgemäß ist sie – obwohl alle Vier ausgezeichnete Sängerinnen sind – mit dem kräftigsten Organ ausgestattet, was sie mit „Schrei das Rock“ unter Beweis stellt.

Katzenjammer verstehen ihr Publikum

Aber es ist eben viel mehr als der alte Onkel Rock ’n’ Roll, der hier eine Frischzellenkur verpasst bekommt. Es ist Folk, Punk, Balkan, Soul und Country, kurz „Le Pop“, wie das Debüt von Katzenjammer heißt. Mal klingen sie wie die B-52’s unplugged, mal wie die Hard-Corrs, aber wenn sie „Land of Confusion“ covern ganz und gar nicht nach Genesis. Das Publikum kennt sich gut aus im Repertoire und nicht nur den Hit „I will dance (when I walk away)“, zu dem Anne Marit Bergheim drei Instrumente gleichzeitig spielt: Akkordeon, Glockenspiel und Mundharmonika. Denn den Refrain des wüst aufstampfenden Seefrauenlieds „To the Sea“ beherrscht der vielstimmige Chor auch ohne Begleitung.

Überhaupt verstehen es Katzenjammer bestens, mit dem Publikum umzugehen und dabei das Groupietum zu ironisieren. Angeblich wechseln die Mitglieder nicht nur die Instrumente, sondern auch die Klamotten: ein von allen Vieren verbrauchtes T-Shirt sollte an eine Brunhilde, am Vorabend war es ein Moritz, gehen. Natürlich fand sich keine, und natürlich fand sich doch einer, der noch beschwingter und durchschwitzter nach Hause ziehen konnte.