Mark Larsow ist in der Ukraine Vize-Europameister im Kickboxen geworden. Gegen einen einheimischen Kämpfer zog er laut den Punktrichtern aber knapp den Kürzeren.

Weil im Schönbuch - Im Trainingsraum im elterlichen Haus in Weil im Schönbuch (Kreis Böblingen) übt Mark Larsow immer wieder die Tritte und Schläge gegen „Hans“. Der Trainingstorso aus Hartgummi hält einiges aus. Aufwärts- und Seitwärtshaken geben im Kampf Punkte. Gegen das Kinn, an die Kopfseite, auf den Solarplexus am Übergang von Brustkorb zur Magengrube und im Bereich der Leber. Die Kampfsportart Kickboxen ist nichts für Zimperliche – und ein solcher sei sein Sohn tatsächlich nicht, sagt Hans Larsow, väterlicher Betreuer und Trainer in Personalunion. „Mark hat echte Nehmerqualitäten“, erklärt der 59-Jährige, nach dem die Larsows die Trainingspuppe benannt haben. Der Ehrgeiz und der Kampfeswille hat sich für den 22-jährigen Kickboxer gelohnt. Am Wochenende holte er sich in der Ukraine den Titel des Vize-Europameisters.

 

Die Schmerzen nimmt er für Silber gerne in Kauf

Zwei Tage danach hat Mark Larsow noch Schmerzen. Der linke große Zeh tut weh, die Schienbeine brennen, die Rippen sind in Mitleidenschaft gezogen, der Unterarm sticht, und der Kiefer, auf den er einmal einen harten Schlag bekommen hat, macht Probleme. Noch dazu ist wieder einmal die Nase lädiert. Vier Mal ist sie bereits gebrochen oder angebrochen gewesen. In Kiew hat er erneut einen empfindlichen Schlag abbekommen. Der Mannschaftsarzt tippt auf eine Knorpelverletzung. Vielleicht muss er noch einen anderen Arzt aufsuchen. Doch das alles nimmt er gerne in Kauf – schließlich ist er erstmals international zu Kämpferehren gekommen.

Zum einen in der Kategorie K1 Sparring, in der auch Kniestöße zum Körper und Tritte gegen die Oberschenkel erlaubt sind. „Eigentlich dachte ich, ich habe gewonnen“, sagt der 22-Jährige. Doch der ukrainische Kampfrichter und die Punktrichter bewerteten es anders. Sie sahen den ukrainischen Kontrahenten knapp im Vorteil. Immerhin sprang die Silbermedaille heraus. Bronze holte Mark Larsow zudem in der Kategorie Leichtkontakt.

Auch bei der Weltmeisterschaft will er siegen

„Beim Kickboxen kann ich mich voll auspowern“, erklärt der junge Kickboxer den Grund, weshalb er die Sportart so gerne ausübt. „Wenn man es gut kann, macht das richtig Spaß“. Der Auszubildende, der Automobilkaufmann lernt und einen Ford Mustang V 8 fährt, hat bereits mit sieben Jahren gegen Sandssäcke getreten und Schlagbirnen traktiert. Trainiert hat ihn auch schon damals der Vater. Er war ebenfalls Kickboxer, ist Personal Trainer und Chef der Schönbuch Sport Camps mit einem eigenen Kickboxteam.

Dieses verließ Mark Larsow im Alter von 14 Jahren, um etwas anderes zu machen: Handball zu spielen. Weil er Lust auf einen Mannschaftssport hatte. Im Alter von 20 Jahren begab er sich aber wieder unter die Fittiche des Vaters. „Ich war körperlich oft nicht ausgelastet“, sagt der Modellathlet. Vor kurzem wurde er als Kickboxer internationaler deutscher Meister. International ist der Wettbewerb, weil auch ausländische Sportler teilnehmen können. Und nun fiebert er der Weltmeisterschaft in Athen entgegen. Im Oktober möchte er dort wieder „etwas reißen“.

Die Sportler müssen sich gegen Tritte und Schläge schützen

Kampfsportart:
Das Kickboxen wird nach der Härte der Schläge und Tritte in den Kategorien Leicht-, Semi- und Vollkontakt ausgetragen: Beim Leichtkontakt darf der Gegner ohne Unterbrechung gemäßigt angegriffen werden, beim Semikontakt gibt es nach jedem stärkeren Treffer eine Pause, und beim Vollkontakt ist es das Ziel, den Kontrahenten mit harten Angriffen möglichst durch K.O.-Treffer zu besiegen. Weitere Kategorien sind das K1 und das K1-Sparring. Dabei sind auch Tritte gegen den Oberschenkel und Kniestöße zum Körper erlaubt. Das K1 ist mit dem Vollkontakt gleichzusetzen, das K1-Sparring mit dem Leichtkontakt. Unterschiede gibt es bei der Kampfbewertung.

Bewertung:
In den Kategorien gelten unterschiedliche Punktesysteme. Beim Leichtkontakt wird vor allem eine saubere Technik honoriert: Fußtritte und Faustschläge oberhalb der Hüfte. Berücksichtigt werden die Wirksamkeit der Angriffe und der Verteidigung sowie die Kombinationsfähigkeit beim Kampfstil.

Schutz:
Die Kämpfer müssen Handschuhe tragen, Fuß- und Schienbeinschützer, einen Kopf- und Gebissschutz sowie einen Lendenschutz.

Altersklassen
Jugendliche ab 13 Jahren beginnen mit dem Leichtkontakt. Bei den Junioren ab 16 Jahren gibt es schon Vollkontakt. Kämpfer unter 18 Jahren dürfen an Turnieren nur mit schriftlicher Erlaubnis des Erziehungsberechtigten teilnehmen. Bei den Damen und Herren kann man ab 18 Jahren kämpfen, die Senioren beginnen bei 35 Jahren.