Ein junger Stuttgarter will Hoodies mit dem Slogan „Kein Hummus für Nazis“ verkaufen und den Erlös an andere Projekte spenden, die sich gegen rechte Umtriebe wenden.

Stuttgart - Der eingängige Slogan sei bei einer Flasche Wein entstanden, sozusagen als Nebenprodukt eines Gesprächs mit einer Freundin, erzählt Lorenz Hornung. Erst später habe er gemerkt, dass in „Kein Hummus für Nazis“ mehr steckt als ein witziger Appell. Viel mehr sogar. „Wir leben in einer diversen Gesellschaft, die auch von der Diversität im Essen geprägt ist. Genau diese Diversität wollen die Rechten kaputt machen“, sagt der 20-Jährige.

 

„Viele AfD-Wähler wollen diese Pluralität eigentlich und wissen gar nicht, was ihnen verloren ginge, wenn sie sie wirklich abschaffen würden“, glaubt Hornung. Insgeheim, so seine Vermutung, liebten auch viele Rechte ihren Döner und ihre Pizza – mit Rotkraut und Kartoffelsalat allein wären auch sie nicht glücklich. Mit einem Mitbewohner hat Hornung deshalb eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die Rechtsgesinnten die Konsequenzen ihres Traums von einer monoethnischen Gesellschaft vor Augen halten soll – und ihre Gegner zusammenschweißen.

6000 Euro gesucht

Den Slogan „Kein Hummus für Nazis“ sollen bald möglichst viele Gleichgesinnte auf Kapuzenpullis und Langarmshirts durch die Republik tragen. 6000 Euro als Startkapital seien nötig, hat der Philosophie-Student ausgerechnet. Das Kapital soll in eine digitale Werbekampagne fließen, in die Finanzierung der Website und in Testbestickungen verschiedener Motive. Hornung hat außerdem Sticker mit dem Hummus-Spruch produzieren lassen, die das durchgestrichene Konterfei Adolf Hitlers im Halbprofil zeigen.

Ein Ladengeschäft zu pachten sei eher unrealistisch, so Hornung. Vielmehr werde man die Kleidung über das Netz verkaufen. „Ich kann mir auch vorstellen, dass wir Bands auf Tour begleiten und Stände aufstellen.“ Sollte die Crowdfunding-Kampagne auf dem Portal „GoFundMe“ Erfolg haben und die Pullis sich verkaufen, will Hornung den Erlös Vereinen und Projekten spenden, die sich für Diversität und gegen rechte Umtriebe einsetzen.

Für Aussteiger aus der rechten Szene

„Exit“ zum Beispiel: die Initiative bietet Aussteigern aus der rechten Szene die Chance, ein neues Leben aufzubauen. Auch die Bereitstellung von kostenlosem Lehrmaterial an Schulen, das Tipps zum Umgang mit der neuen Rechten vermittelt, sei wichtig. Auf diese Weise will er ein stylishes Accessoire mit gesellschaftspolitischem Handeln verquicken. „Wir glauben an die Macht der Kunst und des Schönen. Wer die Hoodies kauft, hat etwas für sich und gleichzeitig etwas Gutes getan“, so Lorenz Hornung. Sein Slogan, glaubt er, hat auch andere Vorteile: während der Begriff Antifaschismus politisch aufgeladen sei und viele Menschen oder Politiker aus dem bürgerlichen Lager verschrecke, könne sich auf das in „Kein Hummus für Nazis“ zum Ausdruck gebrachte Selbstverständnis ein breiterer Teil der Bevölkerung einigen. Ein solch breites Bündnis sei nötig.

Nicht zuletzt die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen haben den politisch engagierten jungen Mann in dem Ansinnen bestärkt, sich noch mehr für Werte einzusetzen, die die Gesellschaft lange für selbstverständlich gehalten hat und die möglicherweise auf der Kippe stehen. „Wir wollen nicht, dass wir plötzlich aufwachen und es ist wieder 1933“, sagt Hornung.