Das Fest war seit Jahrzehnten Kult, doch nun ist Schluss mit Göckele. Weil sich die Veranstaltung offenbar wirtschaftlich nicht mehr lohnt, schmeißt der Wirt die Brocken hin.

Freiberg - Der Festwirt Hans-Peter Habel-Küffner wirft nur fünf Jahre, nachdem er das traditionsreiche Fest vom Kleintierzuchtverein Geisingen gepachtet hatte, die Brocken hin. „Es ist immer schwierig, ein attraktives Rahmenprogramm bei gleichzeitiger Preisstabilität und einem akzeptablen wirtschaftlichen Ergebnis zu gestalten“, betont der Festwirt, Gastronom und Hotelier aus Langenbrettach (Kreis Heilbronn). Jedes Jahr seien die Kosten für die Bands, Technik, Werbung und vor allem für die Löhne aufgrund des Mindestlohns gestiegen, hinzu kämen die höheren behördlichen Auflagen. Und auch das Wetter habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Schon wenige Festtage, bei welchen das Wetter seine Kapriolen schlägt, reichen aus, um ins wirtschaftliche Minus zu rutschen“, sagt Habel-Küffner.

 

Die Stadt springt nicht ein

Ein Minus, aus dem ihm auch der Freiberger Bürgermeister Dirk Schaible nicht herauszuhelfen vermag. „Wir bedauern sehr, dass es dieses traditionsreiche Fest nicht mehr gibt, aber wir können hier auf keinen Fall finanziell aushelfen“, sagt Schaible. Das von der Stadt ausgerichtete Bürgerfest verlange der Gemeinde schon alles ab, zudem müsse sie derzeit ein großes Schulbauprojekt stemmen und sich auf die Erfüllung ihrer Pflichtaufgaben konzentrieren. „Wenn wir nun das Göckelesfest unterstützten, müssten wir das bei den anderen Vereinen ja auch tun, sonst wäre es eine eklatante Ungleichbehandlung“, erläutert Schaible.

Dass sich der professionelle Festwirt Habel-Küffner nun zurückzieht, nimmt man auch beim Begründer des Festes mit großem Bedauern zur Kenntnis. Erst im Februar habe er seinen Vertrag gekündigt, das sei doch sehr kurzfristig gewesen, sagt Kurt Groß, der Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Geisingen. Nun habe der Verein zwar eine Brauerei angefragt, ob sie einspringen wolle, aber bisher noch nichts gehört. Habel-Küffners Beweggründe freilich kann er teilweise nachvollziehen. „Man bekommt jedes Jahr mehr Vorschriften für die Ausrichtung eines Festes, das macht irgendwann keinen Spaß mehr“, sagt Vereinschef Kurt Groß. Auch dass Habel-Küffner über die gestiegenen Personalkosten geklagt habe, sei keine Überraschung. „Wir haben das jahrzehntelang mit Ehrenamtlichen gestemmt, aber wenn fremde Aushilfskräfte hinter der Theke stehen, ist das natürlich alles viel teurer.“

Kornwestheim legt zwei Feste zusammen

Das Schicksal des Göckelesfestes soll zwei Festen in Kornwestheim erspart bleiben – das Musikfest der Städtischen Orchester und das Gartenfest des Liederkranzes sollen zusammengelegt werden. Am zweiten Juli-Wochenende 2017 soll erstmals ein gemeinsames Musik- und Gartenfest beider Vereine auf der Obstwiese im Norden Kornwestheims steigen. Die Zusammenlegung war notwendig geworden, weil sich die beiden bisher unabhängigen Feste sonst wirtschaftlich nicht mehr gerechnet hätten. „Es war schon ein bisschen Wehmut dabei, als wir unser Fest im Juni das letzte Mal veranstaltet haben, aber es geht nicht anders“, sagt Michael Meyle, der Vorsitzende der Städtischen Orchester Kornwestheim. Der Charakter des früheren Liederkranz-Gartenfestes solle im Großen und Ganzen aber erhalten bleiben, so solle es auch künftig Göckele und Schweinebauch geben.

Weil aber vor allem die Mitglieder des Liederkranzes überwiegend älter seien, wollten die Mitglieder der Städtischen Orchester den Liederkranz hauptsächlich beim Auf- und Abbau sowie beim Verkauf unterstützen, wie sie das auch in diesem Jahr schon getan hätten. Auch wenn die Städtischen Orchester sich nicht über fehlenden Nachwuchs beklagen können: Die Organisation eines Festes ist kein Honigschlecken. „Es ist schon immer kräftezehrend, bis man alle Helfer beieinander hat, man muss den Mitgliedern schon immer klar machen, dass der Verein den wirtschaftlichen Erfolg braucht“, sagt Meyle.