Der Bundesliga-Rekordtransfer von Wolfsburgs De Bruyne zu Manchester City ist nahezu perfekt. Am Mittwoch erzielten beide Clubs eine grundsätzliche Einigung. Der VW-Club erhält dafür mindestens rund 75 Millionen Euro.

Wolfsburg - Die Bundesliga verliert Deutschlands Fußballer des Jahres Kevin De Bruyne: Selbst VW-Club VfL Wolfsburg kann beim Luxus-Shopping der neureichen Premier-League-Clubs keinen Widerstand mehr leisten und ist seine Rolle als erster Herausforderer von Bayern München wohl vorerst los. Immerhin wird der sportlich schmerzhafte Verlust des Vizemeisters und Pokalsiegers mit der Bundesliga-Rekordsumme von geschätzten 75 Millionen Euro versüßt.

 

Darauf verständigte sich die Volkswagen-Tochter nach übereinstimmenden Medienberichten vom Mittwochabend mit dem Club von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan. Demnach könnte die gigantische Ablöse über Sonderzahlungen noch auf gut 80 Millionen Euro ansteigen. Eine offizielle VfL-Bestätigung darüber gab es am späten Abend zunächst nicht mehr. Nach dpa-Informationen soll dies aber noch vor dem Bundesliga-Spiel am Freitag gegen Schalke 04 erfolgen.

Lange hatte der VfL versucht, den in der vergangenen Spielzeit überragenden Akteur in der Bundesliga zu halten, um mit dem Belgier einen Angriff auf Branchenprimus Bayern München zu starten. De Bruyne bleibe „zu 99,9 Prozent“ in Wolfsburg, hatte VfL-Manager Klaus Allofs noch vor einigen Tagen erklärt und gebetsmühlenartig beteuert: „Wir wollen keinen Spieler abgeben“. Zuletzt war aber angesichts der Summen, die ManCity auch dem Spieler bot, die Zuversicht gewichen, De Bruyne wirklich in Wolfsburg halten zu können.

De Bruyne soll rund 20 Millionen Euro im Jahr verdienen

In England soll der 24-Jährige jährlich bis zu umgerechnet 20 Millionen Euro verdienen können. Der VfL war bereit, den eigentlich noch bis 2019 laufenden Vertrag deutlich aufzuwerten, hatte laut Medienberichten aber „nur“ 11,5 Millionen Euro jährlich geboten.

De Bruynes Berater Patrick De Koster, der an dem Deal mitverdient, und der Spieler wollten daher nach England. Allofs hatte zuletzt noch betont, De Bruyne „umstimmen“ zu wollen. Da die Hängepartie in den ersten Saisonspielen auch die Leistung des Belgiers auf dem Platz deutlich negativ beeinflusste, strebten Allofs und der VfL eine Entscheidung noch vor dem Schalke-Spiel an und lenkten schließlich ein. Heraus kommt die mit Abstand größte Summe, die ein Bundesligist jemals für einen Spieler erhalten hat.

Erst Ende Juni hatte der FC Liverpool mit dem 41-Millionen-Kauf des Hoffenheimers Roberto Firmino für den bisherigen Bundesliga-Rekord gesorgt und einen Vorgeschmack auf die englische Transferoffensive gegeben. Die Premier League kann künftig mehr als drei Milliarden Euro an TV-Geldern pro Saison verteilen.

Mit ManCity hatte Wolfsburg schon einmal bittersüße Erfahrungen gemacht: 2010 hatte der VfL Torjäger Edin Dzeko an die Citizens verloren. Der Abschiedsschmerz war mit der damaligen Bundesliga-Rekordsumme von 37 Millionen Euro versüßt worden.

Die Erinnerung daran sollte ein mahnendes Beispiel sein. Als Dzeko als damals bester VfL-Akteur den Meister von 2009 verließ, dümpelten die Niedersachsen einige Jahre vor sich hin und spielten teilweise gar gegen den Abstieg. Erst 2014 kehrten sie nach Europa zurück.

Auch für das Selbstverständnis des VW-Clubs wäre der Abgang ein herber Schlag. Noch lange nicht - so viel ist spätestens jetzt klar - befindet sich der VfL in Schlagdistanz zum deutschen Branchenprimus Bayern München, den die Wolfsburger noch mit De Bruyne zum Rückrundenauftakt 2014/2015 beim 4:1 demütigten und beim Supercupsieg vor dieser Spielzeit wieder nervten.

Die Bayern hingegen sind trotz der immensen Geldsummen, die den Premier-League-Clubs dank eines lukrativen Geldvertrags zur Verfügung stehen, offenbar in der Lage, englische Offerten abzulehnen. ManCitys Stadtrivale Manchester United buhlt seit Wochen bereits um Weltmeister Thomas Müller. Angeblich soll der englische Rekordmeister 85 Millionen Euro bieten. Anscheinend ohne Erfolg. „Louis van Gaal ist sehr sturköpfig. Es gibt aber keinen Preis für Thomas Müller“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zuletzt.