20 Städte im Land wollten ihr altes Kfz-Kennzeichen zurück, vier werden bedacht: Schwäbisch Gmünd (GD), Leonberg (LEO), Buchen (BCH) und Hechingen (HCH). Im Falle Backnang (BK) gibt es aber noch ein deutschlandweites Problem zu lösen.

Stuttgart - Wenn der Landkreis es will, dann bekommt eine Stadt das alte Autokennzeichen zurück. Wenn der Kreistag ablehnt, dann eben nicht. So lässt sich die Linie beschreiben, auf der sich das Verkehrsministerium bewegt. Fünf Kennzeichen sollen nach dem Willen von Minister Winfried Hermann (Grüne) freie Fahrt erhalten. „Wir werden die Wiedereinführung der Altkennzeichen GD, LEO, BK, BCH und HCH beim Bund beantragen“, sagte Hermann am Dienstag. Schwäbisch Gmünd, Leonberg, Buchen und Hechingen werden aller Wahrscheinlichkeit nach auch vom Bund die Zustimmung zum Comeback erhalten.

 

Im Falle von Backnang müssen noch Fragen geklärt werden, denn BK ist vergeben. Vor fünf Jahren waren die beiden Buchstaben dem Bördekreis in Sachsen-Anhalt zugeteilt worden. Laut einer rechtlichen Bewertung ist das aber in der Straßenverkehrsverordnung nicht verankert worden. Weil im Bördekreis ebenfalls alte Kennzeichen reaktiviert werden sollen, hofft OB Frank Nopper, BK doch noch zurückzuerhalten. Das Stuttgarter Ministerium will nun mit den Kollegen im östlichen Bundesland Kontakt aufnehmen, um eine Lösung zu finden.

14 Wünsche zurückgewiesen

Über diese fünf Fälle hinaus haben in den vergangenen Wochen noch ein gutes Dutzend weitere Städte im Land ihre neu geschaffenen Möglichkeiten nutzen wollen. Doch während die Kreistage vom Ostalbkreis, Böblingen, Rems-Murr-Kreis, dem Neckar-Odenwald-Kreis und dem Zollernalbkreis für die Wiedereinführung votierten, wiesen dies andere zurück.

Rechtlich bindend sind die Kreistagsbeschlüsse keinesfalls. Dem Vernehmen nach hat sich Minister Hermann deswegen einige Wochen Zeit gelassen, um einen akzeptablen Weg zu finden. Es war dem Ministerium wichtig, dass einer Interessenbekundung von Städten auch ein Beschluss des Kreistages beigefügt wurde, heißt es nun. „Wo eine breite Mehrheit aller Beteiligten sich das alte Kennzeichen zurückwünscht, haben wir das ermöglicht und werden das auch zukünftig so handhaben“, sagt der grüne Politiker. Weitere Anträge oder geänderte Kreistagsbeschlüsse sollen ihre Chance erhalten.

Manche fahren bis heute mit LEO

Viele Kennzeichen im Südwesten wurden nach der Kreisreform von 1973 nicht mehr zugewiesen. Damals wurde das Land neu aufgeteilt, die Anzahl der Landkreise von über 60 auf 35 verkleinert. Nur der Kreis Heidenheim blieb unverändert, bei den Kreisen Emmendingen und Göppingen änderte sich kaum etwas. Weil das Kennzeichen bei vielen Autobesitzern ein Stück Heimatgefühl vermittelte, war der Widerstand gegen neue Buchstaben auf den Schildern damals vielerorts groß.

Doch letztlich gab es nur einen Weg, den verworfenen Lettern Treue zu halten, das Fahrzeug musste im Besitz bleiben und das durchgehend angemeldet. Traktoren und Anhänger fallen bis heute durch alte Schilder auf. Hinzu kommen Autofreunde, die ihren Wagen mittlerweile als Oldtimer schätzen. So wie ein Leonberger, der sein rotes BMW 700 Cabriolet seit mehr als 40 Jahren an Sommertagen mit dem Kennzeichen LEO – TL 11 ausführt.

Erteilung wohl bald möglich

Geredet wurde über eine Wiedereinführung seit der Abschaffung der alten Schilder. 2012 haben Studenten des Fachbereichs Tourismusmanagement der Hochschule Heilbronn ermittelt, dass bundesweit die Mehrheit von 200 ehemaligen Kreisstädten ihr altes Kennzeichen wiederhaben möchte. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) griff den Wunsch auf und schlug vor, dass jede Stadt ein eigenes Kennzeichen haben könne, unabhängig davon, ob es schon einmal existiert hatte.

Diese Liberalisierung ging dem Bundesrat zu weit. Er beschloss im Herbst, dass nur im Falle der Altkennzeichen eine Wiedereinführung möglich sei. Bereits Ende 2012 hatte das Bundesverkehrsministerium 71 Altkennzeichen in den Ländern Sachsen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen genehmigt. Daraus lässt sich ableiten, dass nur Wochen vergehen werden, bis die Zulassungsstellen in Baden-Württemberg neue Kennzeichen nach altem Vorbild ausgeben dürfen.