Stellenweise gibt es kein T-Mobile-Netz mehr, weil eine Antenne in einem Kirchturm abgebaut wurde.

Birach/Schönberg - Das moderne Handy liegt im hintersten Fach der Schrankwand auf einem kleinen quadratischen Stoffdeckchen. Es ist ausgestattet mit der neuesten Technik, dennoch steht im Display „Kein Netz“. Erwin Fidelis Reisch hebt beschwichtigend die Hände. In ein paar Minuten werde es SMS empfangen können.

 

So lange erzählt er, dass seine Frau das Deckchen zum Schutz auf den Handy-Platz gelegt hat. „Der Schrank ist 60 Jahre alt“. Sie wollte das Fach schützen, das sich als einziger Ort im ganzen Haus an der Trüffelstraße herausgestellt hat, an dem T-Mobile-Netz vorhanden ist – das aber nur zum SMS-Empfangen reicht. Das Handy piepst. „Sehen Sie“, sagt Reisch und lächelt.

Eigentlich ist dem Schönberger aber nicht zum Lachen zumute. Von einem Tag auf den anderen fiel Ende Oktober im und um das Haus das T-Mobile-Netz aus. Das bestätigen auch direkte Nachbarn sowie seine Schwester, die an der Birkheckenstraße wohnt, und ein Freund aus dem Tiefen Weg. Reisch ist Geschäftsführer eines Verlages und arbeitet viel von zu Hause aus. „Das ist nicht nur unangenehm, sondern mittlerweile geschäftsschädigend“, sagt er.

„Die Gemeinde wird deshalb nicht aufhören zu existieren“

Bei der Telekom sei die Auskunft auf Nachfrage beim Kundenservice immer dieselbe, berichtet Reisch: „,Uns liegt keine Störung vor‘ oder ,Das muss am Telefon liegen‘. Das übliche Blabla eben“, sagt er.

Am Telefon liegt es nicht, sondern daran, dass die T-Mobile-Antenne, die im Jahr 2000 im Turm der Franziskakirche installiert wurde, abmontiert wurde. Die evangelische Gemeinde hatte den Mietvertrag mit der Telekom gekündigt. Dies bestätigt Norbert Veit, der im Kirchengemeinderat für Baufragen zuständig ist. Immer wieder habe es Druck von besorgten Bürgern gegeben, begründet er die Entscheidung des Gremiums. „Irgendwann haben wir beschlossen, dass es nicht unsere Aufgabe ist, einen Mobilfunkmasten zu betreiben, sondern eine Kirchengemeinde“, sagt Veit. Der jährlich vierstellige Mietbetrag fehle natürlich. „Die Gemeinde wird deshalb aber nicht aufhören zu existieren“, sagt Veit.

Zehn Jahre lief der ursprüngliche Mietvertrag mit dem Telekommunikationsunternehmen. 2010 kam die erste Gegenwehr aus der Bevölkerung, als die Existenz der Antenne bekannt geworden war. Im Januar 2011 beschloss der Kirchengemeinderat schließlich, den damals jährlich kündbaren Vertrag nicht zu verlängern. Auch, weil die Telekom die Anlage sogar erweitern wollte und damit eine Vertragslaufzeit von sieben Jahren begonnen hätte.

Auf der Suche nach einem geeigneten Standort

Aufgrund der Kündigung „hätte die Anlage im April 2012 abgebaut werden müssen“, erzählt Veit. Da die Telekom bis dahin noch keinen neuen Standort gefunden hatte, gewährte die Kirche eine Verlängerung bis Oktober 2012. Dann war allerdings endgültig Schluss. „Fakt ist, dass die Telekom ein dreiviertel Jahr Zeit hatte, einen neuen Standort zu finden“, sagt Veit.

Hat sie aber nicht. „Wir suchen derzeit mit Hochdruck nach einem geeigneten alternativen Standort“, antwortet das Unternehmen auf Nachfrage. Zwischenzeitlich „wurden an den umliegenden Mobilfunkstandorten Optimierungen durchgeführt“, heißt es weiter. Laut den Betroffenen hat sich der Empfang dadurch nur marginal verbessert – eben so weit, dass man im Schrank SMS empfangen kann. Zum Telefonieren reiche es in Schönberg aber nicht. Auf die Frage, warum der Kundenservice die Anrufer hinhalte, antwortete die Telekom gar nicht. Einige Nachbarn haben inzwischen den Anbieter gewechselt, erzählt Reisch. Lange werde auch er nicht mehr warten. „T-Mobile wirbt mit dem besten Netz und der schnellsten Verbindung. Mit der vierten Generation, und wir haben nicht einmal mehr die erste.“