Das Finanzministerium in Stuttgart präsentiert ein neues Trägermodell für das Keltenmuseum Heuneburg im Kreis Sigmaringen. Die Gemeinde Herbertingen kommt darin gar nicht mehr vor.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Stuttgart - An Lobpreisungen aus der Ferne hat es nie gefehlt. Die Reste des gut 2500 Jahre alten keltischen Fürstensitzes Heuneburg bei Hundersingen (Kreis Sigmaringen) wurden immer wieder als „schwäbisches Troja“ gepriesen, das um die Jahrtausendwende dazugebaute Freilichtmuseum sollte ein Kleinod der baden-württembergischen Museumslandschaft sein: Magnet für Touristen und zugleich Stätte einer lebhaften wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem wichtigen Abschnitt europäischer Geschichte. Aber es ist anders gekommen über die vergangenen Jahre.

 

Die erhofften Massen zahlender Besucher haben sich jedoch nicht eingestellt, Sponsoren blieben immer rar, und es kam zu einer für solche Fälle eigentlich typischen Abwärtsspirale. Es wurde den Verlusten hinterhergespart, zuletzt etwa durch den Verzicht auf jährliche Sonderschauen, so dass die Attraktion der Kulturstätte weiter sank. Zuletzt hatte noch ein Gemeinderatsmitglied im Rentenstand als geringfügig Beschäftigter der Gemeinde nötige Reparaturarbeiten auf dem Museumsgelände erledigt.

Das Jährliche Defizit lag zuletzt bei 150 000 Euro

Die zwischen 1998 und 2000 geschlossenen Verträge mit dem Land bürdeten Herbertingen – nicht unüblich – das Geschäftsrisiko für den Museumsbetrieb auf. Herbertingen hatte die Museumsfläche vom Land zu mieten. Nach Gemeindeangaben entstanden zuletzt Jahresdefizite von rund 150 000 Euro. Im Dezember 2012 wurden auf Gemeinderatsbeschluss hin alle geltenden Miet- und Gestattungsverträge zum Herbst dieses Jahres gekündigt.

Für den Bürgermeister Michael Schrenk ist das bis heute eine Notmaßnahme gewesen, nachdem jahrelang Versuche, erst mit der schwarz-gelben, dann mit der grün-roten Landesregierung über Hilfen ins Gespräch zu kommen, gescheitert seien. „Ich habe schon vor zwei Jahren zum Staatssekretär Herrn Rust gesagt, wir müssen zusammen diese Verträge überarbeiten“, erinnert sich der Bürgermeister. Doch nie sei gehandelt worden.

Die Rettung basiert auf einem Zweisäulenmodell

Ingo Rust, der Staatssekretär im Finanz- und Wirtschaftsministerium, hat am Montag in Stuttgart nun die Rettung des Heuneburg-Museums angekündigt. Ein Vertreter aus dem Herbertinger Rathaus war zu dem Termin nicht geladen, es ist wohl doch etwas hängen geblieben aus den Differenzen der vergangenen Monate. „Die Heuneburg hat nicht nur eine faszinierende Vergangenheit, sondern seit heute auch wieder eine Zukunft“, sagte Rust, flankiert von Dieter Planck, dem Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft für Archäologie, und Anton Bischofberger, dem Vorsitzenden des Vereins Heuneburg-Museum e. V.

Der jetzt gefundene Rettungsvorschlag basiert auf einem Zweisäulenmodell. Träger des Freilichtmuseums wird von 1. November an die Gesellschaft für Archäologie; in ihr wird ein eigener entscheidungsbefugter Ausschuss zum Freilichtmuseum Heuneburg gebildet, dem Vertreter des Landes, des Heuneburg-Museumsvereins und der Archäologiegesellschaft gleichberechtigt angehören. Das Land Baden-Württemberg wird künftig die Bauunterhaltungskosten des Museums und die „liegenschaftliche Betreuung“ übernehmen. Das Land sorgt außerdem aus Mitteln der Landesdenkmalpflege für fachliche Beratung und wissenschaftliche Unterstützung. Der Vertrag, der die Zusammenarbeit regelt, hat zunächst eine Laufzeit von drei Jahren.

Die Gemeinde wird das Heuneburgmuseum in Hundersingen behalten

Das Freilichtmuseum geht also im Prinzip in die Regie des Landes über. Daneben gibt es jedoch schon immer das etwas entfernt liegende Heuneburgmuseum im Donaudorf Hundersingen. Es ist in der früheren Zehntscheuer des Klosters Heiligkreuztal untergebracht und zeigt Grabungsfunde aus den benachbarten keltischen Fürstengräbern: Zeugnisse der alten Macht dieses Fürstensitzes, der Handelsbeziehungen bis zu den Etruskern und nach Griechenland unterhielt. Die Gemeinde wird dieses Museum behalten und in Eigenregie weiterbetreiben. Es sei für ihn „ein Wermutstropfen, dass wir nicht auch nach Stuttgart eingeladen wurden“, sagt der Bürgermeister Schrenk. Trotzdem werde man über die gemeinsame Vermarktung der Zehntscheuer und des Freilichtmuseums reden müssen. Ein organisatorisch zersplitterter Museumsort diene schließlich keinem Besucher.

Stuttgart/Sigmaringen -