Die Innung der Kfz-Betriebe warnt vor einem Klein-Klein bei der Pandemiebekämpfung und vor unterschiedlichen Lösungen von Stadt zu Stadt. Sie hat nun dem Ministerpräsidenten geschrieben. Aber nicht nur ihm.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt und die fünf benachbarten Landkreise sollen bei der Bekämpfung der Coronapandemie in einer Modellregion zusammenwirken. Diesen Vorstoß für eine „Corona-Testregion“ hat jetzt die Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart unternommen und dafür Briefe an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) und die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) geschrieben. Das Motto: „Was das Saarland kann, sollten wir auch können“ – wenngleich die Region Stuttgart etwa dreimal so viele Einwohner hat. Obermeister Torsten Treiber und der Geschäftsführer Christian Reher appellierten in dem Schreiben, dass man sich bei der Umsetzung der neuen Corona-Verordnung nicht im Klein-Klein verliert, sondern einen großen Wurf wagt und bei der Pandemiebekämpfung neue Wege testet.

 

Stuttgart und die fünf Landkreise der Region (Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr) hätten „auffällig unterschiedliche Inzidenzen“, also Unterschiede bei den Neuinfektionen pro Woche und 100 000 Einwohnern. Wenn man sie in einem Modellprojekt zusammenfasse, könne man fundiert sondieren, wie sich gleichartige Maßnahmen an unterschiedlich gelagerten Standorten auswirken, meinen die Repräsentanten der Kfz-Innung. So ließen sich auch Ansteckungshotspots innerhalb der Region zuverlässiger erkennen.

Warnung vor Wettbewerbsverzerrungen

Wenn es zu kleinräumige Lösungen käme, etwa von Stadt zu Stadt, müsste man eine massive Wettbewerbsverzerrung für die Wirtschaftsunternehmen befürchten, warnt die Innung. Dabei denken ihre Verantwortlichen an die rund 800 Betriebe ihrer Branche in der Region, aber nicht nur: Diese Gefahr drohe dem kompletten Handel, ja der kompletten Wirtschaft. Sogar innerhalb von Unternehmen, die mehrere Standorte in der Region unterhalten, müsste man mit Schwierigkeiten rechnen: „Es wären vollkommen unterschiedliche Betriebsabläufe erforderlich.“ Schon bei der gescheiterten Gründonnerstagslösung zur Pandemiebekämpfung habe man erlebt, „wie eng Lieferketten und Betriebsabläufe gestrickt sind“. Man dürfe nicht ein zweites Mal so einen fehlerhaften Weg beschreiten.

Briefe schickte die Innung auch an den Stuttgarter OB Frank Nopper (CDU) und die Landräte und bat um Unterstützung. Denn die Landeshauptstadt und die Landkreise hätten eine Schlüsselrolle für die gewünschte Entscheidung.