Am Freitag feiern Kids of Adelaide ihr neues Album mit einem Konzert im Wizemann. Da wird auch klar werden, warum der Sound des Stuttgarter Pop-Duos so füllig klingt wie der einer ganzen Band.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Würde man das am Freitag erscheinende Album der Stuttgarter Band Kids of Adelaide anhören, ohne die Musiker je gesehen zu haben: der zurückgelehnt groovende Sound würde einem auffallen, auch das entspannte Songwriting und der fein modulierte zweistimmige Gesang. Woran man nicht denken würde: dass diese Popmusik von nur zwei Musikern gemacht wird – die den fülligen Sound auf dem Album „Black Hat And Feather“ genau so live auf der Bühne vortragen. Am Freitag bei der Album-Releaseparty im Wizemann zum Beispiel.

 

„Die neuen Songs kann man genau so auch live spielen“, sagen Benjamin Nolle, 27, und Severin Specht, 26, alias Kids of Adelaide. Und trotzdem drücken sie mehr nach vorn, sind tanzbarer. „Weil die Bassdrum durchläuft. So kommt auch beim Publikum viel mehr rüber.“

A propos Publikum: die beiden Musiker sind geübt darin, ihre Zuhörer so direkt wie möglich anzusprechen. Klarer Fall: Straßenmusikervergangenheit. Die beiden mussten Passanten zum Stehenbleiben bewegen und lauter singen und spielen als der gern in unmittelbarer Nähe aufgebaute Drehorgelspieler. So hat bei Kids of Adelaide vor vier, fünf Jahren alles angefangen. Und man verrät nicht zu viel, dass zu jedem Konzert auch ein Part gehört, bei dem die Musiker ins Publikum gehen und gänzlich unverstärkt spielen und singen – auch bei der jetzt anstehenden Tour.

Mal davon abgesehen, dass nicht jeder im Popgeschäft die nötige Kraft in der Stimme hat – mit dem Gang in den Zuschauerraum sind Kids-of-Adelaide-Konzerte „intim“ und „authentisch“. Und in dem Fall sind das nicht die Lieblingsadjektive, die irgendein Werbefachmann aufs Plakat schreibt.

In der Mitte der Straße

Musikalisch bewegen sich Kids of Adelaide genau in der Mitte der Straße. Ja, die beiden machen eingängige Popmusik – aber sie biedern sich nicht an. Balladen sind bei Kids of Adelaide keine Schnulzen, Mitmachnummern kein Humpa-Dumpa. Stattdessen: feiner zweistimmiger Gesang, der Rhythmusgruppe entwachsende kleine Melodien und, ja: Schlagzeug. Oder so etwas in der Art. Specht und Nolle haben beim Gitarrespielen ja zumindest die Füße frei; mit denen spielen sie Bassdrum und Tamburin. Und das wie schon erwähnt so füllig, dass man meint, eine Band vor sich zu haben. Das Publikum ist der dritte Mann, es darf mitmachen und mitsingen.

„Auch als wir von der Straße auf die Bühne gegangen sind, wollten wir bewusst zu zweit bleiben“, erzählen die beiden. Auf der größeren Bühne muss eben der Sound auch ein bisschen breitbeiniger daherkommen. Dabei hilft Severin Spechts Bruder Sebastian, bei dem das neue wie auch das alte Album aufgenommen wurden. Veröffentlicht wird es beim Stuttgarter Label Green Elephant Records, bei dem auch Tiemo Hauer mitmischt.

Es geht also recht familiär zu, auch wenn Kids of Adelaide mit Popgrößen wie Jamie Cullum, Robert Plant oder Donovan Frankenreiter die Bühne geteilt haben. Im Vorprogramm dieser Künstler überzeugten sie offenbar so sehr, dass sich bald eine eigene Tour anschloss, auf der das Duo der Hauptact war.

Dieser Song muss ins Radio

Für die jetzt anstehende Tournee sind schon die etwas größeren Clubs gebucht. „Wir haben uns bei den Profis eben viel abgeschaut, haben viel gefragt“, berichten Specht und Nolle. Und: „Das Gesamtpaket macht irgendwie schon was her – musikalisch wie auch von der Besetzung her. Zu zweit auf der Bühne ist schon was Besonderes“, erzählen die Musiker, „und inzwischen kommen auch immer mehr Männer zu unseren Konzerten“.

Das sei hier auch noch gesagt: Kids of Adelaide machen zwar gefühlige Musik, vermeiden aber jedes Frauenschwarm-Klischee. Die Bühnen könnten also leicht noch größer werden, wenn es Kids of Adelaide ins Mainstream-Radio schaffen würden. Die neue Single „Jinx“ würde dafür taugen: sie hat einen eingängigen Refrain, keine Längen und eine schöne Pianomelodie. Zu wünschen wäre es den Kids of Adelaide – und genauso sehr den Radiohörern.

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