Die Gemeinde Kernen lässt ein Regenüberlaufbecken ab, um es als Biotop zu erhalten. Offenbar lassen dabei Fische ihr Leben. Warum Goldfische gar nicht erst ausgesetzt werden sollten, lesen Sie hier.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Kernen - Auf den ersten Blick sieht das Foto, das eine Frau jüngst auf Facebook gepostet hat, idyllisch aus: Bäume mit herbstlich verfärbtem Laub, dahinter das Wasser eines Teichs. Der Text dazu lässt jedoch ein kleines Drama erahnen: „Was ist denn hier passiert? Das ganze Wasser fließt ab, die Fische sterben qualvoll“, schreibt die Kernerin dazu. Sie habe etliche kleine Fische gesehen, die um ihr Überleben kämpften.

 

Bei dem Teich handelt es sich um das Regenrückhaltebecken „Katzen“, westlich von Stetten gelegen. Tatsächlich wird dieses derzeit abgelassen, um es von Schlamm zu befreien. „Das Becken hat sich inzwischen zu einem bedeutsamen Feuchtbiotop entwickelt. Um dieses in seiner Wirksamkeit zu fördern, werden auch Gehölzpflegemaßnahmen durchgeführt und exotische Fische, die einheimische Arten bedrohen, abgefischt“, heißt es im Mitteilungsblatt der Gemeinde.

Fische wurden abgefischt und umgesiedelt

Susanne Herrmann, die Pressesprecherin der Gemeinde Kernen, betont, man habe großen Aufwand betrieben, um das Ablassen des Wassers so umweltverträglich wie möglich zu gestalten. „Alles geschah in enger Abstimmung mit dem Landratsamt. Extra für die Fische war ein Diplom-Biologe involviert“, sagt Herrmann. Vor dem Auslass seien Netze gespannt worden, um zu verhindern, dass Tiere eingesaugt und aus dem Becken befördert wurden. „Es kann sein, dass hier und dort ein Fisch hängen bleibt, aber wir haben sicher kein Massensterben verursacht.“

Ein an der Aktion beteiligter Feuerwehrmann schreibt auf Facebook, vor dem Ablassen des Beckens seien „zehntausende Fische abgefischt und teilweise umgesiedelt“ worden. Zwei Tage lang hätten Spezialisten Goldfische und heimische Arten voneinander getrennt. „Wenn jemand Schuld daran hat, dass die Fische jetzt so verenden müssen, dann sind es die Menschen, die meinen ihr Aquarium in einem Regenrückhaltebecken entsorgen zu müssen“, so der Feuerwehrmann. Darüber, was mit den aussortierten Goldfischen genau passiert ist, können allerdings weder die Gemeinde noch das Landratsamt verlässlich Auskunft geben.

Goldfische sollten im Aquarium und dem Gartenteich bleiben

Tatsächlich werden Goldfische in freier Natur als potenzielle Bedrohung für die einheimische Flora und Fauna gesehen. Werden sie in Seen und Flüsse ausgesetzt, können die Karpfenartigen ein vielfaches ihrer aquariumtypischen Größe erreichen. Die Tiere haben einen gesegneten Appetit und können zum Beispiel für ohnehin schon bedrohte Amphibienpopulationen zu einer Gefahr werden, indem sie deren Laich verzehren.

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Das Bundesamt für Naturschutz listet den Goldfisch als „potenziell invasive Art“. Ursprünglich stammen die Tiere von Züchtungen aus Asien ab. Exemplare, die hierzulande in Flüssen und Seen vorkommen, wurden dort ausgesetzt – obwohl dies eigentlich nicht erlaubt ist und mit einem Bußgeld geahndet werden kann.

Goldfische aussetzen? Es gibt Alternativen

Wer ein Aquarium oder einen Gartenteich besitzt und seine Goldfische loswerden möchte, sollte den Tieren zuliebe andere Wege finden, als sie im nächsten Teich auszusetzen. Manche Tiergeschäfte nehmen überzählige Tiere an, um sie weiterzuverkaufen, ein Aushang im Supermarkt oder in Tierbedarfsgeschäften könnte ebenso Erfolg versprechen. Auch im Internet und in den sozialen Netzwerken existieren Foren und Tauschbörsen, bei denen schuppige Haustiere eine neue Heimstätte finden können.