Sie verkörpert den modernen Feminismus – mit knappen Outfits: Die Rapperin Shirin David, ein Vorbild vieler junger Frauen, feiert nach dem umjubelten Auftritt als Headliner des Kesselfestivals ihre After-Show-Party im Club Hi Life. Die Gäste rasten aus.
Aufgespritzte Lippen und blond gefärbte Mähnen müssen kein Widerspruch zum feministischen Kampf gegen Sexismus sein: Die Rapperin Shirin David ist laut, selbstbewusst, provokant und besonders stolz, „wenn ich mithelfen kann, dass junge Mädchen sich wohler, mutiger und stärker fühlen“. Bei Instagram folgen ihr 6,7 Millionen Menschen – aber auch die Eltern ihrer jungen Fans kennen die 29-Jährige, seitdem sie mit Helene Fischer eine neue Version von „Atemlos“ bei „Wetten, dass...?“ gesungen hat.
Als Headliner des Kesselfestivals begeistert Shirin David am Samstagabend etwa 20.000 Besucherinnen und Besucher auf dem Wasen. Und selbst die Regenwolken, so scheint es, horchen auf: Absolut trocken bleibt es bei ihrem heftig umjubelten Auftritt. Erst danach, nämlich um 22.30 Uhr, kehrt der Platzregen zurück.
Hi-Life-Betreiber freut sich über Shirin Davids Besuch
Die Rapperin, beglückt von der guten Stimmung beim Festival, ist viel zu aufgedreht, um schon zum Schlafen ins Hotel Meridien zu fahren. Ihr Manager hat bereits Stunden davor am Nachmittag den Club Hi Life am Rotebühlplatz besucht, um abzuchecken, wo sich der Hintereingang befindet sowie der abgetrennte Teil der Kellerlocation, wo Shirin David mit ihrer zehnköpfigen Crew feiern könnte.
Wie der Youtube-Star gerade auf das Hi Life gekommen ist? Der Betreiber Tim Berkemer weiß es nicht genau, aber er freut sich darüber sehr. Offensichtlich lasse die Crew von Shirin David in jeder Stadt, in der man gastiert, die Nacht in einem Club ausklingen, der besonders bei jungen Leuten beliebt ist.
In Rot erstrahlt der Treppeneingang hinunter zum Hi Life, „Peep Show“ ist am Portal zu lesen. Die Rückseite der Bar besteht aus alten Kassettenrekordern. Recht dunkel ist es im Inneren. Viele junge Frauen sind – ganz dem Vorbild von Shirin David folgend – knapp bekleidet. Eine erzählt, sie habe daheim bei den Eltern das Haus in einem braveren Outfit verlassen – und sich an der Haltestelle umgezogen.
Shirin David kommt über den Hintereingang in den Club
Um 0.45 Uhr wird die Rapperin zum Hintereingang des Hi Life vorgefahren. Mit ihren Leibwächtern, mit Musikern, Tänzern und einer Stylistin betritt sie den abgedunkelten Kellerclub. Shirin David, Tochter einer litauischen Mutter und eines iranischen Vaters. hat ein Glitzerkleid an – sie kommt direkt vom Wasen. Unerkannt in ihr Séparée hinter der Bühne kann sie sich nicht schleichen.
Im Nu wird sie erkannt, viele Gäste rasten aus, rufen laut ihren Namen, machen Fotos mit dem Handy. Es ist proppenvoll. Immer wilder geht es zu. Die 29-Jährige wird umlagert, ist bereit für Selfies, tanzt mit Fans. Starallüren spürt man bei ihr nicht.
Nach einer Stunde geht es zurück ins Hotel
Und hungrig ist sie. Ob es einen McDonalds in der Nähe gibt, fragt die Sängerin. Hi-Life-Chef Tim Berkemer schickt einen Mitarbeiter los, der Burger bringen soll. Die große Platte mit Früchten, die ihr Manager gewünscht hat, reicht doch nicht. Etwa eine Stunde feiert Shirin David im Hi Life, ehe es zurück ins Hotel Le Meridien geht.
Ihre Auftritte, sagt sie, sind eine „Emotionsachterbahn“. Shirin David beklagt „Alice-Schwarzer-Feminismus“ in Deutschland: Man könne hübsch oder schlau sein, aber nicht beides. Das nerve sie sehr. Die Rapperin will vormachen, dass es auch anders geht.
Die Veranstalter sind „unglaublich happy“
Mit ihrem Auftritt ist das vierte Kesselfestival zu Ende gegangen. An beiden Tagen sind insgesamt knapp 50.000 Besucherinnen und Besucher gekommen. „Wir sind total überwältigt von der tollen Stimmung, wie die Leute trotz des Regens mitgegangen sind“, freut sich Veranstalter Christian Doll, „das zeigt, wie sehr das Kesselfestival in den Herzen der Menschen verankert ist.“ Nach einem sehr schönen Wochenende seien er und sein gesamte Team „unglaublich happy“. Gute Laune und der Spaß seien stärker gewesen als die Wetteranlage.
Veranstalter Tobias Reisenhofer, ebenfalls Geschäftsführer der Kessel Festival GmbH & Co. KG, zieht folgende Bilanz: „Es zeigt, dass das Kesselfestival weit mehr ist als nur ein Musikfestival – es ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs, der Menschen zusammenbringt und inspiriert.“