Der drohende Streik bei der Lufthansa ab Mittwoch ist abgewandt. Die Piloten und die Airline einigten sich bei den Verhandlungen.

Nach einer tariflichen Einigung in letzter Minute hat die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit den ab Mittwoch geplanten Pilotenstreik bei der Lufthansa abgesagt. Man habe am Dienstag eine Teillösung erreicht, teilte ein Sprecher mit. Das umfangreiche Paket finanzieller und struktureller Themen sei im Kern vereinbart und müsse in den folgenden Tagen ausgestaltet werden. Die angekündigten Arbeitskampfmaßnahmen würden abgesagt.

 

Die VC hatte in der Nacht eine zweite Streikwelle ab Mittwoch angekündigt, die nur noch durch ein „ernstzunehmendes Angebot“ seitens der Lufthansa verhindert werden könne. Bei der Lufthansa-Kerngesellschaft sollte eigentlich am Mittwoch und Donnerstag gestreikt werden, bei der Frachttochter Lufthansa Cargo einen Tag länger. Am Dienstag wurde dann der Durchbruch erzielt, zu dem zunächst keine weiteren Einzelheiten vorlagen.

Erster Streik betraf 800 Flüge

Die Lufthansa hatte bereits für den vergangenen Freitag den kompletten Betrieb der Kerngesellschaft gestrichen, nachdem die VC ihre Mitglieder zur ersten Streikwelle aufgerufen hatte. Rund 800 Flüge mit 130 000 Passagieren fielen aus.

Die VC änderte ihre frühere Forderung nach einem automatisierten Inflationsausgleich und forderte nun eine jährliche Tariferhöhung um 8,2 Prozent ab 2023 - zusätzlich zu einer Erhöhung in diesem Jahr um 5,5 Prozent. Die Lufthansa hat pauschale Erhöhungen der Grundvergütung von 500 Euro zum 1. September 2022 und um 400 Euro zum 1. April 2023 angeboten. Das ergebe je nach bisherigem Gehalt Steigerungen zwischen 5 und 18 Prozent.

Spohr hält Gehaltssteigerungen für angemessen

Konzernchef Carsten Spohr sagte am Vorabend, dass in Zeiten einer hohen Inflation deutliche Gehaltssteigerungen insbesondere in den unteren Gruppen angemessen und manche Einstiegsgehälter nicht mehr haltbar seien. „Wir haben unsere Mitarbeiter nicht alleingelassen in der Pandemie, und wir werden sie auch nicht alleinlassen in der Inflation.“

Laut Lufthansa beliefen sich die zusammengefassten Forderungen der VC vor der Änderung auf rund 900 Millionen Euro Mehrkosten in zwei Jahren. Die Personalkosten im Cockpit würden sich so um 40 Prozent erhöhen. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise außerhalb des Vertretbaren.

Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Fluggesellschaft für einen Tag nahezu lahmgelegt. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo will im Herbst für ihre Mitglieder verhandeln.