Blaue Haken gibt es nur noch gegen Geld bei Twitter. Doch die Stadt Stuttgart will nicht für ein Abo zahlen – und verzichtet lieber auf das Zertifikat.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Nur echt mit blauem Haken: Das war lange Zeit das Motto beim Kurznachrichtendienst Twitter. Doch Tech-Milliardär Elon Musk schert sich offenbar nicht darum, dass Promis, Politiker und Unternehmen mit dem Zeichen ihre Echtheit bestätigen können, um Fake News vorzubeugen. Der neue Twitter-Chef will Geld verdienen mit dem Symbol – und hat fast alle Haken entfernen lassen.

 

Jahrelang war das Symbol ein Zeichen für verifizierte Accounts von bekannten Persönlichkeiten wie Fußballprofi Cristiano Ronaldo, Schauspielerin Halle Berry und Sängerin Beyoncé. Neben diesen Stars haben auch Regierungen und Stadtverwaltungen ihre Haken verloren. Jetzt bekommen das Symbol nur noch Menschen, die acht Euro im Monat für den Dienst bezahlen. Unternehmen müssen sogar mehr als 1000 Euro monatlich hinblättern.

Stuttgart macht bei dem Spiel nicht mit. Auch die Landeshauptstadt hat ihren Haken verloren. Stadtsprecher Sven Matis teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit: „Klar ist: Wir werden kein Geld für Haken ausgeben.“ Die Stadt sieht das neue Abo-Modell sehr kritisch, da nun jeder „für ein paar Dollar den Anschein von Echtheit vermitteln“ könne, sagt Matis. „Der blaue Haken hat an Aussagekraft verloren.“

Seiner Meinung nach sollten Stuttgart und andere staatliche Institutionen auch ohne Bezahlung einen Haken erhalten. Denn nicht nur den Verifizierungshaken müssen Nicht-Abonnenten abgeben, auch die Sichtbarkeit wird eingeschränkt. „Uns ist klar, dass wir an Reichweite verlieren und vom Algorithmus abgestraft werden“, sagt Matis.

Abo-Vorteile für Spaßvögel

Auch Betrüger profitieren vom Twitter-Abo. Mit einem gekauften Haken sehen Profile mittlerweile aus wie offiziell bestätigt. Doch der Schein trügt. Mit falschem Profilbild geben sich Hochstapler als Amazon-Gründer Jeff Bezos aus und treten als „New York Times“ auf. Auch ein Fake-Profil mit dem Namen @NYC_Government war samt Häkchen aufgetaucht und hatte in einer Antwort an das echte Profil behauptet, der offizielle Account der Stadt New York zu sein.

Lediglich für ein paar Promis scheint Elon Musk eine Ausnahme zu machen. Horrorbuch-Autor Stephen King, Sängerin Bette Midler und Basketball-Star LeBron James haben ihre blauen Haken zurück – obwohl sie nach eigenen Angaben keinen Cent für das Twitter-Abo überwiesen haben. Unter anderem liegt das wohl daran, dass der Twitter-Chef nach eigenen Angaben die Kosten für einige Promis aus eigener Tasche zahlt. Damit macht Musk gleich mehrere Promis zu Werbefiguren für das Abomodell – obwohl die eigentlich gar nichts damit zu tun haben wollen.

Twitter hatte die Symbole ursprünglich eingeführt, damit Nutzerinnen und Nutzer sicher sein konnten, dass sich niemand für Prominente, Politiker oder Sportler ausgibt. Elon Musk behauptete nach dem Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar, das Verfahren zur Vergabe der Häkchen sei „korrupt“ gewesen und willkürlich verteilt worden. Nun entscheidet Musk lieber selbst darüber, wer sein Häkchen behalten darf.