Nur drei Tage vor dem Ende der Wechselfrist sorgte der FC Schalke für einen Transfer-Coup. Die angeblich zwölf Millionen Euro teure Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng soll helfen, nach dem mäßigen Saisonstart zurück zu alter Stabilität zu finden.

Gelsenkirchen/Düsseldorf - Frisches Geld, neue Spieler. Der FC Schalke 04 ist nur wenige Tage nach der Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League in die Transferoffensive gegangen und hat „Haudegen“ Kevin-Prince Boateng verpflichtet. Einen Großteil der garantierten Zusatzeinnahmen von 20 Millionen Euro investierte der nur mäßig in die Bundesligasaison gestartete Revierclub in den 26 Jahre alten Mittelfeldspieler vom AC Mailand. Schalkes Neuzugang präsentierte sich bei seiner Vorstellung am Freitag gewohnt selbstbewusst: „Ich halte die Bundesliga für die stärkste Liga der Welt. Und dorthin gehören die besten Spieler der Welt.“

 

Der Halbbruder von Bayern-Star Jerome Boateng ist nach dem vom Hamburger SV ausgeliehenen Dennis Aogo die zweite Verpflichtung der Gelsenkirchener in dem am 2. September auslaufenden Schlussverkauf. „Wir halten ihn für einen außergewöhnlichen Spieler und hoffen, dass wir damit den Grundstein gelegt haben, um wieder besser und erfolgreicher Fußball zu spielen“, kommentierte Manager Horst Heldt die Personalie.

Höhe der Ablösesumme bleibt ein Geheimnis

Laut Heldt beträgt die Vertragslaufzeit vier Jahre. Über die Höhe der Ablöse machte der Manager, der erste Kontakte zu Boateng bereits vor einem Jahr hergestellt hatte, aber keine Angaben. Die in den Medien gehandelte Summe von zwölf Millionen Euro bezeichnete Heldt als „falsch“. Milans Vize-Präsident Adriano Galliani äußerte sich ähnlich nebulös: „Es war ein Blitztransfer, der sich gestern Morgen angebahnt hat und alle Seiten zufriedenstellt.“

Mit dem Wechsel zum Tabellen-15. feiert der sowohl im offensiven als auch im defensiven Mittelfeld einsetzbare Profi gut vier Jahre nach seinem kurzen Gastspiel als Leihspieler des Schalker Revierrivalen Borussia Dortmund ein Comeback in Deutschland. Der gebürtige Berliner stand seit 2010 in Mailand unter Vertrag. In 74 Spielen der Serie A gelangen ihm zehn Treffer. Zuvor war er für Tottenham Hotspur, den BVB, den FC Portsmouth und Hertha BSC am Ball.

Boateng hat keinen guten Ruf

Noch vor wenigen Jahren erschien ein Bundesliga-Comeback unwahrscheinlich. Schließlich hatte ein Foul von Boateng an Michael Ballack im FA-Cup-Finale von 2010 zwischen Portsmouth und Chelsea für die WM-Absage des damaligen deutschen Nationalmannschaft-Kapitäns gesorgt. Das brachte Boateng in deutschen Medien den Ruf als „Bad Boy“ ein.

In Mailand reifte er zum Führungsspieler und spielte zuletzt eine ähnlich tragende Rolle wie bei der WM in Südafrika für Ghana. Schalke-Coach Jens Keller hofft, dass der Neuzugang auch auf Schalke zum unverzichtbaren Leistungsträger wird: „Für uns gibt es kaum etwas Besseres, als solch einen Spieler zu verpflichten. Er verfügt über große internationale Erfahrung.“

Keller deutete an, Boateng schon am Samstag im Spiel gegen Bayer Leverkusen in den Kader berufen zu wollen: „Das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe auch schon eine Idee.“ Sorgen über eine noch gültige Rotsperre des Neuzugangs aus seiner Zeit in Dortmund erwiesen sich als unbegründet. Wie der DFB der Deutschen Presse-Agentur am Freitag erklärte, wird im sogenannten Transferschein des abgebenden AC Mailand der Vermerk „sperrenfrei“ für Boateng geführt. Damit steht seinem Einsatz nichts im Wege.

Nach nur wenigen Stunden an neuer Wirkungsstätte präsentierte sich Boateng bereits als echter Schalker. Den Hinweis eines Journalisten, dass er noch vor wenigen Wochen Borussia Dortmund als seinen Lieblingsverein bezeichnet habe, konterte er schlagfertig: „Das hat sich seit gestern Abend erledigt. Mein neuer Lieblingsverein ist Schalke.“