Nach dem 1:0-Sieg gegen Memmingen stehen die Stuttgarter Kickers ganz dicht vor dem Aufstieg. Schon am Sonntag könnte alles klar sein.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - War das jetzt der Aufstieg? Die Geste von Enzo Marchese, der nach dem Schlusspfiff spontan in die Knie ging und die Hände zum Himmel streckte, deutete darauf hin, auch wenn der Kickers-Kapitän später sagte: „Nein, wir brauchen noch einen Punkt.“ Doch der 1:0-(1:0-)Sieg der Stuttgarter gegen den FC Memmingen am Freitagabend in der Fußball-Regionalliga ist zwei Spieltage vor dem Saisonende schon mehr als die halbe Miete auf dem angestrebten Weg in die dritte Liga.

 

So sah es auch das Präsidiumsmitglied Guido Buchwald. „Man kann davon ausgehen, dass nichts mehr passiert.“ Sollte der Konkurrent und Tabellenzweite SGS Großaspach am Sonntag bei der TSG Hoffenheim II nicht gewinnen, wäre die Regionalliga-Meisterschaft schon an diesem Wochenende perfekt. Was dann passiert? „Keine Ahnung“, sagte Marchese, „wir haben auf jeden Fall frei.“ Soll heißen: alles ist möglich, nichts muss sein.

Druckvolles Spiel vor Rekordkulisse

Am Freitagabend vor der Rekordkulisse von 5400 Zuschauern legten sich die Kickers nochmals mächtig ins Zeug. Der Druck lastete sichtbar auf der Mannschaft, aber sie machte auch Druck: Jerome Gondorf, dessen Kopfball knapp neben das Tor ging (siebte Minute) sowie Fabio Leutenecker, dessen Schuss vor der Linie geklärt wurde (12.), hatten die ersten Chancen. Das erste (und einzige Tor) machte dann aber Marco Grüttner (15.) , der nach seiner Verletzung wieder in die Startformation gerückt war und nach einer Gondorf-Flanke den Ball über die Linie drückte.

Der Dank der Mannschaft ging jedoch an den verletzten Torwart Günay Güvenc, dessen Trikot mit der Nummer 23 die Spieler spontan in die Höhe reckten. „Das hat er sich verdient, nachdem er in den letzten Wochen überragend gehalten hat“, sagte Marchese. Sein Ersatz Daniel Wagner musste immerhin zweimal gegen Memmingens Andreas Hindelang klären.

Mit dem Zug nach Nürnberg

„Wir haben auf das zweite Tor gespielt und auch die Chancen gehabt“, sagte Marchese. Wobei die sich nach der Pause in Grenzen hielten. Die beste hatte Patrick Auracher nach einem Eckball, als er per Kopf nur die Latte traf (76.). „Über die Art und Weise des Sieges will ich mich gar nicht so sehr auslassen“, sagte ein sichtbar erleichterter Kickers-Trainer Dirk Schuster, „das wichtigste waren heute die drei Zähler.“ So sah es auch Marchese: „Auch für ein 1:0 gibt es drei Punkte. Die wollen wir jetzt auch nächste Woche in Nürnberg holen. Ich habe gehört, dass da sogar ein Zug hinfährt.“ Stimmt. Man darf aber getrost davon ausgehen, dass sich der eine oder andere Kickers-Fan bereits am Sonntag auf den Weg nach Hoffenheim machen wird. Dirk Schuster ist aber sicher nicht dabei. Wie er den Mittag verbringt? „Ich werde versuchen, mich irgendwo abzulenken. Vielleicht bei einem Halbmarathon.“