Die Freien Wähler wollten sie zum Ersatz für die sicherheitshalber gesperrte Rosensteinbrücke sofort wieder freigeben. Doch dafür gibt es im Rathaus keine Mehrheit.

Die Wilhelmsbrücke in Bad Cannstatt bleibt weiterhin dem Fußgänger- und Radverkehr vorbehalten. Sie wird jedenfalls nicht umgehend wieder für den Autoverkehr geöffnet, obwohl am Donnerstag vergangener Woche die benachbarte Rosensteinbrücke aus Sicherheitsgründen für den Auto-, den Bus- und den Stadtbahnverkehr gesperrt werden musste. Am Dienstag haben die Freien Wähler im Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung und Technik keine Mehrheit dafür mobilisieren können, die versuchsweise, auf ein Jahr angelegte Sperrung der Wilhelmsbrücke für Autos sofort wieder aufzuheben, um das Nadelöhr am Neckar zu entschärfen.

 

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Auch Verwaltung ist gegen „Schnellschuss“

CDU, FDP und AfD wollten die Öffnung zwar auch, aber gegen die Grünen, die SPD, das Linksbündnis und die Fraktionsgemeinschaft Puls war und ist keine Mehrheit dafür in Aussicht. Doch auch die Stadtverwaltung lehnte einen „Schnellschuss“ ab: Die Sache müsse genauer analysiert werden. Die Wilhelmsbrücke könne die Rosensteinbrücke für den Autoverkehr „niemals ersetzen“, da die Abbiegemöglichkeiten eingeschränkt seien und von Cannstatt-Mitte nur Autoverkehr in Richtung Hallschlag möglich wäre, nicht zur Pragstraße am Wilhelma-Eck.

Susanne Scherz vom Ordnungsamt machte zudem unmissverständlich klar, dass die verkehrsplanerischen Ziele und Wünsche der Stadträte und anderer Ämter das eine seien, die Verkehrslenkung und die Aufrechterhaltung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer aber die Zuständigkeit der Straßenverkehrsbehörde. Zunächst einmal sei mit der Sperrung der Rosensteinbrücke und der Ausschilderung der Umleitungen das Nötige getan, jetzt werde man die Lage und die Entwicklung beobachten und in vier oder fünf Wochen wieder berichten.

Ein Neubau gilt als unvermeidlich

Das Tiefbauamt und ein Gutachter vom Ingenieurbüro Leonhardt/Andrä erhärteten, dass die Sperrung der Rosensteinbrücke wegen Schäden am Eisen in der Spannbeton-Konstruktion unvermeidlich gewesen sei. Im Moment lasse sich nicht sagen, ob die Brücke stabilisiert und beispielsweise für den zuletzt wegen Gleisarbeiten in der Pragstraße ruhenden Stadtbahnverkehr in absehbarer Zeit wieder freigegeben werden könne. Im Grunde gilt der Verwaltung ein Neubau aber als unvermeidlich. Zum Glück habe die Eröffnung des Rosensteintunnels den Verkehr auf der Pragstraße und am Neckar noch vor der Brückensperrung reduziert, meinten einige Stadträte. Die SPD hielt auch deshalb wenig von der Klage der CDU über einen „verkehrlichen Super-GAU in Cannstatt“.

Eine weitere Entspannung erhoffen sich Stadträte und Verwaltung von einer Straßenrampe vom Rosensteintunnel für Linksabbieger zur König-Karls-Brücke. Grund: Damit wird eine Umfahrung des neuralgischen Bereichs am Neckarknie möglich. Doch die Rampe stehe aus heutiger Sicht erst in etwa zwei Jahren zur Verfügung, so Tiefbauamtsleiter Jürgen Mutz. Er erklärte dem Ausschuss auch, weshalb die Sperrung erst nach einem Hinweis von Experten des Bundes auf Probleme mit derartigen Brücken zustande kam: Man prüfe die Brücken in der Stadt zwar mindestens alle sechs Jahre, aber lege dafür nicht wie jetzt an der Rosensteinbrücke den Stahl im Beton frei.