Das Stettener Museum unter der Yburg hat sehr reduzierte Öffnungszeiten, die Leitung hört auf, und eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Der Bürgermeister will zunächst „ganzheitliche“ Überlegungen anstellen – die Heimatvereinschefin ist in Sorge.

Stetten - Am Sonntag, 17. Mai, ist Internationaler Museumstag. Wer sich im Internet über das Programm informiert, findet in Kernen – nichts. Gleiches gilt für die interkommunale Remstal-Museumsnacht, die für den Tag davor in der Zeit von 18 Uhr bis Mitternacht anberaumt ist. Dabei muss sich Kernen mit seinem Museum unter der Yburg im Ortsteil Stetten alles andere als verstecken. Erst im September 2018 wurde die neu konzipierte Dauerausstellung eröffnet, wofür es von allen Seiten viel Lob gab.

 

Die Nachfolgefrage ist bis dato nicht beantwortet

Ohne Leitung werde das Heimatmuseum zur Museumsnacht geschlossen bleiben, warnt die Vorsitzende des Vereins für Heimat und Kultur, auch für den Museumstag sehe es mau aus. Über viele Jahre hat der Verein das Haus belebt, bis er an die Grenzen des Ehrenamtlichen stieß und das Museum 2015 in die Obhut der Gemeinde kam. Die Verwaltung beauftragte Claudia Greiner mit der Leitung, die die Geschichte des Ortes frisch aufbereitete. Der Heimatverein blieb dem Museum insofern eng verbunden, als dass er neben anderem die Aufsicht während der Öffnungszeiten organisiert.

Doch Claudia Greiner hat schon lange angekündigt, dass sie die Arbeit nicht mehr leisten kann, weil sich ihr Lebensmittelpunkt aus privaten Gründen verlagert. Weil sie „mit viel Herzblut“ dem Stettener Museum verbunden ist, „habe ich fast ein Jahr verlängert“. Die Nachfolgefrage ist bis dato nicht beantwortet, und Ende März ist für Claudia Greiner definitiv Schluss. Noch einmal verlängern sei „nicht befriedigend“. Ohnehin ist ihr Engagement deutlich reduziert, seit die neue Dauerausstellung fertig ist. Für die rund 500 Euro im Monat, die seither von der Gemeinde bezahlt werden, können nicht allzu viele Stunden geleistet werden. „Für den Mai bräuchte es Aktionen, aber da kann ich nichts mehr vorbereiten.“

Während der Remstal-Gartenschau im vorigen Jahr war an jedem Sonntag geöffnet

Sie wünschte sich, dass das Museum wieder länger öffnet, sagt Claudia Greiner. Nicht die ganze Woche, dafür gebe es zu wenige Besucher auch von außerhalb der Gemeinde. Aber mehr als der eine Sonntag im Monat, der im Moment angeboten wird, sollte es schon sein. Während der Remstal-Gartenschau im vorigen Jahr war an jedem Sonntag geöffnet. „Wir bräuchten mehr Veranstaltungen und mehr Sonderausstellungen, damit es lebendiger wird“, meint Claudia Greiner. Das setze aber eine konstante Arbeit voraus. Doch das „Kulturgut Museum“ werde stiefmütterlich behandelt, sagt Ute Heinle, die Vorsitzende des Vereins für Heimat und Kultur. Für die neue Dauerausstellung sei viel Geld in die Hand genommen worden. Sie fragt sich, ob jetzt nur noch Events wie die Gartenschau in den Fokus gerückt würden. In Sachen Nachfolge der Museumsleitung habe es zunächst geheißen, es tue sich nichts, bevor die Gartenschau vorbei ist. Dann kam die Bürgermeisterwahl, die mit einem Wechsel an der Verwaltungsspitze einher ging. „Wieder vertröstet werden macht keinen Spaß mehr“, sagt Ute Heinle.

Eine Vakanz bei der Leitung stört den Bürgermeister nicht

Der Bürgermeister Benedikt Paulowitsch zeigt sich verwundert und „versteht die Unruhe nicht“, wie er sagt. „Wir hatten einen langen Termin“, berichtet er von einem Gespräch über die Zukunft des Stettener Museums, „da haben alle zugestimmt.“ Paulowitsch überlegt, ob es Sinn habe, die Leitungsstelle sofort nachzubesetzen. „Ich will das Museum im Vergleich mit anderen Gemeinden anschauen.“ Ganzheitlich betrachten will er es, um nicht nach einer Stellenbesetzung merken zu müssen, ob das sinnvoll war. Ute Heinle erinnert sich gut an das Gespräch im Dezember, bei dem auch die Idee aufgekommen sei, dass sich mehrere Kommunen eine Mitarbeiterin teilen könnten. „Aber ich habe da nicht mitgenommen, dass das Monate dauern wird.“

Eine Vakanz bei der Leitung stört den Bürgermeister nicht. „Der Wechsel ist eine Chance zu sehen, wie wir es künftig machen wollen“, sagt Paulowitsch, man werde prüfen, wie das Museum der Zukunft aussehen soll. Wer neue Zielgruppen erschließen wolle, müsse „neu denken“. Eine Interessentin, die sich gemeldet habe, soll gleichwohl eingeladen werden: Ihre Vorstellungen sollen mit einfließen in die Überlegungen.

Claudia Greiner möchte derweil alle Unterlagen so aufräumen und hinterlassen, dass eine Nachfolge etwas damit anfangen kann. Und sie schreibt fleißig Texte, mit denen eines Tages Audioguides besprochen werden können. Dass der Heimatverein wie vor 2015 wieder mehr Arbeit im Museum übernimmt, schließt Ute Heinle mit Blick auf die Altersstruktur der aktiven Mitglieder aus. „Ich bin auch nicht angetreten, um ein Museum zu betreiben.“