Der Kernener FDP-Abgeordnete Jochen Haußmann geht davon aus, dass das Hobby des Modellflugs auch in Zukunft angemessen ausgeübt werden kann und beruft sich dabei auf Verkehrsminister Hermann.

Kernen - Es ist schon ein paar Tage her, da ging der Kernener FDP-Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann mit Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) schwer ins Gericht. Hintergrund war Hermanns vermeintliches Desinteresse an der alltäglich nervenden Stausituation vor dem Fellbacher Kappelbergtunnel. Bei einem anderen Thema allerdings gibt es zumindest indirekt Lob vom Liberalen für den Öko-Politiker, nämlich bei den Modellfliegern. Diese werden, so verspricht Haußmann mit Verweis auf Hermann, „ihrem Hobby auch weiterhin unbeschwert frönen können“.

 

Die Luftlage ist zwar grundsätzlich noch etwas unklar, aber in einem Punkt besteht zwischen dem Abgeordneten Haußmann und Minister Hermann Einigkeit. „Wir gehen davon aus, dass das Hobby des Modellflugs auch in Zukunft angemessen ausgeübt werden kann“, sagt Haußmann. Das war bei den Modellfliegern bezweifelt worden, weil das Bundesverkehrsministerium auf seiner Internetseite meldete, die immer zahlreicher werdenden Drohnen-Flugmodelle in den Griff bekommen zu wollen. Aber: „Der Landesregierung liegt bisher kein Anhörungsentwurf für die Neuregelung vor.“ Und ohne Entwurf einer Regelung sei es schwer zur Regelung Stellung zu nehmen.

Die Modellflieger halten mit ihrem Ärger nicht hinterm Berg

„Wir werden das auf alle Fälle im Auge behalten, aber im Moment ist Entwarnung angesagt“, sagt Haußmann. Der Politiker war im Sommer auch Gast einer Veranstaltung – der sogenannten Flugschule für Jugendliche mit Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik aus dem mittleren Neckarraum. Diese trafen sich auf dem Modellfliegerplatz Rommelshausen am Beibach. Während Haußmann Modellflug vor Ort anschaute, hielten die Modellflieger gegenüber dem Abgeordneten mit ihrem Ärger nicht hinterm Berg. Schon länger machen sie gegen ein Gesetzesvorhaben der Regierung mobil, das nach internen Meldungen Flughöhen auf 100 Meter beschränken soll.

Das würde den Modellflugsport unmöglich machen, sagen Betroffene. Das derzeit diskutierte Bundesgesetz zur Regulierung des Drohnenverkehrs treffe auch ferngesteuerte Modellflug-Objekte. Die Vereine sind alarmiert: Um die meisten ferngesteuerten Flugmodelle sicher und verantwortungsbewusst fliegen zu können, reichten 100 Meter nicht aus. Michael Schmid, Vorsitzender der Modellflieger Rommelshausen, sagt: „Diese Einschränkung ist eine Katastrophe. Das ist, wie wenn die Formel 1 auf eine Geschwindigkeit von 100 Kilometer begrenzt wird. Junge Leute werden das Hobby nicht mehr ergreifen.“

Ein Vereinsmitglied warnt: „80 Prozent der Flugmodelle kann man dann in den Keller stellen.“ Besonders die großen Modelle und deren Wettbewerbe kommen erst über 100 Meter Höhe richtig in Gang. Für reine Segler-Modelle wiederum ist die nötige Thermik unter 100 Meter Flughöhe nur schwierig zu finden. „Dann werden die jungen Leute vor dem PC sitzen und an Flugsimulatoren spielen, statt ins Freie zu gehen und authentische Erfahrungen zu machen“, wendet eine Mutter ein.

Jochen Haußmann ist als Landtagsabgeordneter nicht direkt an der Gesetzgebung beteiligt, aber er warnt vor dieser Regulierung: „Das wäre wirklich existenziell für einen solchen Verein. Und damit entfällt eine Anregung für junge Menschen, einen Berufsweg in Technik und Naturwissenschaften einzuschlagen.“

Bis auf weiteres können die Modellflieger in Kernen und Fellbach ihr Hobby weiterführen

Aber bis auf weiteres können die Modellflieger in Kernen und Fellbach und auf 297 weiteren registrierten Plätzen ihre Maschinen und Flugschulen unbehelligt weiterführen. Wann der Bund einen Gesetzentwurf vorlegt, steht in den Sternen, sagt Haußmann. Unterstützung erfährt er dabei durch den Minister: „Es bleibt zunächst abzuwarten, ob es tatsächlich zu einer generellen Flughöhenbeschränkung auf 100 Meter für Modellflugzeuge kommen wird“, sagt Hermann. „Die Landesregierung wird ihre Haltung zu den vorgesehenen Regelungen auf der Grundlage des Anhörungsentwurfs des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur bestimmen.“ Er gehe davon aus, dass im Rahmen der grundsätzlich vorrangigen Sicherheitserfordernisse das Hobby des Modellflugs auch in Zukunft angemessen ausgeübt werden könne.

„Mehr Sicherheit für Modellflieger geht im Moment nicht“, sagt Haußmann und bezweifelt, dass sich „die GroKo“, also die Große Koalition aus CDU und SPD in Berlin, aktuell mit dem Thema beschäftigt: „Die haben schon gemerkt, dass ihnen da zu Recht heftiger Gegenwind aus der Modellfliegerszene entgegen bläst.“ Haußmann hat über seine Initiative auch den Präsidenten des Deutschen Modellfliegerverbandes Hans Schwägerl sowie die Bezirksvorsitzenden des Landesverbandes Baden-Württemberg informiert.