Es ist ein lauer Abend, dem Sommer näher als dem Frühling. Der Hausherr trägt eine graue Hose, weiße Turnschuhe aus Herzogenaurach und ein paar kleine Falten im Gesicht, die ihm für gewöhnlich weggeschminkt werden in der Maske. Das gehört zu seinem Job, in dem es gute Scheine gibt für den hübschen Schein.

 

Malte Arkona schnuppert schon früh Bühnenluft. Als sechsjähriger Bub tanzt er in Hannover im Ballett, mit acht bekommt er seine erste Rolle am Theater. Seine Mutter hat in der Zeitung gelesen, dass Schauspieler gesucht werden für "Das Haus in Montevideo" von Curt Goetz.

Als er zehn ist, zieht die Familie nach München. Während andere aus seiner Klasse kicken, spielt Malte lieber Klavier, bevorzugt Beethoven und Mozart. Es ist seine Art, sich abzugrenzen gegen ein Elternhaus, in dem sonntagmorgens zum beschaulichen Frühstück die harten Songs von ZZ Top durch die Stube wummern. Das klingt seltsam, ist aber nicht allzu verwunderlich, wenn der Vater Hannes Arkona heißt und ein Rockstar ist, der mit seiner Gruppe Eloy große Hallen füllt.

"Tigerentenclub" und zugleich "Fröhlicher Alltag"

Was tut ein Halbwüchsiger, der sich nicht reiben kann an spießigen Eltern, der gedüngt wird mit dem Geist von Freiheit und Rock'n'Roll? Er spielt aufrecht sitzend vor dem Klavier von Frau Mattheis anspruchsvolle Klassik. Adagio Cantabile. So was prägt. Im Affalterbacher Bullerbü gibt es einen weißen Flügel aus dem Jahr 1911, vor dem ein Heft liegt, in das Malte Arkona einst unter den gestrengen Blicken von Frau Mattheis die gehobene Notenliteratur säuberlich und eselsohrenfrei eingeklebt hat. "Na ja", sagt Malte Arkona ein halbes Leben später und klimpert dabei ein bisschen auf seinem Flügel, "die E-Gitarre war bei uns halt schon besetzt."

Während seine Mitschüler kickten, spielte Malte Klavier

Es ist ein lauer Abend, dem Sommer näher als dem Frühling. Der Hausherr trägt eine graue Hose, weiße Turnschuhe aus Herzogenaurach und ein paar kleine Falten im Gesicht, die ihm für gewöhnlich weggeschminkt werden in der Maske. Das gehört zu seinem Job, in dem es gute Scheine gibt für den hübschen Schein.

Malte Arkona schnuppert schon früh Bühnenluft. Als sechsjähriger Bub tanzt er in Hannover im Ballett, mit acht bekommt er seine erste Rolle am Theater. Seine Mutter hat in der Zeitung gelesen, dass Schauspieler gesucht werden für "Das Haus in Montevideo" von Curt Goetz.

Als er zehn ist, zieht die Familie nach München. Während andere aus seiner Klasse kicken, spielt Malte lieber Klavier, bevorzugt Beethoven und Mozart. Es ist seine Art, sich abzugrenzen gegen ein Elternhaus, in dem sonntagmorgens zum beschaulichen Frühstück die harten Songs von ZZ Top durch die Stube wummern. Das klingt seltsam, ist aber nicht allzu verwunderlich, wenn der Vater Hannes Arkona heißt und ein Rockstar ist, der mit seiner Gruppe Eloy große Hallen füllt.

"Tigerentenclub" und zugleich "Fröhlicher Alltag"

Was tut ein Halbwüchsiger, der sich nicht reiben kann an spießigen Eltern, der gedüngt wird mit dem Geist von Freiheit und Rock'n'Roll? Er spielt aufrecht sitzend vor dem Klavier von Frau Mattheis anspruchsvolle Klassik. Adagio Cantabile. So was prägt. Im Affalterbacher Bullerbü gibt es einen weißen Flügel aus dem Jahr 1911, vor dem ein Heft liegt, in das Malte Arkona einst unter den gestrengen Blicken von Frau Mattheis die gehobene Notenliteratur säuberlich und eselsohrenfrei eingeklebt hat. "Na ja", sagt Malte Arkona ein halbes Leben später und klimpert dabei ein bisschen auf seinem Flügel, "die E-Gitarre war bei uns halt schon besetzt."

Ein gaudiger Typ ist er von Haus aus, ein Lächler vor dem Herrn, einer, dessen Glas irgendwie immer halb voll zu sein scheint, egal, was kommt. Mit solcherlei Rüstzeug kann man im späteren Leben manchen Spagat wagen. Zum Beispiel den "Tigerentenclub" moderieren, die Kultsendung, bei der im Kinderkanal das frühpubertäre Publikum manchmal vor Aufregung ein bisschen in die Hose pieselt und zugleich den "Fröhlichen Alltag" im volkstümlich angehauchten SWR-Abendprogramm, wo angeblich beim gesetzteren Publikum mitunter Ähnliches passiert wie im "Tigerentenclub", nur dort eben aus anderen Gründen.

Elefanten in Thailand und Algen mit Sonnenbrand

Nach dem Abitur in München probiert sich Malte Arkona bei Castings aus, während seine Freunde aus der Schule studieren oder einer Lehre nachgehen. Er bewirbt sich lieber für Werbespots und jobbt in der Requisite des Münchner Gärtnerplatztheaters. Dabei wird eine ausbaufähige Stimme offenbar, und frech wie er ist, meldet er sich bei Hanno Blaschke, Professor für Gesang, welcher ihn unter seine Fittiche nimmt, ohne dafür einen Pfennig zu verlangen. "Alles, was ich heute mit meiner Stimme kann, habe ich ihm zu verdanken."

Malte Arkona bekommt nicht nur Gesangsunterricht, sondern auch kleinere Gastauftritte im "Marienhof". Er spricht Radiowerbung, und irgendwann wird bei der ARD das neue Gesicht für den "Tigerentenclub" gesucht. Malte ist zweite Wahl, und durch einen Zufall rutscht er als Quereinsteiger nach. So kann es gehen.

Von 2006 bis 2008 präsentiert der neue Stern am Moderatorenhimmel die Sendung für die junge Zielgruppe. Mehr als die Hälfte des Jahres lebt er aus dem Koffer. Malte, wie ihn alle nennen, fliegt nach Nairobi, und interviewt dort Kinder in Elendsvierteln. Er reitet auf Elefanten durch den thailändischen Dschungel, kutschiert durch Hollywood und lässt sich in Spitzbergen von Wissenschaftlern erklären, warum die Algen im Meer Sonnenbrand haben.

"Irgendwann war ich der junge Vater, statt großer Bruder"

52 Folgen gibt es im Jahr, gedreht wird meistens in einer Göppinger Fabrikhalle. Der Star wohnt während der Produktion in einem Stuttgarter Hotel und wird dort jeden Tag vom Fahrer abgeholt. Eines Morgens sitzt Anna aus Affalterbach mit im Wagen, die sich um die Kleinen im Publikum kümmern soll. Für den großen Moderator interessiert sich die angehende Kinderkrankenschwester nicht. "Wieso findet die mich nicht toll?", fragt sich Malte und lädt sie zum Salatessen ein. Es ist der Anfang einer Beziehung, die bis heute andauert. Für Anna wird der Reisende heimisch und zieht von München in die schwäbische Provinz.

Nach sechs Jahren als Vormann des "Tigerentenclubs" ist Schluss. "Irgendwie war ich für die Kids nicht mehr großer Bruder, sondern junger Vater", sagt er und spielt mit einem Glas Wasser, das vor ihm auf Zuspruch wartet. Der Südwestrundfunk bietet ihm den "Fröhlichen Alltag" an, Malte macht mit. Zweieinhalb Jahre moderiert er die populäre Unterhaltungssendung, interviewt Tony Marshall und ulkt mit seiner ländlichen Assistentin Frau Wäber. Er muss sich dafür nicht verbiegen. "Dass die Leute dort einfach nur auf eins und drei klatschen wollen, kann ich gut verstehen, wenn man bedenkt, dass sie teilweise im Krieg erlebt haben, wie alles kaputt ging. Wir sind heute von Luxus gepudert, diese Generation hatte es deutlich schwerer."

Seine Texte lernt er in der Badewanne

So denkt und redet er, der nette Herr Arkona, stets verbindlich, meistens im Kammerton und immer irgendwie getrieben von fidelem Erlebnishunger. Den Grüßgottonkel bei den Schlagerfans gibt er inzwischen nicht mehr, dafür sucht er jetzt "Die beste Klasse Deutschlands". Von Montag an läuft die neue Staffel, jeweils um 19.25 Uhr im Kinderkanal. 21 Sendungen sind produziert. Malte kennt die Sieger und schweigt. Alle sechsten und siebten Schulklassen in Deutschland konnten sich für den Wettbewerb einschreiben. Auf 32 Startplätze haben sich 2443 Klassen beworben.

Das klingt nach hart verdientem Geld. "Rudi Carrell hat mal gesagt, dass man nur etwas aus dem Ärmel schütteln kann, wenn man vorher auch was reinsteckt", doziert der Quizmaster. Wenn man die beste Klasse im Land sucht, schauen erfahrungsgemäß auch pensionierte Physiklehrer zu, und die schreiben gerne Leserbriefe an die Redaktion, sofern der vermittelte Stoff nicht ganz dem Stand der Wissenschaft entspricht. Folglich büffelt auch der Moderator wie in besten Schulzeiten. Seine Texte lernt er oft in der Badewanne. Umspült von temperiertem Wasser erobert er sich die Welt, die er zu erklären hat. Es gibt schlechtere Jobs. "Ich hatte Glück ohne Ende", sagt Malte Arkona über seine Karriere, in der es auch manche Superlativen gibt, wie sie Intendanten gefallen. Bei der letzten Staffel der Schülershow hatte er Traumquoten beim jungen Publikum - bis zu 36 Prozent. Damit lag Malte Arkona im direkten Vergleich vor "Hannah Montana". Wer die Kids von heute kennt, ahnt, was das heißt.

"Ich weiß, wie schnell alles vorbei sein kann"

Draußen in Bullerbü zwitschern die Amseln. "Ich weiß, wie sie das machen", sagt der Gastgeber in der Art, wie Klassenstreber manchmal auftreten. Keiner fragt, Malte antwortet. Er hatte das Thema Vögel in einer seiner Sendungen. Danach rief Oma Edith, 83, aus Hannover an, um ihm wie so oft die Meinung zu geigen, was im Zweifel härter ist als das Studium der obligatorischen Quoten am nächsten Morgen. "Ach Malte, was war denn das wieder für ein schrecklich buntes T-Shirt?"

Für dieses Jahr ist er fast ausgebucht. Proben für eine Hauptrolle in der Operette "Das Schwarzwaldmädel"; Vortrag an der Musikhochschule Hannover über Konzertmoderationen; Interview mit Torwart Manuel Neuer für ein Jugendmagazin; Hausarbeit fürs Studium über Rezeptionen des Sinfoniefragments D 936 A von Franz Schubert; Synchronsprechen für den Janosch-Film; Musicalproben in München. "Ich weiß, wie schnell alles vorbei sein kann", sagt Malte Arkona. "Deshalb genieße ich es, so lange es geht."

Den wahren Genuss gibt es ohnehin zu Hause in Bullerbü mit Anna und ihrer Familie, die ganz in der Nähe wohnt. Seine Schwiegereltern haben drei eigene Kinder und dazu noch drei Adoptivkinder, eines davon behindert. Sonntags gehen sie in voller Mannschaftsstärke zum Stammitaliener um die Ecke, und mindestens einmal im Jahr fahren alle zusammen ans Meer. "Da bin ich der Unwichtigste von allen", sagt er, "und einfach nur der Malte."

Kinder sind spontan, authentisch und unnachahmlich. Keiner weiß das besser als der tigerentenerprobte Moderator von "Die beste Klasse Deutschlands", der nichts hält von teutonischer Bildungspanik, aber umso mehr von den Werten einer Familie. "Ich möchte vier Kinder haben und später mit meinen Urenkeln über die Welt diskutieren", sagt Malte Arkona und schaut nachdenklich in seinen prallvollen Kalender. "So langsam sollte ich damit anfangen."