Seit Montag ist das Rechberghäuser Jugendhaus zu. Der Gemeinderat reagiert damit auf das geringe Interesse an der Einrichtung. Einen Ersatz soll es nicht geben.

Rechberghausen - Keine Galgenfrist für das Jugendhaus Static – der Gemeinderat von Rechberghausen hat beschlossen, die Einrichtung zu schließen, und zwar mit sofortiger Wirkung. So schnell das Ende nun auch gekommen ist, völlig überraschend kam es nicht. Denn die Räume in einem ehemaligen Lebensmittelgeschäft auf dem Sonnenberg wurden von den Jugendlichen in der Vergangenheit kaum frequentiert. Das Jugendhaus, so attestierten Experten der Schurwaldgemeinde, sei viel zu weit weg vom Schuss. Deshalb hat der Gemeinderat nach nicht einmal drei Jahren die Reißleine gezogen.

 

„Offenbar besteht kein Bedarf, wir sehen niemanden, der in ein Jugendhaus kommen würde“, sagt der Bürgermeister Reiner Ruf. Für ihn steht fest, dass daran auch ein Standort in der Ortsmitte nichts ändern würde. Da die Gemeinde in jüngster Zeit immer wieder mit Vandalismus Jugendlicher im Zentrum konfrontiert gewesen sei, müsse man neue Formen der Jugendarbeit finden. Ruf denkt etwa daran, „gezielt Streetwork einzukaufen“. Für die Jugendhausleiterin Ricarda Hoch gebe es daher kein Betätigungsfeld mehr. „Wir hoffen auf eine gütliche Einigung“, so Ruf.

Kritik am Bürgermeister

Die Sicht des Bürgermeisters wird nicht von allen im Ort geteilt. Viele sind davon überzeugt, dass ein Jugendhaus an einem zentralen Standort sehr wohl angenommen würde. Schließlich sei die Einrichtung, als sie sich noch im alten Feuerwehrhaus am Rathaus befunden habe, gut besucht gewesen. Ricarda Hoch bestätigt das. Es sei keine Ausnahme gewesen, dass 30, 35 Jugendliche da gewesen seien. Als das Gebäude aber zum Abriss gestanden und die Gemeinde den Alternativstandort auf dem Sonnenberg ins Gespräch gebracht habe, sei abzusehen gewesen, dass die Jugendlichen davon alles andere als begeistert gewesen seien. „Die meisten haben gleich gesagt, dass sie dahin nicht kommen wollen, weil es ab vom Schuss liegt.“

Das machte sich auch schon bald bemerkbar. Die Besucherzahlen brachen ein. Meistens fand höchstens eine Handvoll junger Leute den Weg in die Bosslerstraße, und manchmal blieb die Jugendhausleiterin an den offenen Donnerstag- und Montagnachmittagen allein. „Das stelle ich mir nicht unter Jugendarbeit vor“, sagt sie. Um für das Jugendhaus zu werben, habe sie immer wieder Jugendliche in der Ortsmitte angesprochen, allerdings mit mäßigem Erfolg. „Manche wussten gar nicht, dass es ein Jugendhaus gibt, andere schauten vielleicht einmal vorbei, haben sich dann aber nicht mehr blicken lassen.“ Die Gründe dafür liegen für sie auf der Hand: „Die Jugendlichen treffen sich am liebsten im Zentrum, wo es Läden gibt. Sie wollen sehen und gesehen werden.“ Der Sonnenberg aber sei ein reines Wohngebiet.

Gedanken an ein Mehrgenerationentreffpunkt

Wie es nun weitergeht mit der Jugendarbeit, sollen sich Bürger, Räte sowie Vertreter von Vereinen und Schulen ausdenken, die einen runden Tisch gebildet haben. Eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern des runden Tisches soll ein Jugendforum im Frühjahr vorbereiten. Um die Jugendlichen hinter dem Ofen hervorzulocken, sei daran gedacht, „etwas im sportlichen Bereich oder mit Musik zu machen“, sagt Ursula Riegel, die Leiterin des Bürgerbüros. Die Räume auf dem Sonnenberg aber will die Gemeinde nicht unbedingt aufgeben. „Man könnte dort eventuell einen Mehrgenerationentreffpunkt einrichten“, sagt Achim Laidig, der persönliche Mitarbeiter des Bürgermeisters.

Kommentar: Kein Fall für die Akten

Rechberghausen - Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Das trifft auch auf das Jugendhaus Static in Rechberghausen zu. Um Ersatz für das gut frequentierte Feuerwehrmagazin im Zentrum zu schaffen, in dem das Jugendhaus ehedem untergebracht war und das mittlerweile abgerissen wurde, hat die Gemeinde vor knapp drei Jahren einen ehemaligen Laden auf dem Sonnenberg angemietet und mit allem ausgestattet, was zum Chillen nötig ist. Doch die schönsten Räume nutzen nichts, wenn sich niemand in ihnen aufhalten will. Dabei war von vornherein abzusehen, dass den Jugendlichen der Weg auf den Sonnenberg zu weit ist. Die Gemeinde hat die Pläne dennoch weiter verfolgt.

Jetzt, zweieinhalb Jahre später, steuert der Rat um und schließt die Einrichtung. Das Kapitel Jugendhaus sollte damit aber nicht ad acta gelegt werden, wie es der Bürgermeister vorhat, der allein auf Streetwork setzt. Es ist zwar eine gute Sache, die Jugendlichen auf den Straßen und öffentlichen Plätzen aufzusuchen. Noch besser ist es aber, sie von der Straße zu holen. Es müsste doch möglich sein, in der Ortsmitte einen Platz für die Jugendlichen zu finden.