Die Stuttgarter Kickers haben zu beginn der englischen Woche mit drei Heimspielen 1:2 gegen Burghausen verloren. Und nicht nur das: am Mittwoch gegen den Karlsruher SC fehlt auch noch Jerome Gondorf nach seiner gelb-Roten-Karte.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Als das Spiel 1:2 verloren war, musste der Kickers-Trainer Dirk Schuster seinen Mannen noch einmal Beine machen, damit sie nach dem Schlusspfiff zu den Fans Richtung Gegengerade liefen. „Wir waren nur noch nicht komplett und haben auf zwei, drei Spieler gewartet“, klärte Enzo Marchese später auf. „Wir wissen doch, was wir an unseren Fans haben.“

 

Viel mehr konnte und wollte der verletzte Kapitän nicht sagen, seine Stimme war heiser. Auch das Dasein auf der Bank fordert seinen Tribut nach aufreibenden 90 Minuten, nur so viel: „Burghausens Spieler konnten machen, was sie wollten.“ Und auch der Trainer Schuster konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. „Ein Spiel sollte zwischen den beiden Mannschaften auf dem Fußballplatz entschieden werden, heute haben noch andere  Personen Einfluss genommen.“ Der Schiedsrichter und seine Assistenten waren gemeint – vor allem in der 26. Minute, so etwas wie eine Schlüsselszene.

Denn Burghausens stämmiger Innenverteidiger Darlington Omodiagbe foulte den Kickers-Torjäger Marco Grüttner allein auf weiter Flur, auch wenn er möglicherweise nicht der letzte Mann war. Über eine Rote Karte hätte sich der Burghausener jedenfalls nicht beklagen können.

Wer weiß, wie die Partie dann gelaufen wäre. So hieß es: dumm gelaufen. „Wir waren die naivere Mannschaft“, sagte Schuster. Mit der ersten Chancen gelang dem Gast das erste Tor (31.). Zumindest deutete sich an, warum die Bayern die letzten fünf Spiele gewonnen haben; das ist kein Zufall, sondern ein Produkt körperlicher Robustheit und Abgezocktheit, die sich auch in manchem taktischen Foul zur rechten Zeit am rechten Ort dokumentierte.

Nach der Pause setzten die Kickers auf Offensive: Mit dem A-Jugendlichen Rico Wentsch und mit Tobias Rühle, der prompt den Ausgleich durch Grüttners neunten Saisontreffer einleitete, während Wentsch kurz danach nach einem Solo sogar die Führung auf dem Fuß hatte. Die machte dann auf der Gegenseite Burghausen, wobei nicht ganz klar war, wer den Ball zuletzt berührt hatte: Thorben Stadler (Kickers) oder Marco Holz. Egal, 2:1 Burghausen. Die größte Chance hatte aber nochmals Grüttner, der den Ball frei übers Tor zirkelte. Dennoch kein Vorwurf an ihn, auch wenn Schuster sagte: „Von den Chancen her hat die bessere Mannschaft verloren.“

Letztendlich aber fehlte ohne Enzo Marchese die Führungsfigur im Mittelfeld und vor allem der Passgeber. Gestern absolvierte der Italiener nur ein Spezialtraining, so dass ein Einsatz am Mittwoch gegen den Karlsruher SC nahezu ausgeschlossen ist. Das ist umso schwerwiegender, als auch noch Jérôme Gondorf fehlt, der sich am Samstag gleich doppelt verabschiedet hatte: erst mit seiner fünften Verwarnung, im Endeffekt dann mit Gelb-Rot (87.). „Damit fehlen uns die beiden Kreativspieler im Mittelfeld“, sagt Schuster. Was die Aufgabe gegen seinen Ex-Club nicht leichter macht. Denn gerade das Bermudadreieck im Mittelfeld war der Erfolgsgarant, bis sich Sandrino Braun ein Formtief einfing, Marchese verletzte und Gondorf gesperrt wurde.

Ob nun Marcos Alvarez’ Chancen steigen? „Wir werden schauen, dass wir ein konkurrenzfähiges Team auf den Platz bekommen“, sagt Schuster, der gestern noch einmal bei der zweiten Mannschaft vorbeischaute, in der Alvarez momentan spielt. Schuster weiß: „Man muss sich auch den Gegebenheiten anpassen.“ Zumal sich Kevin Dicklhuber am Samstag auf der linken Seite nicht empfehlen konnte.

Auch wenn der erste Versuch danebenging, hofft das Präsidiumsmitglied Guido Buchwald weiter auf 20 Punkte nach dieser Woche. Das würde laut Fußballarithmetik bedeuten, dass die Kickers nun beide Heimspiele gewinnen müssen: nächsten Samstag gegen Unterhaching und zuvor gegen den KSC. Da wird ein Rekordbesuch erwartet, so dass gerade den Fans eine besondere Rolle zufällt. Wie sagte Marchese: „Sie sind unser zwölfter Mann.“ Auch wenn es am Samstag nur 3575 waren.