Birgit Hoss gibt malträtierten Stoffbären eine neue Heimat. Ein großer Teil ihrer Sammlung ist im Museum unter der Y-Burg in Stetten zu sehen.

Birgit Hoss kann keine Teddys leiden sehen. Wenn sie einen abgewrackten Bären entdeckt – egal, ob aus Plüsch oder aus einem ganz anderen Material – muss sie ihn retten. Und sie kann nicht einmal etwas dagegen tun: „Die kommen einfach auf einen zu“, sagt die Stettenerin, „die tauchen überall auf.“ Das geschieht so oft, dass die 49-Jährige inzwischen einen Gnadenhof mit etwa 150 Exemplaren hat. Ein großer Teil davon ist zurzeit in einer Ausstellung im Museum unter der Y-Burg zu sehen.

 

Angefangen hat die Vorliebe für die knuddeligen Geschöpfe im Alter von zwei Jahren: „Ich war mit meinen Eltern im Urlaub am Titisee, und da ist mir ein Mann in einem Bärenkostüm begegnet.“ Das war eine Art innere Initialzündung. Dann bekam Birgit Hoss von einer Tante einen Teddy geschenkt – das war der Beginn der plüschig-realen Leidenschaft.

Eine Sammlerin im eigentlich Sinn ist die Betriebswirtin nicht

Eine Sammlerin im eigentlich Sinn ist die Betriebswirtin nicht. Denn sie stöbert nicht auf Flohmärkten oder im Internet nach diesen Figuren mit den großen Augen und den niedlichen Nasen. „Ich gehe eine Straße in Fellbach entlang und sehe einen Teddy im Gebüsch“, erzählt die Bären-Beschützerin. Klar, dass der gerettet werden muss. „In Las Vegas habe ich mitten auf der Straße einen Teddy gefunden“, berichtet die Weltreisende. Der durfte mit nach Hause fliegen. Auch auf den Fidschi-Inseln hat Birgit Hoss einen kinderlosen Bären entdeckt. Er wurde natürlich mitgenommen und bekam den Namen Antipodi. Wie auch alle anderen ihrer Zöglinge Namen haben, die meist etwas mit der Situation oder dem Fundort zu tun hatten. So heißt ein Bär zum Beispiel Colomba, weil Birgit Hoss ihn auf Korsika mitten im Wald auf einer Müllkippe entdeckt hat.

Es hat sich rumgesprochen, dass sie ein Herz für Teddys hat

Aus Neuseeland hat die bärig Engagierte einen Schaffellteddy mitgebracht, der falsch zusammengenäht war. Dann hat sie einen Bären bei einer Tombola gewonnen, bekam Werbe-Bären geschenkt und hat sogar einmal einen Teddy entführt: „Weil er von den Kindern so malträtiert worden ist.“ Und da sich inzwischen herumgesprochen hat, dass Birgit Hoss ein Herz für Bären hat, bekommt sie auch noch viele Teddys geschenkt, die bei Freunden und Bekannten nur noch ein ungeliebtes oder staubiges Schattendasein führen. Sie alle haben eine Geschichte, und die erzählt Birgit Hoss gern jedem Museumsbesucher, der sie hören will.

Bei der Bären-Beschützerin und ihrem Mann, der ebenfalls ein Teddy-Fan ist – immerhin ist er ein „Bärliner“ –, kommen die ausrangierten Wesen, die Vergammelten und Verstümmelten dann wieder zu Ehren. Wenn es geht, werden die Teddys gebadet oder geduscht, offene Nähte werden verarztet, und bei Bedarf setzt die Bären-Mama auch mal ein Stoffteil ein, um den Neuzugang präsentabel zu machen. Und wenn sie allzu ramponiert oder unförmig sind, bekommen die Findlinge auch mal Klamotten verpasst.

Die Ausstellungsbären zeigen sich als Queen Mum oder Biker-Bär

So zeigen sich die Ausstellungsbären inner- und außerhalb der Vitrinen in allen möglichen Kostümen: Als Queen Mum mit Thron oder als Biker-Bär – der manchmal mit darf, wenn das Ehepaar Hoss seinem anderem Hobby nachgeht, dem Motorradfahren. Da ist dann Platz für „Brumby“ und Co. im Seitenwagen – oder im Tankrucksack. Es gibt aber auch noch einen Seeräubär, einen martialischen Teddy mit Wasserpistole, einen Zockerbär sowie aktuelle Knuddeltiere mit Handy oder Wasserpfeife.

Dass diese Menge an plüschigen, felligen oder filzigen Wesen Platz braucht, ist klar: „Wir haben es schon ziemlich eng bis unters Dach“, gibt Birgit Hoss lachend zu. Aber sie würde nie, auch nicht aus Platzgründen, an einem herren- oder heimatlosen Teddy vorbeigehen und ihn seinem Schicksal überlassen.

Und hergeben kommt auch nicht in Frage: „Kindergärten wollen lieber etwas Neues“, sagt Birgit Hoss. Und zu einer Versteigerung kann sie sich auch nicht durchringen. Dazu hängt sie zu sehr an den ausgestopften Geschöpfen. Und nicht nur an denen. Denn was eine Teddy-Tante ist, die macht keinen Unterschied in ihrer bärigen Zuneigung: Birgit Hoss mag nicht nur Teddys in Büchern, auf T-Shirts, aus Plastik oder Porzellan, sie ist auch ein Fan von brummenden Bären. „Es gibt den Bärenpark Worbis“, erzählt der Meister-Petz-Fan, „da sind nicht die Bären hinter Gitter, sondern die Besucher.“ Als Tierfreundin kann sie einen Besuch dort nur empfehlen, denn dort werden lebende schlecht behandelte Bären wieder aufgepäppelt. Was ja ein Herzenswunsch von Birgit Hoss ist, denn sie kann nun mal keine Bären leiden sehen.