Die Kickers bleiben im Gespräch: vor dem Spiel in Cottbus setzt Trainer Tomislav Stipic zwar nicht mehr auf Marchese und Müller, dafür auf die soziale Komponente im Team.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Ich bin auch entlassen“, sagte der Kickers-Pressechef Hans-Georg Felder am Donnerstag – und meinte: aus dem Krankenhaus. Dort wurde bei ihm am Mittwoch kurzfristig ein Nierenstein entfernt, um nach einer Nacht wieder topfit seinen Job in Degerloch zu erledigen. Ob der Heilungsprozess bei der Mannschaft auch so schnell abläuft?

 

Das wird die Frage sein nach den turbulenten letzten Tagen mit dem ersten Sieg seit 15 Spielen am vergangenen Samstag und der folgenden Degradierung der Spieler Marchese und Müller in die zweite Mannschaft, wo sie nächste Woche ins Training einsteigen sollen. Damit war das Thema nicht erledigt. Trainer Tomislav Stipic, der sich bisher nicht dazu geäußert hatte, war bei der obligatorischen Pressekonferenz gefordert. „Es war eine gemeinsame und sehr gut überlegte Entscheidung von allen Beteiligten“, sagte er – auch vom Trainer. Also kein Schnellschuss. Deshalb fügte er noch hinzu, auf die Frage ob er nicht weitere Unruhe innerhalb der Mannschaft befürchte. „Nein, das tue ich nicht.“ Zumal er in seiner Analyse des Rostock-Spiels nochmals hervorhob, dass der „soziale Bereich“ ein Faktor für den Erfolg gewesen sei. Soll heißen: „Wir sind auf dem Platz in vielen Situationen als Team aufgetreten.“

Auch der Physiotherapeut muss gehen

Wie lange der Friede anhält, dürfte nicht zuletzt vom sportlichen Erfolg abhängen, beginnend schon mit der Partie am Samstag in Cottbus. Auch wenn der Trainer hinter der Entscheidung steht, dürfte er nicht der Initiator gewesen sein, sondern die sportliche Leitung unter Michael Zeyer. „Wir tun gut daran, alles dem Ziel Klassenerhalt unterzuordnen“, sagt Stipic nun, nachdem er bei seinem Amtsantritt Anfang November zumindest nach außen hin selbst den Aufstieg nicht gänzlich ausgeschlossen hatte. „Aber wir sollten in unserer Situation aufhören, uns um was zu kümmern, was uns nichts angeht.“

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Wobei es auch intern weiter Störfeuer gibt. Am Donnerstag wurde offiziell bekanntgegeben, dass der langjährige Physiotherapeut Gabriel Dabbagh seit Montag (welch Zufall) nicht mehr zum Funktionsteam der ersten Mannschaft gehört und durch Simone Lay ersetzt wird, die bisher für die U 23 zuständig war. Vorläufig zumindest, wie Stipic betonte. „Das ging von Vereinsseite aus“, bestätigte Felder, ohne auch hier über die näheren Gründe zu sprechen – was tief ins Innenleben der Kickers blicken lässt. Zudem droht Winterneuzugang José-Alex Ikeng eine OP – und damit ein weiterer Ausfall.

Vom Normalmodus sind die Blauen also weit entfernt, das ahnt auch der Trainer: „Wir sind nach dem Rostock-Sieg nicht großartig erleichtert, sondern suchen die Anspannung, um weitere Punkte zu holen.“ Am besten schon in Cottbus, das ebenfalls zum Kreis der Abstiegskandidaten zählt. Wobei der Trainer im Vorfeld entscheiden muss: Never change a winning team – oder eine Aufstellung, die sich mehr nach dem Gegner richtet?

Wer spielt in Cottbus?

Diese Frage stellt sich vor allem, nachdem der etatmäßige Abwehrchef Marc Stein ins Training zurückgekehrt ist und auch der Mittelfeldakteur Sandrino Braun wieder zur Verfügung steht. Dafür droht Sandro Abruscia (Pferdekuss) auszufallen, so dass Fabian Baumgärtel möglicherweise wieder auf die linke Abwehrseite rückt, obwohl dort Fabio Leutenecker in der zweiten Hälfte gegen Rostock eine gute Figur abgab.

Stipic sagt: „Es geht nicht um mich, sondern um den Verein.“ In dieser Meinung ist er übrigens ganz artfremd am Mittwoch bestätigt worden: beim Basketballspiel der Ludwigsburger gegen St. Petersburg (siehe auch „Eurocup soll für Schub sorgen“): „Ich war begeistert von dem Teamgeist und der Stimmung bei den MHP Riesen. Wir wollen bald mal mit der ganzen Mannschaft dorthin.“ Wohl ohne Marchese und Müller, die haben ja – um im Bild zu bleiben – einen Korb bekommen.