Die Kauflandfiliale in Fellbach-Schmiden schließt am 17. Mai. Wie geht es für den Feinkosthändler, den Kiosk mit Postagentur und den Friseur nun weiter?
Auf riesigen Plakaten wird am Eingang sowie am gesamten Gebäude in der Merowingerstraße verkündet, dass der Countdown läuft: Das Kaufland in Schmiden schließt am Samstag, 17. Mai. Für viele Kunden ist das Aus ein Verlust. „Es ist schade, wir waren mindestens einmal pro Woche hier“, sagt ein Paar. Da derzeit der Rewe in Schmiden umgebaut werde, sei das gerade auch keine Alternative. Für die beiden sei das Kaufland „der geschickteste Laden“ gewesen. Diese Anlaufstelle falle nun weg, bedauern sie.
Für die Untermieter von Kaufland endet der Vertrag
Für die Untermieter hat die Schließung der Filiale eine noch größere Auswirkung: Sie bedeutet das dortige Aus. „Am Samstag schließen wir um 20 Uhr, dann räumen wir alles raus, und die Post holt auch noch ihre Sachen ab“, sagt Hatice Onmaz. Sie steht zwischen den leeren Regalen. Bücherregale habe sie schon verkauft, die Magazinregale werden noch angepriesen. Die Schließung bedeute auch finanzielle Einbußen, macht sie deutlich.
Ein neuer Kiosk in Waiblingen und neue Räume fürs Friseurgeschäft
Doch sie hat für ihren Kiosk mit Postagentur eine Perspektive und einen neuen Kiosk in Waiblingen/Neustadt in der Hauptstraße 135 eröffnet, neben einer Rewe-Filiale gelegen. Ab 22. Mai würden dort auch Postdienstleistungen geboten. Friseurmeister Lyuben Pashov ist erleichtert, dass sich für ihn in Fellbach etwas aufgetan hat. Er hat in Fellbach neue Räume gefunden, sagt er, die zentral gelegen seien. Ab September werde er dort vertreten sein – der Betrieb werde unter dem gleichen Namen, dem Friseurgeschäft LS geführt. Auch die Website bleibe, so könnten die Stammgäste auf dem Laufenden bleiben. Denn insgesamt, das hatte der Friseurmeister angemerkt, sei sehr kurzfristig über die Schließung informiert worden, am 7. Februar habe er von dem Aus erfahren. Und er war lange Tage zuvor noch ratlos, wie es denn weitergehen soll.
„Nicht nur ich verliere meine Existenz, sondern auch meine Frau“
Wie soll es weitergehen? Darüber zerbricht sich Gürsel Gönülalan den Kopf und ist verzweifelt. „Ich bin ab Montag arbeitslos“, sagt er. „Und nicht nur ich verliere meine Existenz, sondern auch meine Frau.“ Er sei zufrieden gewesen, wie das Geschäft mit Feinkost, Pizza und Döner in der Kauflandfiliale laufe. Das Aus sei ein Schlag für seine Existenz. „Noch mal alles von null an aufbauen?“, sagt er, „und das mit 57 Jahren.“
Viel Stammkundschaft mit viel Engagement aufgebaut – „alles weg“
Über die 17 Jahre hier habe er sich viele Stammkunden aufgebaut. Und nun sei „alles weg“. Auch die Ausstattung der Küche und die verschiedenen Kassen müsse er nun mit Verlust verkaufen. In seiner Not habe er sich auch an die Stadt Fellbach und deren Wirtschaftsförderung gewandt und hofft auf eine Perspektive. „Ich habe meine Orientierung verloren“, sagt er entmutigt und mit belegter Stimme – so viel Engagement, Herzblut, viele Arbeitsstunden mit einer Sechs-Tage-Woche steckten in seinem Betrieb. „Wir haben die Coronazeit überstanden, und nun das.“ Das Aus habe ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Und nochmals stellt er die Frage in den Raum: „Wie soll ich mit 57 einen Neustart machen?“
Die Kaufland-Geschäftsführung hat den Betriebsrat sowie die Mitarbeiter in Fellbach Anfang Februar darüber informiert, dass die Filiale Mitte Mai geschlossen wird. Es sei in Gesprächen mit dem Eigentümer, um den Mietvertrag zu verlängern, keine Einigung erzielt worden, teilte die Presseabteilung von Kaufland mit. Was an dem Standort künftig geplant ist, darüber wollte der Eigentümer des Gebäudekomplexes mit angrenzendem Parkhaus, das Autohaus Kloz, zum bisherigen Zeitpunkt keine Auskunft geben.
Wie es mit der dort ansässigen Bäckerei Mildenberger weitergeht, darüber hatte Geschäftsführer Friedrich Mildenberger bereits informiert. „Durch die Schließung des Kauflands schließt auch unser Fachgeschäft.“ Doch Mildenberger ist mit weiteren Filialen in Fellbach weiterhin präsent.