Er spielte 17 Jahre beim VfB Stuttgart. Nun hat sich Tobias Feisthammel für den innerörtlichen Farbenwechsel entschieden. Warum es ihn von den Roten zu den Blauen zog, sagt der Neuzugang der Stuttgarter Kickers im Interview.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Bei der 0:1-Testspiel-Niederlage beim Schweizer Zweitligisten FC Schaffhausen trug Tobias Feisthammel erstmals den Dress des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Der 29-Jährige soll mit seiner Erfahrung die Mannschaft führen.

 
Herr Feisthammel, waren Sie mit Ihrem Debüt im Kickers-Dress zufrieden?
Grundsätzlich schon. Wir haben in Schaffhausen zwar mit 0:1 verloren, doch wir haben sehr wenig Torchancen des Gegners zugelassen. Darauf lag unser Fokus. Wenn wir nur eine von unseren drei glasklaren Torchancen nutzen, verlieren wir das Spiel auch nicht.
Der Trainer hat Sie gelobt. Sie hätten die Mannschaft sofort von hinten heraus souverän geführt.
Das freut mich, aber dafür bin ich ja nun mal auch geholt worden. Jetzt müssen wir weiter hart arbeiten, noch an ein paar Stellschrauben drehen, um dann topfit ins erste Punktspiel am 3. Februar in Koblenz zu gehen.
Was war entscheidend für Ihren Wechsel?
Beim VfB II herrschte seit Dezember Unsicherheit, ob oder wie es mit der zweiten Mannschaft über die Saison hinaus weitergeht. Keiner konnte mir eine klare Auskunft geben. Das hat mich als Familienvater mit zwei kleinen Kindern sehr beschäftigt.
Dann kam die Anfrage der Kickers.
Ja. Ich bin auf den VfB zugegangen, dort wollte man mir dann keine Steine in den Weg legen, und ich konnte ablösefrei wechseln.
Sie hatten auch andere Angebote, sogar aus der dritten Liga.
Ja, es gab Alternativen, aber ich stamme aus Metzingen, wohne in der Nähe von Winnenden. Für mich sind die Stuttgarter Kickers mit ihrer großen Tradition schon etwas Besonderes. Ich musste nicht allzu lange überlegen.
Wie lange läuft Ihr Vertrag bei den Blauen?
Zweieinhalb Jahre.
Er dürfte nur für die Regionalliga aufwärts gelten.
Stand jetzt ja. Aber ich zweifle nicht am Klassenverbleib. Es wird zwar nicht einfach, aber wir packen das.
Was stimmt Sie optimistisch?
Die Mannschaft hat Qualität und bekommt mit dem lange verletzten Torjäger Mijo Tunjic, Neuzugang Michael Klauß und mir erfahrene Kräfte hinzu, die die Liga kennen, aus der Region kommen und sich mit dem Verein identifizieren. Die Mischung stimmt.
Mit wem aus dem Kickers-Kader haben Sie früher schon zusammengespielt?
Mit Michael Klauß vier Jahre lang beim VfB II, mit Mijo Tunjic bei der SV Elversberg als er Regionalliga-Torschützenkönig wurde und auch Sebastian Mannström war ein halbes Jahr lang in Elversberg mein Teamkollege.
Beim VfB II haben Sie zuletzt zur Hälfte in der Innenverteidigung, zur Hälfte auf der Sechser-Position gespielt. Wo sehen Sie sich bei den Kickers?
Ich bin gelernter Innenverteidiger und kann auf dieser Position das Spiel von hinten heraus aufbauen. Da kann ich meine fußballerischen Stärken sehr gut einbringen.
Am 24. Februar steht das Derby gegen den VfB II auf dem Programm. Dürfen Sie gegen Ihren Ex-Club spielen oder gibt es eine Klausel im Vertrag, die das unterbindet?
Es gibt keine Klausel. Wenn mich Paco Vaz aufstellt, spiele ich (lacht). Ich freue mich jedenfalls riesig, wenn es los geht und kann es kaum erwarten. Ich möchte gemeinsam mit der Mannschaft mit guten Leistungen die Fans ins Stadion locken und sie begeistern.
Frage noch zum VfB II: Schafft die Mannschaft ohne Sie, den zu Hansa Rostock gewechselten Torjäger Pascal Breier und den nach Argentinien ausgeliehenen Joel Sonora den Ligaverbleib, und wie glauben Sie geht es nach der Saison weiter?
Diese Runde kann die Mannschaft den Klassenverbleib durchaus schaffen. Spieler wie Elva, Peric oder Walter haben auch schon gewisse Erfahrung. Wenn es nach der Runde möglicherweise mit einer U 21 weitergeht und weitere Stützen wegbrechen, wird es schwer. Ich kenne das eigener Erfahrung.
In wie fern?
Ich war 17 Jahre lang beim VfB. Als ich aus der A-Jugend rauskam habe ich als junger Spieler sehr von erfahrenen Kräften wie Marijan Kovacevic oder Dubravko Kolinger profitiert. Das tat meiner Entwicklung sehr gut.
Kamen Sie eigentlich dazu, sich zu verabschieden?

Vom Trainer- und Funktionsteam habe ich mich verabschiedet. Zur Mannschaft habe ich über WhatsApp nach wie vor einen guten Kontakt. Den Spind habe ich geräumt, einen Schlüssel muss ich noch abgeben.