Alle Jahre wieder? Nein, diesmal wird alles anders! Wir haben uns bei Stuttgarter Promis umgehört, wie sie Heiligabend feiern. Ballettstar Friedemann Vogel geht erst zum Schnelltest, Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder bleibt allein daheim.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Als Miss Sophie würde Publikumsliebling Monika Hirschle jetzt in „Dinner for one – wie alles begann“, in der Weihnachts- und Silvesterproduktion der Marquardt-Komödie, auf der Bühne stehen. Wird nix draus. Zur Generalprobe in voller Kostümpracht ohne Publikum hat es trotzdem gereicht. Die Volksschauspielerin, die man die schwäbische Heidi Kabel nennt, wird an Heiligabend nicht ganz ohne „Publikum“ sein.

 

„Ich freue mich auf drei Kurz-Gottesdienste im Hof der Paul-Gerhardt-Kirche“, berichtet die „Moni“, wie alle sie nennen, „mit der wunderbaren Pfarrerin Astrid Riehle lese ich die Weihnachtsgeschichte auf Schwäbisch.“ Danach feiere sie daheim im „sehr kleinen Kreis“ – ohne Würstchen mit Kartoffelsalat. Sondern mit was? Ihre Antwort überzeugt: „Mit Raclette. Macht wenig Gschäft ond schmeckt.“

„Das ist Kevin, der Amerikaner“

Es wird ihr erstes gemeinsames Weihnachten: Stefan Wolf, der Präsident von Gesamtmetall, und Musicalstar Kevin Tarte. haben sich im Februar kennen gelernt. Nun wohnt das Paar zusammen in einem Haus, das glitzert und glänzt. „Das ist Kevin, der Amerikaner“, sagt Wolf, „er hat es unglaublich festlich geschmückt, mit buntem Tannenbaum und echten Kerzen.“ An Heiligabend bleiben die beiden zu zweit. Am ersten Weihnachtsfeiertag kommt Wolfs Tochter Babita mit ihrem Freund – zur Rehkeule.

Friedemann Vogel geht zum Schnelltest – und dann zur Familie

Normalerweise ist an Weihnachten Friedemann Vogel in der Welt. Es ist die Hoch-Zeit der Ballettvorstellungen. „Ich bin schon sehr oft an den Feiertagen in Ländern wie Japan, China, England oder Italien aufgetreten“, sagt Stuttgarts Ballettstar. Die Theaterhäuser waren stets ausverkauft. Obwohl es ihm „nicht so recht nach feiern“ ist, feiert er in diesem Jahr „im kleinsten Familienkreis zu Hause“ – und lässt sich vorher auf Corona testen.

Die Künstlerin Christa Winter versammelt seit 36 Jahren am Mittag des Heiligen Abends, an ihrem Geburtstag, Stuttgarts Kulturszene in ihrem Atelier vor einem vier Meter hohen Weihnachtsbaum. Corona macht dies nun unmöglich. Zudem hat der Tod ihres geliebten Mannes Conny Winter, der als Meister des Lichts unvergessen ist, eine so große Lücke gerissen, dass an diese schöne Tradition ohnehin noch nicht zu denken ist.

Liebeserklärung an eine Künstler-Persönlichkeit

Jetzt bleibt Christa Winter allein mit ihren Katzen und freut sich über das Gedenkbuch, das der Fotograf René Staudt mit vielen Bildern und Erinnerungen zu Ehren ihres Mannes gemacht hat. Es ist eine Liebeserklärung an eine große Künstler-Persönlichkeit. „Nichts in meinem Leben fühlt sich mehr normal an“, sagt Christa Winter. Weihnachten kann traurige Gefühle steigern. Schicken wir denen Energie, die sich ihr Alleinsein nicht ausgesucht haben und die einen lieben Menschen vermissen.

Michael Panzer alias Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder ist allein an Heiligabend, will es aber so. Der Sinn steht ihm/ihr nicht nach Feiern in einem Jahr, das für Künstler besonders hart war: „Da ich Single bin, muss ich nicht irgendwelche Riten erzwingen, weil ich etwa Kindern zuliebe irgendwas zelebrieren muss, zu dem ich im Moment keine Lust habe.“ Wommy sieht es positiv: „Da bleibt mehr Glühwein für mich.“

Clublegende Laura trifft erst Kinder und Enkel, wenn sie geimpft ist

Volker Lang, Miterfinder von Äffle & Pferdle, feiert als „Mitglied der Risikogruppe“ allein mit seiner Frau. Sonst kamen Freunde hinzu. Sein Wunsch ist nicht nur die rasche Impfung, sondern auch die rasche Fertigstellung seines Dokumentarfilms über den Widerstandskämpfer Fritz Elsas. In Zusammenarbeit mit dem Historiker Wilhelm Reschl und Regisseur Michael Maschke entsteht eine Dokumentation über den Cannstatter, den die Nazis 1945 im KZ Sachsenhausen erschossen haben.

DJane Alegra Cole feiert Heiligabend nur mit ihren Eltern, ohne ihr Patenkind – bei Wolfsbarsch mit Kartoffeln. Clublegende Laura Halding-Hoppenheit will die Ruhe bei ihrem Lebensgefährten, dem Bildhauer Peter Jacobi, zu zweit in Wurmberg genießen. Er wird sie bekochen. „Meine Enkel und Kinder besuche ich erst, wenn ich geimpft bin“, sagt sie. Ballettstar Eric Gauthier trifft sich mit seinen drei Kindern und seiner Frau. Auch nach ihrer Trennung halten die Eltern zusammen.

Treffen mit der Familie am Grab der Oma

Die Fotokünstlerin Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer verrät ihre Pläne: „Erst Treffen mit der Stuttgarter Familie am Grab von Oma Ruth. Singen! Austausch der Geschenke. Dann geht jeder zu seiner eigenen Familie nach Hause. Weiße Tischdecke, Kerzen und Lachs. Danach Telefon- und Videokonferenz mit den Kindern in Düsseldorf und im Schwarzwald.“

Modedesigner Tobias Siewert berichtet, dass diesmal das Familienfest ausfällt: „Da bei mir eigentlich alle in der Familie in der Dienstleistung arbeiten und nicht die Chance haben, sich vorher zu isolieren und meine Schwester zusätzlich im Robert-Bosch-Krankenhaus arbeitet, haben wir uns entschlossen, aufs gemeinsame Treffen zu verzichten – wir wären sowieso zuviele, um regelkonform zu sein. Wen will man dann nicht dabei haben? So bin ich Heiligabend bei einem gute Freund, das Familienfest holen wir irgendwann nach.“ Die Familie des Autors Heiko Volz, der eine neue Rolle als Neckarkäptn gefunden hat, teilt sich diesmal auf. Normalerweise sind sie zu zwölft, das geht nicht mehr.

Magier Strotmann übt an Weihnachten in seinem Theater

Auch bei Magier Thorsten Strotmann ist alles anders: „Normalerweise spielen wir ab Weihnachten über die ganzen Ferien jeden Tag Doppelshows. Dieses Jahr sind wir an Heiligabend bei meiner Mutter, es ist ihr erstes Weihnachten ohne ihren Mann und sie freut sich, dass wir kommen. Zudem bin ich allerdings nach wie vor auch über Weihnachten jeden Tag im Theater, übe und plane neue Shows. Unter anderem auch die online Silvestershow. Hier spiele ich ein Programm von etwa 45 Minuten mit einem Gastkünstler, meinem guten Freund Heinrich del Core.“

Weihnachten allein, zu zweit oder im kleinsten Familienkreis: Man besinnt sich in diesem Jahr auf das Wesentliche. Es heißt nicht umsonst „stille Nacht“. Frohe Weihnachten, liebe Leserinnen und Leser!