Dem Grand Prix auf dem Nürburgring droht das Aus, weil Rheinland-Pfalz nicht mehr für die Defizite geradestehen will.
Stuttgart - Bernie Ecclestone bleibt hart. Der Formel 1-Chef will dem Nürburgring keinen Rabatt geben. "Sie können den gleichen Vertrag haben wie Ungarn", knurrte Ecclestone, als er damit konfrontiert wird, dass dieser Grand Prix der letzte auf dem Nürburgring gewesen sein könnte. Das Rennen ist defizitär. Bisher ist die Landesregierung Rheinland-Pfalz dafür geradegestanden.
Damit ist jetzt Schluss. Seit in dem Freizeitpark am Ring 330 Millionen Euro versenkt wurden, steht der Nürburgring bei der Politik auf dem Prüfstand. Die Opposition will verhindern, dass der Steuerzahler weiterhin den Grand Prix subventioniert. Und Nick Heidfeld spottet: "Das Geld, das in dem Gebäudekomplex rund um die Strecke vergraben wurde, hätten sie lieber in die Modernisierung der Nordschleife gesteckt. Wenn die Formel 1 wieder auf der großen Strecke fahren würde, hätten sie genug Zuschauer, um sich einen Grand Prix leisten zu können."
Natürlich ist die Nordschleife viel zu gefährlich für die modernen Autos. Trotzdem schwärmen selbst die aktuellen Fahrer von ihr, und so mancher träumt davon, wie es wäre, mit seinem Red Bull oder Mercedes über die berühmtesten 25 Kilometer der Welt zu fahren. "Diese Strecke ist einfach unglaublich. Ich habe jede Runde genossen", bekannte Mark Webber am Donnerstag nach einem Vierrundentrip in einem Straßenauto.
Hockenheim ist von 60.000 Zuschauern an profitabel
Zurück zur Gegenwart: Hockenheim stand immer auf eigenen Füßen. Auch dort schrieb der Grand Prix jahrelang Verluste, doch der Veranstalter musste selbst damit klarkommen. Da kalkuliert man automatisch vorsichtiger als jemand, der mit Netz und doppeltem Boden arbeiten kann. Hockenheim ist von 60.000 Zuschauern an profitabel. 2010 schrieb man erstmals seit den goldenen Schumacher-Zeiten wieder schwarze Zahlen; rund 300.000 Euro blieben hängen.
Der Nürburgring braucht mehr als 100.000 Zuschauer, um Geld zu verdienen. Die Eintrittspreise liegen hier generell unter denen von Hockenheim. In den fetten Jahren, in denen die Landesregierung jeden Verlust abgefedert hat, konnte man den Zuschauern verbilligte Preise anbieten. Jetzt einen Gang hochzuschalten ist schwer. Wer einmal Rabatt bekommen hat, will ihn immer.
"Sie sollen zufrieden sein mit dem, was sie haben"
Die schlechte Bilanz am Ring liegt aber auch daran, dass die Verträge unterschiedlich sind. Die Eifel bezahlt ein Antrittsgeld von rund 20 Millionen Euro, Hockenheim handelte in seinem neuen Vertrag bis 2018 Sonderkonditionen aus. Der Grundpreis soll zwölf Millionen betragen.
Dafür verdient Ecclestone von 60.000 Besuchern an bei jedem zusätzlich verkauften Ticket mit. Der 80-jährige Brite hatte immer ein Herz für das Motodrom im Badischen. Dass er dem Nürburgring nur Konditionen wie in Ungarn anbietet, ist auch ein Indiz dafür, dass er mit dem Werbeaufwand des Veranstalters für die eigene Veranstaltung nicht zufrieden ist. Hockenheim lässt sich da mehr einfallen.
Teams wollen von Ecclestone immer mehr Geld
In der Region um Deutschlands älteste Rennstrecke ist man verständlicherweise nervös. Die Menschen, die vom Ring leben, befürchten, dass sich die Formel 1 für längere Zeit verabschiedet. Vielleicht für immer. Man kann sich noch gut an die Zeiten ohne Formel 1 erinnern. Von 1976 bis 1984 und von 1985 bis 1995 fuhr am Nürburgring nur die zweite und dritte Liga des Motorsports.
Die Krake Formel 1 frisst ihre Kinder. Sie muss immer mehr Geld generieren, weil die Inhaber der kommerziellen Rechte zur Neuverhandlung des Concorde-Abkommens mit den Teams eine möglichst ausgeglichene Bilanz vorweisen wollen. Noch werden die Kredite abgetragen, die das Formel-1-Geschäft einst gekostet hat. Auch die Teams wollen von Bernie Ecclestone immer mehr Geld. Die Sponsorenquellen sprudeln nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Deshalb fordern die Teamchefs seit Jahren einen größeren Anteil vom Kuchen: 75 statt 50 Prozent. "Das können sie vergessen", kontert Ecclestone. "Sie sollen zufrieden sein mit dem, was sie haben."