Betreten verboten: Es gibt am ehemaligen Kaufhof-Parkhaus keinen Zugang zu den Pflanzen auf dem Parkdeck. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Die Posse um das Kaufhof-Parkhaus in der Steinstraße geht in die nächste Runde. Nun darf wieder geparkt werden, bevor im Frühjahr erneut Pflanzen aufs oberste Parkdeck kommen.
Da kann einem schon mal der Kragen platzen. „Affenzirkus“, nannte die SPD-Stadträtin Lucia Schanbacher am Dienstag im Ausschuss für Stadtentwicklung die Schmonzette rund um das Parkhaus an der Steinstraße.
Im Juli sind 30 Grünpflanzen hoch aufs Parkdeck gebracht worden, nächste Woche kommen sie wieder runter, weil sie am Mittelmeer heimisch sind und die Kälte nicht ertragen. Sehen durfte man sie nur von unten, der Zugang war gesperrt. Warum? Tja, das versuchte der Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau den Stadträten zu erklären. Eine kurzfristige Nutzung sei auf dem Parkdeck erlaubt, was das bedeute, habe man klären müssen. Ergebnis: Kurzfristig bedeutet auch mehrere Stunden.
Veranstaltungen seien allerdings nicht möglich, denn dafür brauche es eine Nutzungsänderung. Ergo einen Bauantrag, daraus folgt der ganze Rattenschwanz, Brandschutz, zweiter Rettungsweg et cetera. Also viel zu aufwendig für eine zwischenzeitliche Nutzung. Doch Rainer Grund vom Baurechtsamt sagte auch, Bänke dort aufzustellen sei kein Problem. Denn dann ändere sich an der Nutzung rein rechtlich nichts.
Näher geht es nicht Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Das fanden die Stadträte dann doch interessant: Dass es in drei Monate intensiven Prüfens und Abstimmens innerhalb der zuständigen Ämter nicht möglich gewesen war, diese Information herausfiltern und einzuspeisen. Denn das hätte bedeutet, man hätte den sogenannten Pocket Park auf dem Parkdeck öffnen können – zumindest bis 22 Uhr, weil eine spätere Nutzung wegen der Nachbarn etwa des Hotels nicht möglich sei.
Dass dies nicht geschehen sei, war nicht nur für Stadträtin Schanbacher ein Ausweis der „Handlungsunfähigkeit“. Man bekomme nicht einmal den Umgang mit Kleinstflächen geregelt, „da fragt sich doch jeder zu Recht: Und was ist mit ernst zu nehmenden Problemen?“ Für CDU, FDP, Freie Wähler und AfD sind wegfallende Parkplätze ein ernst zu nehmendes Problem, sie fanden die Idee mit den Pflanzen ohnehin nicht gut. Sie wollten, dass dort wieder geparkt werden darf, und zwar dauerhaft. Dafür bekamen sie aber keine Mehrheit zusammen.
Mehrheit für neue Pflanzen
Grüne, SPD und Volt, Klimaliste, Partei und Stadtisten, Linke und SÖS votierten für einen neuerlichen Versuch mit Pflanzen. Im März 2025 sollen nun laut dem Gartenamt 50 Pflanzen aufs Parkdeck kommen, und zwar heimische wie Pappeln und Weiden. Die müssen über den Winter auch nicht abgeräumt werden.
Ende gut, alles gut? Im Gegenteil. Denn die wirkliche Herausforderung ist ja die Frage, was mit Kaufhof und Parkhaus geschieht. Da hätte Hannes Rockenbauch (SÖS) gerne, dass man sich der Frage widme: „Was geschieht dauerhaft an diesem wahnsinnig wichtigen Ort?“ Laut Bürgermeister Thürnau sei Anfang November die Erkundung der Substanz von Kaufhaus und Parkhaus abgeschlossen, „dann muss man mit dem Ergebnis umgehen“. Für das Areal gibt es viele Vorschläge: Haus der Kulturen? Büros? Wohnen? Gründerzentrum? Ein Raum für die freie Tanz-Theaterszene? Weiter parken? Es bleiben viele Fragezeichen.