Keine Zuschauer bei Olympia 2021 Ein Sieg der Vernunft

Die Olympischen Spiele in Tokio finden ohne Zuschauer statt. Foto: dpa/Cezary Kowalski

In Tokio hört man auf die Sorgen der Bevölkerung und lässt keine Zuschauer bei den Olympischen Spielen zu. Das ist einerseits bitter. Im Grunde aber ein Sieg der Vernunft, wie unser Autor Dirk Preiß kommentiert.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - 20 000, 45 000, 60 000 – so sah in den vergangenen Tagen die Steigerung aus, die sich die Organisatoren der Fußball-EM bei der Zulassung von Zuschauern im Wembley-Stadion in London gönnten. Das erzeugte die gewünschten Bilder von Normalität, Begeisterung und purer Emotionalität. Aber war und ist das auch vernünftig? Singende Fans, dicht an dicht? Mitten in der Pandemie? Die Meinungen darüber sind meist ebenso klar, wie das Kopfschütteln heftig ist.

 

Womöglich triste Bilder

In Tokio wurde nun anders entschieden. Bei den Olympischen Spielen in Japan werden nicht nur ausländische Sportfans ausgeschlossen, es wird gänzlich auf Publikum verzichtet. Das wird womöglich eher triste Bilder bieten, stimmungsvolle Spiele als Ort der Begegnung für Sportler und Zuschauer wird es nicht geben. Und die Athleten werden nicht einmal Familienangehörige dabeihaben, wenn ihr vielleicht größter sportlicher Traum in Erfüllung geht. Das ist bitter – und doch ein erster Sieg dieser Spiele. Zwar entsteht Tokio (und dem IOC) dadurch nicht nur ein finanzieller Schaden. Auch die Chance, das eigene Land und die Stadt global in ein faszinierendes Licht zu rücken, ist nahezu dahin. Aber: Die japanischen Macher haben mit ihrer Entscheidung die Sorgen der eigenen Bevölkerung ernst genommen. Daher ist es ein Sieg der Vernunft – der aber nur dann einer bleibt, wenn sich am Ende nicht VIPs und Sponsoren auf den Tribünen in den Armen liegen.

Auf die Bevölkerung gehört

dirk.preiss@stzn.de

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