Eigentlich wollte Marjoke Breuning trotz Schließung ihres Geschäfts Präsidentin der IHK Region Stuttgart bleiben. Jetzt folgt die Kehrtwende. Was steckt dahinter?

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Marjoke Breuning legt zum 30. Juni 2023 ihr Amt als Präsidentin der IHK Region Stuttgart nieder. Der Termin falle bewusst mit der Schließung ihres Traditionsgeschäfts Maute Benger in der Stuttgarter Innenstadt zusammen, teilte Breuning mit. Die Entscheidung sei ihr nicht leichtgefallen, schrieb Breuning in einem Brief über ihre Beweggründe an die IHK-Vollversammlung: Der 30. Juni sei für sie „persönlich ein Wendepunkt“, von dem an sie sich einen neuen Fokus suche. „Ich halte es deshalb für richtig, den Zeitpunkt der Schließung meines bestehenden Unternehmens mit diesem Schritt zu verbinden“, so Breuning.

 

Bereits im Januar scheidet Breuning nach Informationen unserer Zeitung als Vizepräsidentin des Deutschen Industrie- und Handelskammertags aus.

Noch im August hatte Breuning erklärt, sie wolle auch nach Schließung ihres Wäsche- und Miederwarengeschäfts ihre komplette Amtszeit bis 2025 absolvieren. Die Schließung sei kein Grund, ihre Ehrenämter abzugeben. Das hatte ihr viel Kritik eingebracht. Die kammerkritische Kakteen-Gruppe, die auch Mitglied der IHK-Vollversammlung ist, hatte betont, Breuning werde ohne Geschäft „noch mehr zur Marionette der großen Unternehmen“. Breuning hatte entgegnet, sie sehe durch die Schließung keine Schwächung ihrer Position.

Marjoke Breuning war die erste Frau an der Spitze der IHK Region Stuttgart, als sie im März 2017 zur Präsidentin gewählt wurde. Mittlerweile bildet sie mit der neuen Hauptgeschäftsführerin Susanne Herr eine Doppelspitze. Über Breunings Nachfolge werde die Vollversammlung im Frühjahr 2023 entscheiden, teilt die IHK mit.

Breuning selbst hat dazu ihren bisherigen Vize-Präsidenten und Präsidenten der Bezirkskammer Rems-Murr, Claus Paal, vorgeschlagen. „Ich freue mich sehr, dass Claus Paal auf meine Bitte und mit der Unterstützung des Präsidiums bereit ist, diese Aufgabe zu übernehmen“, sagte Breuning. Paals langjährige Erfahrung werde „für den Wirtschaftsstandort Stuttgart ein wichtiger Impulsgeber sein“.

Clemens Morlok von der Kakteen-Gruppe begrüßte den Abgang Breunings. „In ihrer Amtszeit hat Frau Breuning die IHK Region Stuttgart nicht vorangebracht“, sagte er. Eine mögliche Präsidentschaft von Paal sehe er kritisch. „Ich erkenne nicht, dass er für die Mitgliedsunternehmen vorteilhafte Änderungen herbeiführen könnte.“